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Die Frage der Todesstrafe - Zwölf Antworten

 
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jurico
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 03.08.2005
Beiträge: 6123
Wohnort: Chemnitz

BeitragVerfasst am: 08.01.06, 15:23    Titel: Die Frage der Todesstrafe - Zwölf Antworten Antworten mit Zitat

"Die Frage der Todesstrafe - Zwölf Antworten"

Fischer Bücherei, 1965


Das Buch - schon etwas in die Jahre gekommen - faßt eine Sendereihe des Süddeutschen Rundfunks zusammen, die sich mit dem Thema Todesstrafe befaßte.

Auf dem Einband dieses Buches heißt es:
"Dieses Buch gibt Auskunft über
Praxis und Problematik der Todesstrafe in der Geschichte,
Erfahrungen und Erkenntnisse des Juristen, Biologen, Mediziners, Psychologen, Lehrers und Publizisten,
philosophische, praktische und theologische Argumente für und wider die Todesstrafe,
Tatsachen und Stellungnahmen kompetenter Autoren, deren Kenntnis für die Diskussion der Todesstrafe notwendig ist."


Ein vielversprechendes Programm, nur schade!, daß das Buch seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.


Am Anfang des Buches stehen die Beiträge von Reinhart Maurach, Eberhard Schmidt und Wolfgang Preiser, die sich allgemein mit Schuld, Strafe und der Geschichte der Todesstrafe befassen. Diese Beiträge kann ich dem interessierten Leser uneingeschränkt empfehlen.

Der Aufsatz von Hans Heinrich Jescheck über "Die Todesstrafe in ausländischem Recht" ist zeitlich inzwischen teilweise überholt, aber dennoch informativ.

Sodann folgen die Beiträge des Zoologen Adolf Portmann und des Psychiaters Ernst Kretschmer, in denen es um die "Tötungshemmung und Arterhaltung als biologische Probleme" (Portmann) und "die Selbstverantwortung als medizinisch-psychologisches Problem" (Kretschmer) geht. Beide Autoren beschreiben zwar das, was aus den Überschriften ihrer Aufsätze hervorgeht. Einen konkreten Bezug zur "Frage der Todesstrafe" arbeiten sie jedoch nicht heraus. Insoweit sind diese Beiträge „für die Diskussion der Todesstrafe“ nicht "notwendig."

Der Psychologe und Pädagoge Albert Huth äußert sich zum "Mörder und Mord als Vorbild". Zitat: "Wenn nämlich Kunz nach seinem ersten Mord 1955 hingerichtet worden wäre, hätte er die anderen beiden Morde nicht mehr begehen können. Es ist einfach unverständlich, warum er nach seinem zweiten Mord die lächerliche Strafe von drei Jahren erhielt und dann noch vorzeitig entlassen wurde, damit er seinen dritten Mord begehen konnte." (Hervorhebung von mir)

Interessant ist dagegen wieder der Aufsatz des Juristen Ernst Müller-Meiningen, der sich mit dem Thema "Todesstrafe und öffentliche Meinung" auseinandersetzt. Dieser Aufsatz ist heute noch genauso aktuell wie damals.

"Die rationalen Gründe für die Todesstrafe“ des Juristen Adolf Süsterhenn beschränken sich darauf, zu behaupten, die Todesstrafe sei "im Dienste der Gerechtigkeit" notwendig. "Rationale" Argumente sucht man bei ihm jedoch vergebens. – Nicht nur Kelsen fragte: "Was ist Gerechtigkeit?" und fand keine befriedigende Antwort.

Demgegenüber sind "Die rationalen Gründe gegen die Todesstrafe" des Juristen Paul Bockelmann sehr lesenswert. Er beleuchtet unter anderem das Problem der irrtümlichen Hinrichtung eines Unschuldigen („Justizmord“) näher. „Manche von ihnen [der Anhänger der Todesstrafe] glauben, der Gefahr des Justizmordes lasse sich dadurch begegnen, daß der Vollzug der Todesstrafe auf alle Fälle beschränkt wird, in denen an der Schuld des Verurteilten wirklich kein Zweifel besteht. Sie übersehen dabei, dass Zweifel an der Schuld des Angeklagten nicht nur den Vollzug der Todesstrafe, sondern schon die Verurteilung ... zur Strafe überhaupt ausschließen müssen. ... Ich habe nicht den Eindruck, dass diejenigen, welche den Vollzug der Todesstrafe auf Fälle unzweifelhaft bewiesener Schuld des Angeklagten beschränken wollen, diese Konsequenzen sehen."

"Die theologischen Argumente für und wider die Todesstrafe" (Walter Künneth) sehe ich in einer pluralistischen Gesellschaft nicht als zwingend an. Auch Künneth selbst nicht: "Eine derartige theologische Argumentation zugunsten der Todesstrafe ist freilich nur möglich auf dem Grund eines biblischen Gesamtverständnisses über die göttliche Weltordnung und über die Rolle, welche die menschliche Existenz in ihr zu spielen hat." - Was aber, wenn es am "biblischen Gesamtverständnis" fehlt?

Am Ende schließlich befasst sich der Philosoph Karl Löwith überwiegend mit der Frage, ob der Selbstmord zu rechtfertigen sei. - Todesstrafe für (versuchten) Selbstmord?


Fazit: Ein Buch, das zum Teil ansprechende Beiträge zum Thema enthält, zum Teil aber auch mehr Fragen aufwirft (insbesondere die Frage: Was hat dieser Aufsatz mit der Todesstrafe zu tun?), als daß es Antworten liefert. Aber auch das regt zum Weiterdenken an.


siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe
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