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Verfasst am: 29.10.04, 21:25 Titel: DRGs und Notfallpatienten
Guten Abend,
in der Online-Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes vom 21.10.04 war zu lesen, dass es seit der Einführung der DRGs zu Vorfällen kommt, die durch Verweigerung medizinischer Versorgung das Leben von Patienten gefährden.
In einem dieser Fälle wurde ein schwerverletzter Patient von 12 (!!!) Krankenhäusern abgewiesen, in einem anderen Fall musste ein Rettungshubschrauber eine Stunde lang mit einem Patienten an Bord in der Luft kreisen, bevor ein Krankenhaus sich bereit erklärte, diesen Patienten aufzunehmen.
Sind Ärzte in Deutschland verpflichtet, Notfallpatienten zu behandeln oder ist dies eine reine Ermessensfrage, deren Beantwortung im konkreten Fall von der finanziellen Situation des Krankenhauses abhängt?
Anmeldungsdatum: 12.09.2004 Beiträge: 4985 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 04.11.04, 17:55 Titel:
Liebe Maren, das Problem ist seit vielen Jahren bekannt und wird sich verschärfen. Ich habe schon vor Jahren an der vordersten Front als Assistenzarzt gegen diese Mißstände gekämpft.
http://www.medizin-forum.de/neuro/
Verbessert hat sich nichts.
Ursache ist nicht das Verantwortungsgefühl der Ärzte, sondern generell die unklaren Zuständigkeiten und schlechte Organisation in unserem Gesundheitswesen.
Die Politik beschließt Bettenkapazitäten abzubauen. Nachts liegen die Notfallpatienten häufig nicht im Zimmer sondern auf dem Gang. Die Leitstelle fragt bei überbelegten Kliniken an, Antwort: "voll" oder "Team im OP" oder "gerade mit Unfall beschäftigt". Irgendwann sind einfach Kapazitäten erschöpft. Die Politik hat entschieden, dass man diese Zustände in Kauf nehmen will bzw. muss. Die armen nachdienstgestressten Ärzte können am wenigsten dafür, sodern werden selbst gnadenlos ausgenutzt.
Den meisten Kliniken geht es finanziell immer schlechter. Die Kassen haben kein Geld mehr sondern Schulden. Die Tendez ist nicht rosig. _________________ Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.recht.de
Anmeldungsdatum: 12.09.2004 Beiträge: 4985 Wohnort: Bad Nauheim
Verfasst am: 07.11.04, 12:28 Titel:
Zitat:
das sind doch EInzelfälle...
Das entspricht nicht meiner jahrelangen Alltagserfahrung im Notfall- und Akutmedizinbereich. Es sind keine Einzelfälle sondern es ist in einigen Regionen die Regel. Nur geschieht eben sehr viel ohne dass es an die Öffentlichkeit kommt.
Jeder der den Schweigekodex im Gesundheitswesen bricht, läuft Gefahr, dass sich dies negativ auf seine Karriere auswirkt. Daher haben auch Einzelberichte eine Indikatorfunktion und sind daher wichtig. Es gilt aber neben der Kritik konstruktive Lösungswege zu finden. Aber dazu muss man das Problem erst mal akzeptieren. _________________ Herzlichen Gruss
Ihr Achim Jäckel
www.recht.de
Ohja, das kann ich nur unterstützen.
Ich bin Rettungssanitäter und arbeite derzeit in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Die Zustände sind einfach katastrophal. Wenn sich da nicht bald etwas ändert, dann seh ich echt schwarz. Verpflichtung hin oder her, es ist manchmal einfach nicht möglich, Notfallpatienten aufzunehmen, weil schlichtweg keine Ärzte und keine Bettenkapazitäten vorhanden sind.
naja man muss sich auch ansehn was das alles kostet.
Man sollte lieber darüber nachdenken ob man nicht spezielle Aufnahmen für Privatpatitenten baut.
Die zahlen mehr also sollten sie auch bessere medizinische Versorgung haben!
Verfasst am: 17.11.04, 02:23 Titel: ach was soll dass denn nun schon wieder ?
nanana, ganz so schlimm ist es nicht...
... wenn ein Notfallpatient in der Tür steht dann darf er nicht weggeschickt werden - das wäre unterlassene Hilfeleistung.
Der KH-Arzt darf den Patienten erst wieder weg-/weiterschicken wenn:
* er ihn sicht angesehen hat
* er notwendige stabilisierende Maßnahmen getroffen hat
* er den Patienten für transportfähig erklärt
* seinen Transport organisiert hat
UND
* er die Übernahme in einer Zielklinik organisiert hat !!!!!
Grundsätzlich muss ein Patient zur nächsten geeigneten Klinik transportiert werden, wenn der Patient erstmal da ist, dann siehe oben.
Wenn allerdings der NA oder RA keinen Arsch in der Hose haben und sich von solchen Ausreden leiten lassen und mit dem Patienten lieber "eine halbe Nacht" durch die Lande fahren, so ist es deren Problem !
Ausserdem, mal ein ganz anderer Aspekt:
Klar wird im KH-Wesen gekürzt, alle schimpfen auf die DRGs, die Ärzte und Pfleger sind überlastet.
Aber Leute: was liegt denn so alles im KH rum ? Was wird denn so alles operiert ? Was liegt denn so alles auf der Intensivstation ?
Da liegen Leute noch im Krankenhaus weil die häusliche Versorgung nach Entlassung nicht geklärt ist, weil die Familie des Privatpatienten es so wünscht oder oder oder...
...da werden Leute operiert obwohl deren Prognose infaust ist ... aber der Operateur bruacht diese OP für seinen Schein ... und abrechnen lässt die sich ja auch ...
da liegen Leute auch Intensivstation die da nicht hingehören ... entweder weil ein diensthabender Arzt zu unerfahren ist und die Leute lieber auf die "Intensiv" abschiebt oder weil man schiss hat einem Patiententestament zu folgen ...
da liegen Leute noch auf Intensivstation weil die Krankenkasse die Kostenübernahme einer OP herauszögert ...
da liegen Leute auf Intensiv weil man glaubt dass sie auf Normalstation nicht gut gepflegt werden können...
Hier wird immer auf hohem Niveau gejammert !
Ich finde es gut dass die KHs mal anfangen müssen mir ihrem Geld zu wirtschaften; jeder muss sich Gedanken machen welche Geldausgabe sinnvoll ist, jedes Zögern kostet dann nämlich Geld. Und das muss - vor allem die Ärzteschaft - mal kapieren. (In der eigenen Praxis geht es doch auch ?!?! )
Die DRGs bedeuten keine schlechtere Versorgung, sie soll nur auf die konzentriert werden, die sie wirklich nötig haben.
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