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Defintion Zwangsprostitution

 
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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 09:20    Titel: Defintion Zwangsprostitution Antworten mit Zitat

Hallo,
habe letztens von jemanden den Kommentar gehoert, dass "der Wunsch Geld zu verdienen den Zwang bei der Zwangsprostitution ausmacht".
Diese Einschaetzung wurde nur allgemein mit "persoenlichen Erfahrungen" begruendet.

Mich interessieren jetzt die Fakten, vor allem welche Sorten Zwang es gibt und wie oft diese vorkommen.
wiki: (http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsprostitution#Opferstruktur)
"In der EU werden schätzungsweise jedes Jahr 200.000 Zwangsprostituierte durch Menschenhändler an Zuhälter verkauft."

Handelt es sich jetzt bei allen 200000 um die uebelsten und schlimmsten Faelle, also die Frauen werden entfuehrt/getaeuscht, dann Gefangen gehalten und geschlagen und vergewaltigt, bis sie sich dem Willen ihrer Entfuehrer beugen, dann passiert in Europa Jahr fuer Jahr etwas, dass man vom Ausmass her nur mit Kriegsverbrechen vergleichen koennte.

Nun scheint aber der Begriff "Zwangsprostitution" nicht immer diese Situation zu beschreiben, denn wiki:
"Von 933 der 1.235 Opfer ist bekannt, wie sie „angeworben“ wurden. 45% wurden über den Grund der Reise getäuscht, 30,3% wurden über „Künstleragenturen“ und Zeitungsinserate beschafft, 8,7% wurden gewaltsam verschleppt, und 32,3% der Frauen wussten um ihre Bestimmung und waren damit nach eigener Aussage einverstanden."
Mal abgesehen, dass mir hier nicht klar ist, welche Prozente sich genau zu 100 addieren, wussten immerhin 32,3%, dass sie als Prostituierte arbeiten sollen. Der Begriff Zwangsprostitution erscheint damit zumindest als erklaerungsbeduerftig.


"Von 580 Opfern ist bekannt, ob sie schon in ihrem Heimatland als Prostituierte tätig waren. Von diesen waren 23,5% (136 Frauen) schon zuvor Prostituierte."
Hier erscheint mir der Begriff Zwangsprostituierte noch merkwuerdiger, denn wenn das bereits vorher die Taetigkeit war.

"Es liegen Daten über 827 Opfer vor. Bei 52,8 % dieser Opfer wurde Gewalt angewendet."
Leider steht da nicht, wie viele bedroht wurden.

"Von 592 Opfern wurde ein Drittel bedroht, keine Aussagen bei der Polizei zu machen, da sonst die Angehörigen in der Heimat geschädigt würden."
Es scheint Faelle zu geben, wo weder gedroht wurde noch Gewalt angewendet wurde, warum werden diese bei Zwangsprostitution gezaehlt?

Dazu ist die Statistik noch sehr duerftig(1152 von ca. 20000 Faellen in Deutschland) und desweiteren zu den brutaleren Versionen hin verschoben, da diese natuerlich eher gerichtlich erfasst werden - wusste eine Frau worauf sie sich einlaesst, wird keine Gewalt gegen sie angewendet und erhaelt sie ausreichend Geld fuer ihre Vorstellungen wird sie kaum zur Polizei gehen.

Also, wie ist Zwansprostitution definiert und wie viele von den geschaetzten 200000 Faellen in Europa sind die brutale Version?
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Redfox
FDR-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 09:32    Titel: Re: Defintion Zwangsprostitution Antworten mit Zitat

carn hat folgendes geschrieben::
.... dann passiert in Europa Jahr fuer Jahr etwas, dass man vom Ausmass her nur mit Kriegsverbrechen vergleichen koennte.


Über die hier jetzt mal ausführlich gesprochen werden muß Böse Sehr böse Geschockt Lachen
_________________
Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. (Goethe, Maximen und Reflexionen).
無爲 / 无为
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RATom
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Anmeldungsdatum: 15.11.2006
Beiträge: 124

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke entscheidend ist hier nicht der Weg zur Prostitution, sondern sozusagen der "IST-Zustand". Ich kann mir sogar gut vorstellem, daß eine sehr große Zahl von Frauen (bei Männern soll das im Übrigen auch vorkommen) tatsächlich "feiwillig" diesen Weg beschreiten. Zum Zwang wird es in dem Moment, in dem sie in Abhängigkeiten geraten, die es ihnen unmöglich machen, wieder auszusteigen. Das fängt sicherlich bei dem klassischen Klische vom Zuhälter an, dürfte aber auch deutlich diffizieler funktionieren - zum Beispiel durch geförderte Drogenabhängigkeit, eine geschickt aufgestellte "Schuldenfalle" usw.
Unter diesem Gesichtspunkt befürchte ich, daß ein sehr großer Anteil von Prostituierten unter Zwangsprostitution zu leiden haben.
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carn
FDR-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

RATom hat folgendes geschrieben::
Ich denke entscheidend ist hier nicht der Weg zur Prostitution, sondern sozusagen der "IST-Zustand".


Im Prinzip ja, aber ich habe diese Sachen trotzdem erwaehnt, da sie dem mir bekanntem gaengigen Klischee widersprechen, dass die Betroffenen mit Betrug oder gar Entfuehrung hierher geschafft werden. Desweiteren liegt in den Faellen in denen die Opfer erstmal sich freiwillig darauf einlassen nicht unbedingt Menschenhandel vor, obwohl Menschenhandel und Zwansprostitution immer zusammen genannt werden.

RATom hat folgendes geschrieben::

Zum Zwang wird es in dem Moment, in dem sie in Abhängigkeiten geraten, die es ihnen unmöglich machen, wieder auszusteigen. Das fängt sicherlich bei dem klassischen Klische vom Zuhälter an, dürfte aber auch deutlich diffizieler funktionieren - zum Beispiel durch geförderte Drogenabhängigkeit, eine geschickt aufgestellte "Schuldenfalle" usw.


Aber eine Schuldenfalle ist doch nichts anderes als eine versteckte Gewaltdrohung. Denn der "Glaeubiger" wird seine Schulden nicht vor Gericht einklagen, sondern das Geld aus dem "Glaeubiger"/dessen Verwandten herauspruegeln.

RATom hat folgendes geschrieben::

Unter diesem Gesichtspunkt befürchte ich, daß ein sehr großer Anteil von Prostituierten unter Zwangsprostitution zu leiden haben.


Gibt es irgendwo glaubhafte Schaetzungen?
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Nörgler
FDR-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 08.05.2006
Beiträge: 532

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 12:41    Titel: Re: Defintion Zwangsprostitution Antworten mit Zitat

carn hat folgendes geschrieben::
dass "der Wunsch Geld zu verdienen den Zwang bei der Zwangsprostitution ausmacht".


Und der Wunsch, Geld zu verdienen macht auch den Zwang zur Arbeit aus. Bin ich jetzt Zwangsarbeiter?
_________________
Nomen est Omen
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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 13:01    Titel: Re: Defintion Zwangsprostitution Antworten mit Zitat

Nörgler hat folgendes geschrieben::
carn hat folgendes geschrieben::
dass "der Wunsch Geld zu verdienen den Zwang bei der Zwangsprostitution ausmacht".


Und der Wunsch, Geld zu verdienen macht auch den Zwang zur Arbeit aus. Bin ich jetzt Zwangsarbeiter?


Gerade deswegen wurde die Formulierung in der Diskussion verwendet, um den Eindruck zu erwecken, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Zwangsprostituierten wirklich Zwang erfaehrt, waehrend die ueberwiegende Mehrheit aus genau den gleichen Gruenden "arbeitet" wie andere Menschen auch.

Ich will hier versuchen herauszufinden, ob da mein Diskussionspartner begrenzt Recht hat oder sich wass vorluegt.
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RATom
FDR-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 15.11.2006
Beiträge: 124

BeitragVerfasst am: 24.07.07, 14:34    Titel: Antworten mit Zitat

carn hat folgendes geschrieben::
Aber eine Schuldenfalle ist doch nichts anderes als eine versteckte Gewaltdrohung. Denn der "Glaeubiger" wird seine Schulden nicht vor Gericht einklagen, sondern das Geld aus dem "Glaeubiger"/dessen Verwandten herauspruegeln.
Oh, da gibt es heute diffizielere Methoden. Zum Beispiel "legale" Kredite (durchaus auch durch nichtsahnende Kreditinstitute) zur Vorfinanzierung der Ausstattung der "Arbeitsräume" oder ähnliches.
Das Problem sind in solchen Fällen Investitionen, die in der Erwartung enormer Einnahmen gemacht wurden, bevor die Erkenntnis vom wahren Leben aufkam. Zugegebenermaßen wird dies im allegmeinen eher auf Täuschung (falsche Versprechungen), al auf kalssische Nötigungsmittel im Rechtssinn zurückzuführen sein. Ein Zwang wird aber so von Anfang an gezielt aufgebaut.
Man vergesse auch nicht die Prostituierten, die zunächst unbewußt ausgenutzt werden. Auch hier wird es erst zum Zwang, wenn die Ausnutzung bekannt wird.
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