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Schulpflicht und Volksgemeinschaft
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
Beiträge: 1050

BeitragVerfasst am: 23.10.07, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

Im übertragenen Sinne würde ish das auf das hier und jetzt folgendermassen übersetzen: finde das möglichst optimale an Schulform, damit die Kinder die bestmögliche Ausbildung erhalten. Mir ist klar, dass an den Schulen vieles im Argen liegt, aber auf der anderen Seite auch in vielen Familien die Ursache zu finden sein dürfte, warum die betroffenen Kinder in der Schule nicht die besten Leistungen bringen, zu denen sie fähig werden.

Im Bereich der Schulkritik kann ich vieles nachvollziehen. Man kann und muss auch gucken, ob und was andernorts besser funktioniert oder sich bewährt hat.

Wenn man die Tatsache, dass viele Schulabschlüsse und die Pisastudie so schlecht ausfallen, nur über die Schulen zu lösen versucht, wird man nicht das Optimale rausholen. Ich denke, wir haben da ein gesamtgesellschaftliches Problem.
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Na, Herr Chapuisat, hat denn Berti Vogts schon bei Ihnen angeklopft?
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manschi
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BeitragVerfasst am: 23.10.07, 18:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo ThomasS, einige Ihrer Aussagen finde ich auch zutreffend.
Allerdings denke ich, wenn die Probleme so offensichtlich sind, sollte auch reagiert werden! Man kann natürlich ein veraltetes Schulsystem aufrecht halten und schön reden, wenn man möchte, aber die Konsequenz daraus wird nicht besonders toll sein.

Ich las heute im Stern ( ich hoffe das Nennen von einer Zeitschrift ist erlaubt), dass viele Jugendliche auf der Hauptschule die Frage nach ihrem Berufswunsch mit "Zuhälter" beantworten. Wohl wissend, dass sie durch das System fallen werden. Auf den Gymnasien stressen sich die Schüler bis zum letzte Blutstropfen, weiter unten wird halt nicht mehr gekämpft.
Warum ist das heute so? Weil die Kinder und Jugendlichen keinen Bock haben? Das wäre mir zu simpel erklärt. Ich denke, die sind ab der Minute, wo die Schulempfehlungen in der Grundschule raus sind, völlig demotiviert.
Und glauben Sie mir eines: Eltern können auch nicht jeden Frust auffangen, so sehr sie sich auch bemühen.
Da kann ich ein langes Lied von singen-leider!

Grüße Manuela
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
Beiträge: 1050

BeitragVerfasst am: 24.10.07, 08:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hier im hohen Norden hat man ja das 3gliedrige in ein 2gliedriges Schulsystem umgewandelt; Haupt- und Realschulen zu sog. Gemeinschaftsschulen zusammengelegt. Mag ja sein, dass so bessere Ergebnisse kommen.

Trotzdem bleibt es m.E. dabei, dass man an den Schulen reformieren kann und dort Verbesserungen im System vornimmt, die viiele Schüler gar nicht erreichen wird. Warum?

Weil es inzwischen zu viele Jugendliche gibt, die aus unterschiedlichen Gründen keinen "Bock" haben. Um das mal an einem handfesten Beispiel darzulegen: Meine Frau unterrichtet an einem Bildungsträger, in dem einerseits Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten eine überbetriebliche Ausbildung machen können, der aber auch Lehrgänge durchführt, die diesen Jugendlichen (und auch Erwachsenen) gewissermaßen einen Einstieg in einen geregelten Tagesablauf vermitteln soll; das ganze in den neuen Bundesländern. Viele dieser Teilnehmer glänzen durch Abwesenheit in der Berufssschule, fliegen aus den Praktikumsbetrieben, weil sie dort entweder gar nicht oder nur selten erscheinen. Es ist dasselbe Phänomen, dass auch in der von mir vorher zitierten TV-Doku dargestellt wurde.

Auch diese Kinder bzw. Jungendlichen werden im Rahmen von Pisa geprüft, wenn sie denn in der Schule erscheinen. Cool Und ich behaupte mal, dieser "Klientel" kann man eine noch so gute Schule bieten; wenn sie nicht hingehen, ist die Schulform egal. Winken

Das ist nur ein Teil, nicht mal eine komplette Seite der Medaille. Es ist mir einfach zu billig, die Misere in der Bildung nur an den Schulen festzumachen, weil man damit vielleicht das Angebot an den Schulen verbessert, aber die Probleme sind halt m.E. vielschichtiger.

Egal, wo man die Ursachen für die Bildungsmisere nun festmachen will, Fakt ist, dass viele, zu viele, Schulabgänger heutzutage offensichtlich aus der Schule nur rudimentäre Kenntnisse mitbringen, die sie kaum für eine Ausbildung qualifizieren. Wer dafür und ausschließlich die Schulformen hierzulande verantwortlich macht, begeht in meinen Augen einen Fehler.

In etwa das gleiche denke ich über die Kritik an den Lehrern. Selbstverständlich gibt es in diesem, wie in jedem Beruf, gute und schlechte bzw. unmotivierte. Aber beantwortet mir mal die Frage, woher es z.B. kommt, dass es Lehrer gibt, die es nicht mal schaffen, eine Grundschulklasse so ruhig zu halten, dass Unterricht überhaupt möglich ist. Die "Gören" können den Lehrern bisweilen ordentlich auf der Nase rumtanzen, weil ihre "Autorität" bei jeder sich bietenden Gelegenheit untergraben wird. Wenn ich im Bekanntenkreis erlebe, dass Eltern sich in Gegenwart der Kinder abfällig über die Lehrer äussern, dann muss ich mich auch nicht wundern, wenn es in der Klasse drunter und drüber geht. Wie soll, auch in der besten Schulform, diesen "Chaotenhaufen" Wissen vermittelt werden?

Viele Probleme, die zu der jetzigen Situation geführt haben, haben ihre Ursache nicht nur in der Schule bzw. dem Schulsystem. Das ist es, worauf es mir ankommt. Wenn man nur das Bildungssystem reformiert, wird man viele der von mir so gesehenen "Brennpunkte" nicht erreichen und somit auch keine Verbesserungen erzielen. Ich glaube kaum, dass man die Kinder und Jugendlichen, die keinen "Bock" auf Schule haben, plötzlich durch einen Systemwechsel zu regelmäßigen und fleißigen Schulgängern macht. Man macht sich nicht viele Freunde damit, aber es gibt in D inzwischen so etwas wie einen "Sozialhilfeadel", dessen "Nachkommen" in ihrem Elternhaus erleben, dass man eben die Verantwortung für sein Dasein bequem in fremde Hände legen kann, ohne sich "krumm" zu machen. Will oder soll man die etwa motivieren, in dem man nur das System ändert, in dem Schule stattfindet?

Und dieses Totschlagargument mit den Migranten! Wenn ich in ein fremdes Land auswandere, dann werde ich auch nicht umhinkommen, die dortige Sprache zu lernen, wenn ich mich denn dort etablieren möchte. Leider ist es aber aus unterschiedlichen ründen so, dass diese Gruppe es bisweilen diesbezüglich an Eigeninitiative vermissen lässt. Man kann hierzulande ja auch ohne Job vergleichsweise prima leben. Natürlich wird mir jetzt bestimmt jemand vorhalten, für die Integration wird von Seiten des Staates zu wenig getan. Das ist auch so, nur gibt es leider auch genügend "Migranten", die gar nicht integriert werden wollen, die die deutsche Kultur prinzipiell nicht übernehmen, sondern hier ihre eigene Kultur leben wollen, was ja nicht weiter schlimm ist, andererseits aber auch dazu führt, dass sie sich selbst ausgrenzen, weil sie sich abschotten. Das gilt bestimmt nicht für alle, aber für (leider) zu viele.

Und da kann man noch so viel am Schulsystem fummeln, wenn man diese Dinge, die nun auch objektiv ihre Ursache nicht in erster Linie in den Schulen haben, in den Griff bekommen will, muss eben mehr passieren, als Reformen in den Schulen. Das betrifft eben mehr oder weniger die gesamte Gesellschaft, die Schulen sind nur ein Teil des Problems.

Der Tellerrand Schule verhindert bei so manchem scheinbar den Blick auf damit zusammenhängende oder die Schule beeinflussende Fragen.
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
Beiträge: 1050

BeitragVerfasst am: 24.10.07, 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

Da kommt etwas durcheinander: an welcher Stelle habe ich pauschal gegen Reformen des Schulsystems argumentiert? Ich habe lediglich gewagt zu behaupten, dass in meiner Schulzeit durchaus Gelegenheiten da waren, in der Schule Bildung zu erlangen und dass nicht nur das 3gliedrige Schulsystem für die Misere verantwortlich ist, ich habe nirgends gesagt, dass man es so belassen soll, wie es ist. Meine Tochter geht z.B. auf eine kooperatve Gesamtschule, weil mir diese Schulform einfach besser gefiel, als eine der 3 althergebrachten Schularten.

Um es nochmal deutlich zu sagen: ich bin nicht gegen Reformen des Schulsystems, so sie denn sinnvoll sind, ich bin dagegen, die ganze Misere nur an den Schulen festzumachen bzw. alle anderen Gründe zu igniorieren.

Zitat:
Deswegen darf man sich aber nicht der Frage verschließen, weshalb zumindest die Integration in der Schule in anderen Ländern durchweg besser zu klappen scheint.
Und wieso Sie von einem "Totschlagargument" sprechen, erschließt sich mir nicht.


Es ist deshalb ein solches, weil man, wenn man die Migranten mal an die eigene Verantwortung, auch aktiv an der Integration mitzuarbeiten erinnert, leicht in der rechten Ecke landet. Es ist auch beileibe nicht automatisch so, dass diese Kinder benachteiligt sind. Ich könnte Beispiele dafür bringen, dass diese Kinder pfiffig genug sind, ausgezeichnete Schulabschlüsse abzuliefern. Das hat aber wiederum nichts mit der Schule zu tun,sondern mit der Tatsache, dass sich die Eltern selbst bemüht haben, die Familie zu integrieren.

Zitat:
Es ist doch ziemlich absurd zu behaupten, dass es für eine nennenswerte Gruppe von Menschen erstrebenswert wäre, in Armut -oft in Krankheit- und ohne gesellschaftliche Teilhabe in unserer Zweiklassengesellschaft am unteren Ende vor sich hin zu leben. Solche Leute noch mit dem Begriff "Sozialadel" zu verspotten ist aus meiner Sicht schon eine bittere Frechheit.
Auch Kinder, die aus schwierigen Elternhäusern kommen und vielleicht sogar gerade diese Kinder können mit einer ordentlichen schulischen Förderung (möglicherweise in einer Ganztagsschule) sehr viel erreichen und lassen sich bestimmt auch motivieren, wenn man Ihnen zeigt, dass sie mehr vom Leben haben können als ihre Eltern. Leider urteilen aber schon viel zu früh Leute über diese Kinder, die anscheinend ähnlich denken wie Sie, Thomas. Allzu oft denken sowohl Lehrer als auch Eltern, dass die Kinder von Langzeitarbeitslosen ohnehin nicht für das Gymnasium geschweige denn ein späteres Studium geeignet sind. Mit zehn Jahren geht´s dann auf die Hauptschule und das Motivationsproblem ist perfekt.


Ich behaupte nirgends, dass pauschal jeder Sozialhilfe- oder ALG2-Empfänger eine "faule Sau" ist; allerdings dürften Sie doch bestimmt den Begriff "soziale Hängematte" schon einmal gehört haben. Es ist und war beileibe nicht so, dass alle Leistungsempfänger in völliger Arnmut dahinsiechen. Man sollte das weder in die eine noch in die andere Richtung pauschalieren, aber der Teil der "nennenswerten Gruppe", die sich dort ganz gut einrichtet und nebenbei "schwarz" etwas dazuverdient tendiert bestimmt nicht gegen Null. Jedes Ding hat zwei Seiten, auch dieses.

Ich denke im übrigen nicht schlecht über diese Kinder! Leider geht es aus zeitlichen Gründen nicht mehr, aber ich habe 2 Jahre eine E-Jugend trainiert, die zu 3/4 dieser Schicht entstammt, ich weiß also, da ich auch die Eltern gut kannte, wovon ich rede. Ich lebe in einem Stadtteil, in dem etwa 10% mit "Migrationshintergrund" leben und in dessen Kindergärten etwa 5% der Eltern den vollen Beitrag entrichten, ansonsten Sozialstaffel. Das macht sie nicht zu Menschen 2. Klasse in meinen Augen, sonst wäre ich auch ziemlich alleine, nicht nur mit meiner Meinung. Der Respekt vor einem Menschen hängt bei mir nicht von der "sozialen Stellung" ab, um das deutlich zu sagen.

Einige dieser Familien hatten deutlich mehr Geld zur Verfügung als solche mit regelmäßigem Erwerbseinkommen. In diesem Absatz steckt mir zuviel political Correctnes, man hilft nicht mit Bedauern. Vielleicht haben Sie recht und man könnte diese Kinder in anderen Schulformen effektiver fördern, keine Frage. Nur solange die Motivation nicht auch durch die elterliche Erziehung gefördert wird, werden Sie nicht das Optimum an Bildung herausholen.

Bei den Schulempfehlungen haben Sie mich allerdings voll im Boot. In dem Bereich gibt es wirklich Erstaunliches.

Ich meine das weder negativ noch will ich provozieren: da schimmert ein bischen zuviel "Gutmensch" durch; die Realität ist nicht überall und in jeder Familie, die Soziallleistungen bekommt, so, wie Sie es darstellen. Warum wurde wohl eigens eine "Schwarzarbeitsbekämpfungsbehörde" eingerichtet? Ich kenne in meinem Umfeld einige Familien, denen es trotz ALG2 sehr gut geht, ohne dass jetzt verallgemeinern zu wollen. Die von Ihnen dargestellten Fälle ziehe ich ausdrücklich nicht in Zweifel, es gibt halt "sonne & sonne". Das führt jetzt aber zu weit vom Thema weg.

Im Grunde sind wir, glaube ich, gar nicht so weit auseinander, nur mit anderen Schwerpunkten. Ihr Stichwort "Ganztagsschule" ist ein gutes Beispiel. Auch gehe ich mit dem Argument "kondom", dass die Aufgliederung in einzelne Schulzweige durchaus nicht unbedingt nach der 4. Klasse erfolgen muss. Aber irgendwann doch, oder?

Um das, was ich ausdrücken möchte, nochmal zusammen zu fassen: mit einer Änderung
nur des Schulsystems sprinten wir an möglichst optimaler Verbesserung der Bildung vorbei; das kann ein Ansatz sein, das Problem in seiner Gänze allerdings wird es nicht lösen können. Sind wir uns soweit einig?
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
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BeitragVerfasst am: 24.10.07, 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Da stimme ich Ihnen zu. Sie reißen hier allerdings ein neues Thema an. Es geht jetzt nicht mehr um Schule. Vielmehr begründen Sie Ihre Schuldzuweisung, indem Sie noch weitere belastende Argumente gegen die untere Gesellschaftsschicht vorbringen.


Na, der Fred heißt doch "Schulpflicht und Volksgemeinschaft", da haben wir doch ein wenig Spielraum. Lachen

Es geht mir auch nicht um Schuldzuweisungen, nur bevor man ein Problem angeht, sollte man doch versuchen, die Ursachen möglicht umfassend zu klären; darum geht es mir.Und indirekt haben die von mir benannten Dinge schon mit Schule zu tun, weil genau das in die Schulen getragen wird und zur Misere beiträgt. Aber lassen wir das Thema Leistungsempfänger/Migranten gerne weg, weil es ähnliche Probleme auch in anderen "Kreisen" gibt, sollte nur gewisse Dinge veranschaulichen.

Was ist denn Schule bzw. was verstehen wir darunter? Eine staatliche Bildungseinrichtung, in der Kinder/Jugendliche von Erwachsenen (Lehrern) unterrichtet werden. Somit sind die Kinder doch Bestandteil von "Schule" und bringen ihre häuslichen Probleme in den Unterricht mit, man kann insofern doch keine Trennungslinie ziehen.

Es stimmt, dass das Thema dazu verleitet, irgendwo hin abzudriften, versuche ich also mal, ganz eng dran zu bleiben.

Meines Erachtens spielen die Eltern, egal in welcher sozialen Stellung, für die Motivation ihrer Kinder eine große Rolle. Es ist heute leider Alltag, ich denke, da werden wir uns schnell einig, dass viele Eltern für ihre Kinder zu wenig Zeit haben, aus den unterschiedlichsten Gründen, z.B. Arbeitsbelastung (ehe ich jetzt als "Elternverdammer" dastehe).

Die Kinder sind oft einen ziemlich großen Teil des tages sich selbst überlassen. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen war, ich brauchte hin und wieder einen häuslichen "Motivationsschub" hinsichtlich der Schule. Und ich war/bin bestimmt kein Einzelfall. Und das, was ich so erlebe, macht mich glauben, dass so etwas heutzutage zu wenig passiert. Und das hat in der Folge die gleichen Konsequenzen wie schlechtes Lehrpersonal oder schlechte Schulen: fehlende Motivation.

Aber wie stellen Sie sich denn eine annähernd optimale Lösung vor?

Nehmen wir mal folgendes Szenario an: Grundschule bis Klasse 6, danach "gliedern"? Durchgängig einheitliches Schulsystem bis Klasse 10? Um für ausreichend "Akademikernachwuchs" zu sorgen, müsste doch ab irgendeinem bestimmten Punkt der hierfür geeignete Teil der Schüler anders unterrichtet werden als der Teil, der später z.B. einen handwerklichen Beruf ergreift.

Stichwort Motivation: wie weit soll den dann neuen Schulen die Möglichkeit eingeräumt werden evtl. vorhandene, nicht ursächlich in der Schule liegende, Mißstände "anzufassen"? Würde das nicht einen Eingriff in die Privatsphäre bedeuten?

Insofern, meine ich, muss auch außerhalb der Schule, gesellschaftspolitisch, etwas passieren, sozusagen "flankierende Maßnahmen", die allerdings dann vermutlich an den Rechten der Eltern "fummeln".
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
Beiträge: 1050

BeitragVerfasst am: 24.10.07, 14:26    Titel: Antworten mit Zitat

Als ich mit meiner Ex mögliche Schulen für ihren Sohn "inspizierte" sagte uns der Rektor einer Gesamtschule, dass in dieser Schulform prozentual mehr Schüler das Abitur schaffen als im 3gliedrigen System. Inhaltlich kann man seine Argumentation etwa so wie Sie zusammenfassen.

Dann stelle ich die mißverständliche Frage noch mal anders:

Könnte man sich Spielräume vorstellen, die es ermöglichten, einzugreifen, falls die Eltern bestimmten, auf die Schule bezogenen, Pflichten nicht nachkommen? Oder sollte man versuchen, neben den Kindern auch die Eltern für die Schulbildung der Kinder zu motivieren, sofern das nicht ohne funktioniert? Oder anders: was kann/muss die Gesellschaft außerhalb der Schulen zur Verbesserung beitragen?

Schließlich und endlich sind ja diejenigen, die durch das Raster fallen, ein gesamtgesellschaftliches Problem. Dann muss die Gesellschaft, wenn sie es kann, auch vorbeugende Maßnahmen treffen. Das wird so nicht passieren, aber bei manchen Eltern, die ich kenne, würde ich sofort für eine Art "Erziehungsgesetz" stimmen, dass ihre Pflichten auch einklagbar regelt! Ironie Smiley
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
Beiträge: 1050

BeitragVerfasst am: 25.10.07, 12:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

gestern abend lief auf Phoenix eine interessante Doku. Gegenstand war ein Projekt des Münchner Jugendamtes.

Selbiges hat (ehemalige) Manager als "Betreuer" für Hauptschüler bei der Lehrstellensuche begleitet und unterstützt; ein sinnvolles Projekt offensichtlich. Jedenfalls hieß es, dass bei einer beteiligten Schule die Zahl der Abgänger, die eine Lehrstelle gefiunden haben, sich innerhalb der ersten Jahre des Projekts verdoppelt hätte.

Heute morgen im Radio lief auf NDR Info eine kurze Reportage, die sich mit dem Thema der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für die Verbesserung der Bildungschancen befasste.

Wenn ich das unter dem Aspekt "Schule und Volksgemeinschaft" betrachte, komme ich immer mehr zu dem Ergebnis, dass neben ggf. notwendigen Schulreformen parallel auch Teile der Gesellschaft etwas tun können/müssen, die nicht notwendigerweise auf en ersten Blick mit den Schulen in Berührung stehen. So denke ich z.B., dass das Beispiel des Münchner Jugendamtes beispielhaft für den Rest der Republik sein könnte.

Solche Dinge könnte doch auch das Arbeitsamt oder die Schule selbst anschieben, aber auch die Länder könnten sich aktiv zu solchen oder ähnlichen Aktivitäten Gedanken machen und ganz nebenbei versuchen, die Eltern, wenn es denn notwendig ist, stärker einzubinden bzw. zumindest den Eltern die Wichtigkeit zu vermitteln, die Bildung für ihre Kinder hat.

Es gibt viel pfiffigere Leute als mich, die sowas "ausbaldowern" können. So könnte ich mir z.B. auch vorstellen, dass die Versicherungsanstalten in die Schulen gehen und die Schüler informieren, welche Dinge für ihre spätere Rente wichtig sind, oder dass die Schuldnerberatungen dort präventiv Infos liefern, worauf man achten sollte, um nicht eines Tages in die Schuldenfalle zu tappen. Man könnte auch den Schülern vermitteln, welche Absicherungen ansonsten wichtig sind (Versicherungen pp). Vermutlich sind das lauter Dinge, die in sozial eher schwachen Elternhäusern nicht vermittelt werden, für diese Kinder aber sehr wichtig werden können.

Man könnte darüber nachdenken, die Lehrer Förderungsbedarf melden zu lassen um die entsprechenden Kinder durch kostenlosen Nachhilfeunterricht zu fördern. Da ist das Geld besser angelegt als z.B. inder Fehmarnbeltquerung per Brücke.

Das ist es eigentlich, worauf ich hinaus wollte: Ideen entwickeln, wie man ggf. zusätzlich zu notwendigen Reformen in den Schulen, das Bildungsangebot insgesamt verbessern kann und dabei nebenbei auch, falls nötig, die Eltern stärker einbindet.

Thomas
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syn
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 568

BeitragVerfasst am: 26.10.07, 00:00    Titel: Antworten mit Zitat

Beitragsschreiber hat folgendes geschrieben::
Was bitte soll denn ein "demokratisches Schulsystem" sein?
Einen erheblich liberaleren Bildungsmarkt, was auch immer das sein soll, kann man sich jedenfalls meiner Meinung nach kaum wünschen. Die Freiheit wirkt sich doch in aller Regel zu Lasten der sozial Schwachen aus.

Einerseits schreiben Sie, dass Sie nicht wissen, was ein demokratisches Schulsystem ist, andererseits meinen Sie, dass wir einen haben.

Das sehe ich nicht so und scheinbar viele andere auch nicht.
Meine Freiheit und das meiner Kinder wurde im bestehenden Schulsystem mit den Füßen getreten. Ich kann nicht behaupten, dass meinen Vorstellungen von Demokratie genüge getan wurde, eher umgekehrt. Ich empfinde das bestehende Schulsystem totalitär und das in einem demokratischen Land.

Zitat:
Der teilweise schlechte Ruf der Lehrer liegt m.E. ganz wesentlich an dem Problem sozialer Brennpunkte und einer unverantwortlichen Medienberichterstattung.

Meine Meinung entspringt meinen Erfahrungen und dem Vergleich zu meiner Schulzeit in Polen. Dort war es nämlich umgekehrt: totalitärer Staat mit einem demokratischen Schulsystem (zumindest empfand ich das so und ging auch sehr gerne zur Schule).

Zitat:
Was an der Schulpflicht schlecht sein soll, ist mir bisher nicht klar.
Problematisch ist es vielleicht für junge Menschen, die eine Hauptschule besuchen müssen. Aber wäre ihnen durch das Abschaffen der Schulpflicht geholfen?

Problematisch ist es schon in der Grundschule. Ich habe mich oft gefragt, warum mein Kind überhaupt in die Schule geht, wenn ich ihm alles beibringen muss.
Das schockierendste was ich bis jetzt erlebt habe, geschah bei einem Elternabend als sich die Eltern über einen Mathematiklehrer beschwerten, der unfähig war, den Kindern Mathe beizubringen. Die Antwort war diesmal nicht Ausflüchte und Beschwichtigungen (z. B. diese/r Lehrer/in ist ein/e verdiente Lehrkraft, die schon 20/30 Jahre Dienstzeit hinter sich hat) wie so oft erlebt. Diesmal war ein Rektor ehrlich und sagte: „Das Problem ist uns seit Jahren bekannt, aber wir können nichts machen.“

So etwas könne ich nicht aus meiner Schulzeit. Da wurden unfähige Lehrer entfernt und es wurde nicht den Schülern nahegelegt zu gehen bzw. so etwas hinzunehmen. In meiner Schulzeit mussten 3 Lehrer auf Intervention der Eltern die Schule verlassen. Meine Eltern waren beide Vollzeit-Berufstätig, die hatten keine Zeit, sich um den Schulkram zu kümmern. Trotzdem bekam ich große Bildung in einer staatlichen Schule. So Sätze wie: „Mädchen sind mathe-unbegabt oder ihr seid zu blöd, um das zu verstehen oder aus dir wird nie was“ usw. sind dort nie gefallen.
Erst in Deutschland versiegte der Bildungsfluss, obwohl ich noch hier die Schule besuchte. Statt 1 Jahr dort rumzusitzen und nichts mehr dazuzulernen, hätte ich mich besser nur auf die deutsche und eine vierte Sprache (englisch) konzentrieren können.

Abschaffung der Schulpflicht bedeutet natürlich eine große Verantwortung, sowohl für die Eltern als auch für den Staat. Aber auch eine große Schulreform benötigt Umdenken. Dazu brauchen wir auch Menschen, die bereit sind das mitzumachen und sich umstellen. Hier sehe ich das Problem des Umdenkens in den Köpfen der Lehrer. Wenn ich dann solche Aussagen wie in diesem Thread lese, wird meine Sorge bestätigt. Es ist erstaunlich, wo Lehrer Angriff und Ungezogenheit, gar Mobbing vermuten. Wie schnell sie Angst haben, dass ihre Autorität untergraben wird. Im Namen dieser Autorität ist freies Denken unerwünscht. Der Lehrer darf auf 180 und den Schüler niedermachen, der Schüler muss kuschen. Und dann kommt die Bitte um Verständnis, dass ich auch schon so oft gehört habe: „Lehrer sind auch nur Menschen, die auch Fehler machen“.

Gestehe ich ihnen auch zu, doch es sollte auf Gegenseitigkeit beruhen.

Sicher gehen auch manche Eltern gleich auf 180. Auch hier kann man es ihnen nicht verdenken. Lehrer und Eltern sehen sich nicht als eine "Einheit", deren Ziel es ist, den Kindern stressfrei bestmögliche Bildung angedeihen zu lassen.

Ich habe einige Jahre die Erstklässle in einem Dorf beobachtet. Am Anfang gingen sie mit strahlenden Augen volle Erwartung. Auf meine Frage, ob Schule Spass macht, kam immer ein "ja". Wenn ich nach ca. 4 Wochen nachfragte, kam da schon ein "nein".

Ich empfinde es als Verbrechen (wahrscheinlich klingt das für viele auch überspitzt Winken ), Kindern den Spass am Lernen zu nehmen, so dass sie es nur noch unter Druck tun und wo dieser fehlt, dann eben gar nicht.

Von Natur aus wollen Kinder lernen, sie sind neugirieg und wissbegierig. Dazu bedarf es keinen Leistungsdruck, der ihnen die Kindheit raubt und vielen das Selbstwertgefühl, so dass sie im Erwachsenendasein dem Leistungsdruck nicht gewachsen sind. Das macht sie dann aggressiv schwächeren gegenüber.

Gruß
syn
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"Wenn die Gerechtigkeit untergeht, so hat es keinen Wert mehr, daß Menschen leben auf Erden."
Kant

"Ich weiß, dass ich nichts weiß" sokrates
geht mir auch so Geschockt
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
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Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 26.10.07, 07:38    Titel: Antworten mit Zitat

ThomasS hat folgendes geschrieben::

Heute morgen im Radio lief auf NDR Info eine kurze Reportage, die sich mit dem Thema der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für die Verbesserung der Bildungschancen befasste.


Was ist denn eine "gesamtgesellschaftliche Verantwortung für die Verbesserung der Bildungschancen"?

Ich zitiere aus § 1 des hamburgischen Schulgesetzes: "Das Recht auf schulische Bildung und Erziehung wird durch ein Schulwesen gewährleistet, das nach Maßgabe dieses Gesetzes einzurichten und zu unterhalten ist."

Ich sehe nicht, daß daneben noch irgendeine "gesamtgellschaftliche Verantwortung" besteht. Der Staat gibt jungen Menschen durch die schulische Bildung alles, was sie benötigen. Siehe dazu auch die übrigen § des hamburgischen Schulgesetzes --> http://hh.juris.de/hh/gesamt/SchulG_HA.htm

Die anderen Länder haben ganz ähnliche Gesetze.
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Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. (Goethe, Maximen und Reflexionen).
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
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BeitragVerfasst am: 30.10.07, 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

@ Redfox

Es ist ja schon mal gut, dass es Normen gibt, die die Bildung regeln; die Frage, die sich mir dabei stellt: reichen diese in der gegebenen Form aus?

Und zusätzlich könnte man fragen, woran sich die Kriterien orientieren, nach denen in der Schule gearbeitet wird.

Nach dem, was von Seiten der Arbeitgeber immer wieder geäußert wird, gibt es (leider) zu viele Schulabgänger, die in Fächern wie Deutsch oder Mathematik nicht mal den Anforderungen für die (relativ) einfachsten Ausbildungsberufe genügen. Lehrt "die Schule" am Bedarf vorbei? Wird den Kindern und Jugendlichen in der Schule das nötige Rüstzeug für den Einstieg ins Berufsleben vermittelt? Nach vielen Aussagen in der öffentlichen Diskussion offensichtlich nicht.

Das führt dann zu der Situation, dass die Betroffenen keine Ausbildung durchlaufen (können) und in der Folge jeweils die Ersten sind, die, wenn sie denn überhaupt einen Job bekommen, auf der Straße landen. Und dann steht "die Gesellschaft" in der Pflicht, sie zu unterhalten. Daraus leite ich ab, dass sich "die Gesellschaft" dieser Kinder und Jugendlichen annehmen sollte, solange die Biografien noch in die richtige Richtung lenkbar bzw. beeinflußbar sind. Somit bestünde zumindest eine erhöhte Chance, hier vorbeugend zu helfen anstatt Misere zu verwalten.

Wenn die Schulgesetze in ihrer jetzigen Form "dat jelbe vons Ei" wären, hätten wir doch diese ganze Diskussion nicht. Vielleicht haben wir schon viel zu lange die Schule "verschlimmbessert", weil eben nur Leute an der Diskussion beteiligt waren, die im eigenen Saft schmoren und sich gegenüber Ideen von "außerhalb" abzuschotten wußten.

Ich weiß natürlich auch keinen Königsweg, aber mit dem Rückzug auf das Schulgesetz werden wir keine Probleme lösen (glaube ich)

Thomas
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