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Pflicht zur Vorsorge
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 29.12.07, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

windalf hat folgendes geschrieben::
...
Was für einen Schmarn. Ich brauche überhaupt niemanden der sich um mich "kümmert". Meine potenziellen Kinder bekomme ich auch so durch. Da brauch ich niemanden der mir Vorschriften macht bei wem ich wann wo vorstellig werden muss. Wenn es ein Problem gibt, dann sehe ich selber zu das zu lösen, so wie der Großteil der Bevölkerung auch. Ich brauche niemanden der mich an die Hand nimmt und zwingt zu Stelle X zu gehen.

Vorschriften bringen mich eher dazu genau gegenteilig zu handeln und alles dafür zu tun die Vorsorge aus Prinzip zu boykottieren (auch wenn das noch so sinnvoll ist), an der ich sonst von selber teilgenommen hätte...

Hallo windalf,

nun, der Gesetzgeber will sich ja nicht um Dich kümmern, sondern um die Kleinkinder. Daher scheint mir ein kleiner Perspektivwandel vielleicht hilfreich zu sein. Die Welt mal nicht mit den Augen eines Erwachsenen zu sehen, sondern mit den Augen eines vernachlässigten Kindes. Vielleicht würde auch die Vorstellung helfen, sich in die Lage der Kinder zu versetzen, die sexuelle, physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind. Oder was ist falsch daran, Kindern die in Lebensgefahr sind rechtzeitig zu helfen?

Wo also ist das Problem, wenn sich Politiker Gedanken über einen wirksamen Kinderschutz machen?

Gruß

Klaus
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ZetPeO
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Anmeldungsdatum: 14.07.2006
Beiträge: 2166

BeitragVerfasst am: 29.12.07, 18:17    Titel: Antworten mit Zitat

Geschockt
Ich freue mich riesig, dass windalf als Beispiel gelten kann, dass man es auch
aus sozial schwachen Verhältnissen schaffen kann.
Das mag Beispiel und Vorbild für alle anderen sein.
Für die Jahre 2008 bis 2025 wünsche ich ihm, dass er auch noch eine soziale
Einstellung bekommt und nicht alles nur aus seinem persönlichen Blickwinkel betrachtet.

Gr.
ZetPeO
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Manche Menschen haben einen Gesichtskreis vom Radius Null und nennen ihn ihren Standpunkt
David Hilbert

Wenn die Sonne der Weisheit tief steht, werfen auch geistige Zwerge lange Schatten.
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Dipl.-Sozialarbeiter
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 29.12.07, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

ZetPeO hat folgendes geschrieben::
Geschockt
Ich freue mich riesig, dass windalf als Beispiel gelten kann, dass man es auch
aus sozial schwachen Verhältnissen schaffen kann.
...

Dieser Mann hat es eigentlich auch ziemlich weit gebracht. Es gibt schon viele Menschen, die einen ordentlichen sozialen Aufstieg hingelegt haben. Im Kern geht es aber um Gewalt, die gegen Kinder ausgeübt wird. Und bei dem Thema mag ich irgendwie nicht einfach nur zuschauen. Die zentrale Frage lautet m.E.: "Dürfen Kinder in Deutschland nicht mehr geschützt werden?". Geschockt
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mitternacht
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Anmeldungsdatum: 22.05.2005
Beiträge: 6331
Wohnort: Franken

BeitragVerfasst am: 29.12.07, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Dipl.-Sozialarbeiter hat folgendes geschrieben::
Im Kern geht es aber um Gewalt, die gegen Kinder ausgeübt wird. Und bei dem Thema mag ich irgendwie nicht einfach nur zuschauen. Die zentrale Frage lautet m.E.: "Dürfen Kinder in Deutschland nicht mehr geschützt werden?". Geschockt

Natürlich haben Kinder ein Recht auf Schutz. Die Frage muss allerdings auch erlaubt sein, ob die angedachten Wege und Methoden zielführend sind oder eher kontraproduktiv. Und meiner Meinung nach ist der Ruf nach mehr staatlicher Aufsicht und Intervention genau der falsche Weg. Das führt nämlich zur Unkultur des Wegsehens, nicht ich oder du haben in meiner oder deiner Familie versagt, wenn einem Kind Leid geschieht, sondern "der Staat" oder "die Leute vom Jugendamt". Nicht du oder ich haben als Nachbarn versagt, wenn das Kind misshandelt wurde, sondern "der Kinderarzt" oder "die Polizei" oder "die Kinderkrippe". Der Ruf nach immer mehr Staat führt einerseits zu einer Staatsverdrossenheit, bei der großen Mehrheit, die keine "Kontrolle" braucht, andererseits zu Desinteresse und Verantwortungslosigkeit denen gegenüber, bei denen eigentlich Hilfe oder soziale Kontrolle nötig wäre. Und auf eine verstaatlichte Kindererziehung (=Zerschlagung der Familie), wie man sie im letzten Jahrhundert erleben durfte (Baldur von Schirach, Margot Honecker, Nicolai Ceaucescu) sollte man nun wirklich nicht hinarbeiten.

Ronny hebt auf die "Grundformel der Republik" ab. Was war denn kurz vor der Republikgründung? Vater in Kriegsgefangenschaft, Mutter stand mit Lebensmittelmarken Schlange. Die Kinder wurden offensichtlich vernachlässigt. Ja? Nein - nicht zwingend. Nachbarschaftshilfe war angesagt. Die eine Frau hütet die Kinder von 3 Familien und kümmert sich nebenher um die Löcher in den Wänden, die nächste Frau steht für Brot an, die übernächste für Milch. Kenne ich jedenfalls so aus den Erzählungen meiner Altvorderen entnehmen. Oder es gab Großmütter, unverehelichte oder kinderlose Tanten, die sich engagierten. Und später? Wenn da mal eine junge Mutter den "Baby-Blues" hatte, waren meist Großmütter, Tanten oder ältere Nachbarskinder in Reichweite, die sich nur so darum gerissen haben, mit dem Baby mal 'ne Runde durch den Park zu schieben.

Natürlich kann man die Zeit nicht zurück drehen, aber man sollte gründlich auch über Lösungen nachdenken, die frei von staatlicher Überwachung und Kontrolle sind, und die die funktionierenden Familien nicht präventiv kriminalisieren. Denn das erzeugt nur Trotzreaktionen, wie man hier schon lesen konnte:
Zitat:
Vorschriften bringen mich eher dazu genau gegenteilig zu handeln und alles dafür zu tun die Vorsorge aus Prinzip zu boykottieren (auch wenn das noch so sinnvoll ist), an der ich sonst von selber teilgenommen hätte...


Es gibt z. B. durchaus Nachbarschaftsinitiativen, Babysitterdienste (auch kostenlose), Mehr-Generationen-Projekte, Sozialvereine, die bei entsprechender Publicity, Würdigung und Wertschätzung ihrer Arbeit sicher noch wesentlich mehr erreichen könnten. Als sinnvollen (gesetzlich geregelten) Ansatz sehe ich auch die sozialpädagogische Familienhilfe, der es allerdings oft genug an Personal und Mitteln fehlt. Aus persönlicher Erfahrung heraus musste ich aber auch feststellen, dass eine schwerfällige, unkooperative Genehmigungs- und Bewilligungsbürokratie hier dem persönlichen Engagement (auch und gerade Ehrenamtlichen gegenüber) ziemliche Hindernisse in den Weg stellt. Was ich hier richtig finde: Die soz.-päd. Familienhilfe setzt eben da an, wo tatsächlich Hilfe vonnöten ist, und stellt nicht alle Eltern von vornherein unter Generalverdacht.
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mitternächtliche Grüße.


Gott weiß alles - Lehrer wissen alles besser. Teufel-Smilie

Bin kein Jurist: Wer mir glaubt, ist selber schuld.
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 29.12.07, 22:27    Titel: Antworten mit Zitat

mitternacht hat folgendes geschrieben::
... Der Ruf nach immer mehr Staat führt einerseits zu einer Staatsverdrossenheit, bei der großen Mehrheit, die keine "Kontrolle" braucht, andererseits zu Desinteresse und Verantwortungslosigkeit denen gegenüber, bei denen eigentlich Hilfe oder soziale Kontrolle nötig wäre. Und auf eine verstaatlichte Kindererziehung (=Zerschlagung der Familie), wie man sie im letzten Jahrhundert erleben durfte (Baldur von Schirach, Margot Honecker, Nicolai Ceaucescu) sollte man nun wirklich nicht hinarbeiten. ...

Hallo mitternacht,

gerade auf Grund der Erfahrungen von 1933/45 haben wir den Artikel 6 GG.

Artikel 6 GG hat folgendes geschrieben::
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.

(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.

(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen. ...

An eine Änderung des Art. 6 ist nicht gedacht. Der Bund hat zwar im Kinder- und Jugendhilferecht die Gesetzgebungskompetenz (siehe SGB VIII), aber einzelne Bestimmungen unterliegen dem Landesrechtsvorbehalt, bzw. dem kommununalen Selbstverwaltungsrecht. Daher können zwar die Bundespolitiker laut brüllen, aber die Länder beschließen die Ausführungsgesetze und die Kommunen/Gemeinden entscheiden, wieviel Geld für die Jugendhilfe in dem Kommunaletat eingestellt wird.

Art. 6 II GG stärkt die Elternrechte/-pflichten und gesteht der staatlichen Gemeinschaft nur das Wächteramt zu. Abs. 3 stellt zudem eine besonders hohe Hürde dar. Unter diesem Gesichtspunkt sind die §§ 1666 und 1666a BGB zu verstehen.

Bei der Frage der verbindlichen Vorsorgeuntersuchung geht es m.E. nicht um mehr staatlichen Einfluß auf die Elternrechte, sondern um die Frage, wie sich die Kinderrechte verwirklichen lassen.

In diesem Sinne fände ich es persönlich sehr gut, wenn die Kinderrechte Eingang in das Grundgesetz finden und Kinder wirkungsvoll vor ihren Eltern geschützt würden.

Gruß

Klaus
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Vertiefend: Kindeswohl und Was sagt die Verfassung zum Kinderschutz?
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windalf
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Anmeldungsdatum: 27.01.2005
Beiträge: 7499
Wohnort: PC

BeitragVerfasst am: 29.12.07, 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

... und stellt nicht alle Eltern von vornherein unter Generalverdacht.

Ja genau das kotzt mich dabei tierisch an. Bei allem und jedem wird im Moment angedacht alles unter Generalverdacht zu stellen. Auf einmal soll man ständig seine Unschuld beweisen. In einem Rechtsstaat in dem ich leben will ich sowas nicht haben...

Zitat:

Für die Jahre 2008 bis 2025 wünsche ich ihm, dass er auch noch eine soziale
Einstellung bekommt...

Was ist denn ein deinem Sinne eine "soziale Einstellung"?

Ich gebe zu es passt in diesem Therad eher nicht so dazu was ich unter sozial verstehe aber die SPD hatte mal kurzfristig angefangen in die von mir favorisierte Richtung zu denken (Ich war selbst erstaunt, dass dies ausgerechnet von der SPD kommt).

Gib jedem eine Chance. Wenn er die nicht ergreift dann soll er selber sehen wie er zu recht kommt. Das halte ich für sozial und gerecht. Der "Dissens" liegt in dem Thread hier natürlich darin, dass man Kindern die von Ihren Eltern "mehr als schlecht" behandelt werden" keine Chance gibt wenn man da nicht rechtzeitig eingreift. An der Stelle bewerte ich aber das "nicht ich muss meine Unschuld beweisen" eindeutig höher...

Zitat:

... und nicht alles nur aus seinem persönlichen Blickwinkel betrachtet.

Ich versuche eigentlich immer alles so objektiv wie möglich zu betrachten. Genau dafür bezahlt mich der Kunde ja auch zu einem nicht unwesentlichen Teil.

Ich behaupte mal im Vergleich zum Großteil der Bevölkerung eine überdurchschnittlich objektivere Betrachtungsweise von Dingen zu haben. Was ist denn an meinem "Blickwinkel" zu persönlich?
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ZetPeO
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Anmeldungsdatum: 14.07.2006
Beiträge: 2166

BeitragVerfasst am: 30.12.07, 00:43    Titel: Antworten mit Zitat

@ Dipl.-Sozialarbeiter

die Smilies dieses Forums reichen leider nicht aus um meinem Beitrag,
vor allem dem erstem Absatz, die ihm von mir angedachte Bedeutung zu geben.

Zitat:
Gib jedem eine Chance. Wenn er die nicht ergreift dann soll er selber sehen wie er zu recht kommt. Das halte ich für sozial und gerecht.


Welche Aussage.
Für wenn soll die zutreffen?
Definieren Sie Chance etwas genauer.
Wenn er diese eine Chance nicht ergreift, ergreifen kann, was dann?
Ist er dann ein sozial gescheitertes, niedrig stehendes Objekt, dass man, um des Sozialstaates Willen, mit geringst möglichem Aufwand
am Leben erhält, bis er endlich verreckt und der Allgemeinheit nicht länger zur Last fällt?

Zitat:
Ich versuche eigentlich immer alles so objektiv wie möglich zu betrachten. Genau dafür bezahlt mich
der Kunde ja auch zu einem nicht unwesentlichen Teil.

Ein wunderschönes Beispiel woran es krankt.
Das soziale Verständnis soll von Ihnen (man könnte auch schreiben von innen) herauskommen, nicht von Ihren „Kunden“.
Und mit Blickwinkel meinte ich Ihre eigene persönliche subjektive Sichtweise.
Da verliert man durch die Ich- Bezogenheit leicht die Übersicht wie es in der Realität
und in der Masse zugeht.
Zu schnell geht man von sich selbst aus und verliert den Maßstab für die tatsächlichen
Missstände.
Aber bis 2025 ist ja noch etwas Zeit.


Gr.
ZetPeO
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windalf
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Anmeldungsdatum: 27.01.2005
Beiträge: 7499
Wohnort: PC

BeitragVerfasst am: 30.12.07, 01:22    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Für wenn soll die zutreffen?

Für alle...

Zitat:

Definieren Sie Chance etwas genauer.

Der Staat schaft Einrichtungen die jedem den problemlosen Zugang zur Bildung ermöglichen. So Sauereien wie Schulbücher bezahlen, Studiengebühren usw gibt es dann nicht mehr...

Zitat:

Wenn er diese eine Chance nicht ergreift, ergreifen kann, was dann?
Ist er dann ein sozial gescheitertes, niedrig stehendes Objekt, dass man, um des Sozialstaates Willen, mit geringst möglichem Aufwand
am Leben erhält, bis er endlich verreckt und der Allgemeinheit nicht länger zur Last fällt?

Jupp genau das... (Von Behinderten und ähnlichen Gruppen die für ihren Zustand nichts können und den aus eigenener Kraft auch nicht ändern können abgesehen)

Zitat:

Das soziale Verständnis soll von Ihnen (man könnte auch schreiben von innen) herauskommen, nicht von Ihren „Kunden“.

Was hat das mit dem Kunden zu tun. Den habe ich nur als Beispiel heran gezogen, dass es jemanden gibt der der Meinung ist ich urteile objetiv genug, dass man mich sogar dafür bezahlt...

Zitat:

Und mit Blickwinkel meinte ich Ihre eigene persönliche subjektive Sichtweise.

Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich kann das nicht nur auf mich beziehen. Mein 2. Bruder promoviert. Der nächste studiert Maschienenbau. Der nächste macht gerade Abi. Habe also schon 4 Beispiele und bin von der Ich-Bezogenheit weg. Da ich selbst aus dem Umfeld komme kenne ich auch positive (und auch traurige) Beispiele außerhalb meiner Familie.

Zitat:

Zu schnell geht man von sich selbst aus und verliert den Maßstab für die tatsächlichen
Missstände.

Ich streite nicht ab dass es Missstände gibt. Für die Verbesserung der Chancengleichheit sollte noch so einiges getan werden. Da sind wir beisammen. Trotzdem ermöglicht das jetzige System jedem der es will die Chance sich "durchzusetzen". Es ist und bleibt eine Frage des eigenen Willens. Einige haben es halt leichter und andere schwerer aber jeder der will kann es packen. Daher bleibe ich auch bei meiner Meinung. Das hat nichts mit von sich auf andere schließen zu tun...

Auch tue ich garantiert für die Sozialgemeinschaft mehr als es der "Durchschnittsdeutsche" tut. Warum soll ausgerechnet ich sozialer werden...

Meine Freizeit opfere ich teilweise für sozial benachteiligte Kinder und gebe Unterricht. In der Schule kann ich beruflich/zeitlich bedingt keine Informatik AG und keine Gitarren AG mehr leiten aber früher habe ich das noch gemacht. Wer nicht will und spurt fliegt da raus aber eine Chance bekommt jeder. Mit ein paar Nachbarskindern mache ich teilweise die Hausaufgaben wenn die fragen kommen. Die faulen Eltern die den ganzen Tag zu Hause sitzten könnte ja auch mal selber den Arsch hoch bekommen und mal überlegen wie man dem Kind Mathe beibringt, indem es einfach mal das Mathebuch des Kindes liest.

Wenn im Haus wieder an nem Rechner was nicht geht, steht der Nachbarn gleich auf der Matte, wenn z.B. die Waschmaschine kaputt, tanzen die auch bei mir an... Ständig mache ich für Hinz und Kunz schnell mal irgend welche Dinge ohne das jemand was für mich tut. Dafür geht jedes Wochenende im Schnitt fast nen halber Tag drauf.

Sorry aber sozialer sein werde ich nie und ich werde meine Einstellung auch nicht ändern. Ich halte die nach wie vor für richtig... Ein "soziales Verständnis" für Versager die es hätten packen können aber aus Faulheit und Schlamperei nicht tun werde ich nie haben...

Aber ich wiederhole noch einmal die Frage.
Was ist denn ein deinem Sinne eine "soziale Einstellung"? Wie definiert sich deiner Meinung nach sozial... Für mich bleibt es demjenigen zu helfen der es verdient hat...
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 30.12.07, 01:48    Titel: Antworten mit Zitat

windalf hat folgendes geschrieben::
... Der "Dissens" liegt in dem Thread hier natürlich darin, dass man Kindern die von Ihren Eltern "mehr als schlecht" behandelt werden" keine Chance gibt wenn man da nicht rechtzeitig eingreift. An der Stelle bewerte ich aber das "nicht ich muss meine Unschuld beweisen" eindeutig höher...

Hallo windalf,

das Problem in der augenblicklichen Diskussion sehe ich darin, daß hier im Thread zwei verschiedene Themen diskutiert werden.

Sicher gelingt einigen Menschen der soziale Aufstieg, manchmal auch ohne oder gegen die Eltern. Allerdings ist dieser Weg meist mühseliger, da er häufig über den zweiten Bildungsweg führt. Du hast den Thread aber wegen der geplanten Pflicht zur Vorsorgeuntersuchung eröffnet. Die Vorsorgeuntersuchungen stehen aber in der politischen Diskussion im Kontext zum Kinderschutz und den in den Medien bekanntgewordenen Fällen der Kindesmißhandlungen und -vernachlässigungen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wiesner in "Was sagt die Verfassung zum Kinderschutz?" hat folgendes geschrieben::
... Ob die Anzahl der Eltern, die das Wohl eines Kindes gefährden, zunimmt (oder nur die öffentliche Wahrnehmung solcher Fälle), wissen wir nicht. Es gibt aber zumindest Hinwiese darauf, dass Erziehungsschwierigkeiten und Überforderungssituationen bei Eltern in unserer Gesellschaft zahlreicher werden. ...


Ich teile die Einschätzung von Reinhard Wiesner, dem ich persönlich bei einigen seiner Vorträgen begegnet bin. Diese Einschätzung deckt sich auch mit meinen beruflichen Erfahrungen in einem Jugendamt einer Großstadt mit einigen Problemstadtteilen. Alle Eltern unter einen Generalverdacht zu stellen halte ich persönlich für falsch. Die Mehrheit der Eltern kommen ihrer Erziehungsverantwortung in vorbildlicher Weise nach. Diese würden auch ihre Kinder ohne einer Verpflichtung zur Vorsorgeuntersuchung bringen.

Aber die Fallzahlen in den Jugendämtern, in denen Eltern ihrer Verpflichtung für das Wohl ihrer Kinder zu sorgen nicht nachkommen steigt. Diese Kinder sind meist auch nicht in einem Kindergarten bzw. diese Familien leben sozial isoliert. In den Medien werden meist nur die schlimmsten Fälle bekannt. Aber es leiden weitaus mehr Kinder unter ihren Eltern als allgemein bekannt wird.

Daher fände ich Vorschläge für einen verbesserten Kinderschutz schon sinnvoller.

Gruß

Klaus
_______
Vertiefend: Handbuch „Kindeswohlgefährdung nach § 1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)“ und Kinderärzte als Frühwarner

Ferner: Dr. Wolfram Hartmann: Politiker sind schlecht informiert (19.10.06, Länge 4'21" - Audio-Datei)
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windalf
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Anmeldungsdatum: 27.01.2005
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BeitragVerfasst am: 30.12.07, 02:44    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Alle Eltern unter einen Generalverdacht zu stellen halte ich persönlich für falsch.

Also bist du doch gegen verpflichtende Untersuchungen Geschockt oder wie soll ich das verstehen?

Also entweder ist man für verpflichtende Untersuchungen und nimmt den damit verbundenen Generalverdacht in kauf oder nicht. Ich bin klar dagegen mich exkulpieren zu müssen. Bei dir habe ich es noch nicht verstanden...
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 30.12.07, 03:11    Titel: Antworten mit Zitat

windalf hat folgendes geschrieben::
...
Also bist du doch gegen verpflichtende Untersuchungen Geschockt oder wie soll ich das verstehen? ...

Wechsel doch mal die Perspektive und betrachte die ganze Frage nicht aus der Sicht der Eltern, sondern aus der Sicht eines Kindes. Da wir alle einmal Kinder waren, dürfte uns dies sicher nicht allzu schwer fallen. Vielleicht fällt Dir aber auch hierzu etwas ein: "VERNACHLÄSSIGT: Kindheit zwischen Müll und Schimmel"?

Gruß

Klaus
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windalf
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Anmeldungsdatum: 27.01.2005
Beiträge: 7499
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BeitragVerfasst am: 30.12.07, 03:18    Titel: Antworten mit Zitat

@Dipl.-Sozialarbeiter
Das war nicht die Frage Winken

Ich habe ja schon für mich selbst zwischen "Kindeswohl" und "Generalverdacht" abgewogen und mich gegen Generalverdacht entschieden. (Wie auch immer man das finden mag. Ich brauch dafür nicht noch 100 mal die Perspektive zu wechseln) Das kann man im Ergebnis gut oder schlecht finden. Ist aber so.

Man kann in dem Fall aber eben einfach nur für eines von beidem sein. Es spielt keine Rolle ob man nun aus der SIcht eines Erwachsenen gegen Generalverdacht und aus der Sicht eines Kindes für Generalverdacht ist. Im Ergebnis schließt es sich gegenseitig aus.

Daher ja auch meine Verwunderung. Für was von beidem bist du denn nun? Ist es Fisch oder Fleisch? Winken Für eines muss man sich entscheiden. Im Gegensatz zu dir scheine ich mich schon entschieden zu haben (und das bereits vor Eröffnung des Threads)
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 30.12.07, 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

windalf hat folgendes geschrieben::
... Für was von beidem bist du denn nun? Ist es Fisch oder Fleisch? Winken Für eines muss man sich entscheiden. Im Gegensatz zu dir scheine ich mich schon entschieden zu haben (und das bereits vor Eröffnung des Threads)

Hallo windalf,

um mich entscheiden zu können, müßte ich die geplanten Gesetzesänderungen zunächst erstmal genau kennen. Berufsbedingt bin ich jeden Arbeitstag mit der Frage des Kindesschutz beschäftigt. Daher wehre ich mich auch gegen Schnellschüsse, die die Politik bei einigen Themen gerne abgibt. Im Augenblick finde ich es aber gut, daß sich die große Koalition mit der Frage beschäftigt. Erste Infos aus dem Bundesministerium der Justiz liegen schon vor (Siehe: Zypries für konkrete Maßnahmen zum besseren Schutz von Kindern (Berlin, 19. Dezember 2007)).

In den letzten zwei Wochen war ich im Urlaub und habe die internetfreie Zeit genossen. Allerdings hatte ich Zugang zu den Medienberichten. Wenn Du den Thread nicht eröffnet hättest, dann hätte ich dies sicher gemacht. Winken

Sicher bin ich mir in der Frage, daß die bisherigen gesetzlichen Regelungen nicht ausreichen um Kinder aus Risikofamilien wirkungsvoll zu schützen.

Gruß

Klaus

_____
Zur Vertiefung siehe: „Familiengerichtliche Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls“ - Abschlussbericht vom 17. November 2006 - (PDF-Datei)
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 30.12.07, 12:18    Titel: Re: Pflicht zur Vorsorge Antworten mit Zitat

windalf hat folgendes geschrieben::
Man kann es ja auch mal aus dem Blickwinkel sehen. Wenn jemand so bekloppt ist seine Kinder verwahrlosen und sogar sterben zu lassen, dann muss sein Genmaterial so schlecht sein, dass es vermutlich besser ist wenn von dem nicht noch mehr rumlaufen...


Menschenverachtend.
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syn
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FDR-Mitglied


Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 568

BeitragVerfasst am: 06.01.08, 20:54    Titel: Re: Pflicht zur Vorsorge Antworten mit Zitat

Cicero hat folgendes geschrieben::
windalf hat folgendes geschrieben::
Man kann es ja auch mal aus dem Blickwinkel sehen. Wenn jemand so bekloppt ist seine Kinder verwahrlosen und sogar sterben zu lassen, dann muss sein Genmaterial so schlecht sein, dass es vermutlich besser ist wenn von dem nicht noch mehr rumlaufen...


Menschenverachtend.


Ja!!! Und ich bin sehr froh, dass wir nicht das Jahr 1933 haben. Geschockt Traurig

Gruß
syn
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"Wenn die Gerechtigkeit untergeht, so hat es keinen Wert mehr, daß Menschen leben auf Erden."
Kant

"Ich weiß, dass ich nichts weiß" sokrates
geht mir auch so Geschockt
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