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Sharia historisch positiv?
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Abrazo
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Anmeldungsdatum: 30.05.2005
Beiträge: 5941
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 15.04.08, 14:06    Titel: Antworten mit Zitat

Da kommste aber nich ohne den Teufel aus, den Du auch noch als selbständige Macht setzen musst, was zwar eine Spezialität des Christentums ist (ohne Teufel keine Notwendigkeit von Kreuzigung und Erlösung), aber keineswegs allgemein für alle Religionen gilt.

Die Sache ist ganz einfach: wenn Gott das Gute will, was ist dann das Gute? Es muss dann nämlich notwendigerweise etwas nicht nur neben Gott, sondern etwas Gott übergeordnetes sein.

Monotheismus heißt aber, dass es nichts gibt, was Gott übergeordnet sein könnte, denn wenn es das wäre, so gäbe es entweder mehr als einen Gott, was dem Prinzip Monotheismus widerspricht, oder Gott wäre das Gute und das, was Gott genannt wird, wäre kein Gott.

Wenn aber Gott das Gute wäre, so wäre gut das, was Gott ist, womit wir wieder bei dem Satz wären, gut ist das, was Gott will.

Der Satz "Gott will das Gute" enthält also einen Widerspruch.

Müßig ist diese Diskussion nicht. Denn wenn Gott den Übermenschen will, dann ist es gut, den Untermenschen um die Ecke zu bringen.

Woraus sich ergibt, dass wir nicht um die Frage herum kommen, was denn warum gut ist, denn auf die Antwort: wir machen das so, weil Gott das so will, deswegen ist es gut, kommt selbstverständlich die Frage, und woher weißt du, das Gott das so will?

Antwortet man darauf mit einer Offenbarung, so ist festzustellen, dass derer mehrere behauptet werden, die jedoch verschieden sind.
_________________
Grüße,
Abrazo
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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 15.04.08, 14:47    Titel: Antworten mit Zitat

Abrazo hat folgendes geschrieben::

Die Sache ist ganz einfach: wenn Gott das Gute will, was ist dann das Gute? Es muss dann nämlich notwendigerweise etwas nicht nur neben Gott, sondern etwas Gott übergeordnetes sein.

Das macht keinen Sinn, eine Werteskala kann weder Gott ueber- noch untergeordnet sein, da es sich um verschiedene Dinge handelt und "gut" ist eben das was auf einer Wereskala hoch abschneidet.

Z.b. kann ich sagen, dass das Universum viel besser waere, wenn nur sehr einfach Dinge passieren. Alles was dann auf Dauer die Komplexitaet der Ereignisse erhoeht ist dann boese, alles was die Komplexitaet verringert waere gut. Da Gott/Goetter sich im allgemienen damit bruesten, dass er/sie das Leben verursacht haben und nichts dagegen tun(es vielfach sogar foerdern wollen) sind sie in diesem Wertesystem eher als boese einzustufen.

Genau gleich ist mit jeglichem anderen moralischen Massstab, den man sich aus welchen Gruenden auch immer aus den Fingern saugt, man kann immer sich ueberlegen ob Handeln/Absichten eines Gottes dem eher entspricht oder widerspricht und dementsprechend den Gott als gut oder boese klassifizieren.

Wenn man einen bestimmten moralischen Massstab als gegeben annimmt, dann macht die Aussage "Gott will das Gute" sehr wohl Sinn.

Genauso macht es Sinn zu sagen, dass gut ist was Gott will, dann passt man den moralischen Masstab eben optimal an Gottes Handeln so an, dass Gott als absolut gut erscheint.


Und letzteres ist problematisch, da Gott ja nicht selbst was er sagen will sondern Theologen sagen was Gott will, deshalb koennen sie mit "gut ist, was Gott will" ihre kriminellen oder menschenverachtenden Machenschaften leicht rechtfertigen. Und deswegen ist es problematisch, wenn die Theologen ueber ein Rechtsysteem gebieten, dass ziemlich weit interpretierbar ist und gleichzeitig den Anspruch erhebt unmittelbar Gottes Gesetz zu sein.
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mitternacht
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Anmeldungsdatum: 22.05.2005
Beiträge: 6331
Wohnort: Franken

BeitragVerfasst am: 15.04.08, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Und damit der niedere Christ auch jede Form der Willkür erträgt, wurde nachdem die Christen an die Macht kamen, kurzerhand auch der Selbstmord zur Todsünde erklärt.
Ebenfalls Unsinn, im Judentum ist die Selbsttötung seit jeher schwere Sünde - und das ist einige Jahrtausende älter.

In der Bibel wird der Suizid nirgends ausdrücklich verboten,
Im Gebot "Du sollst nicht töten" ist auch die Selbsttötung mit enthalten.
Zitat:
und die christliche Lehre bezog lange Zeit keine eindeutige Stellung zum Suizid. Erst Kirchenvater Augustinus (354–430) verurteilte als erster in seinem Werk „De civitate Dei“ den Suizid als Übel
Es gilt als unfein zu zitieren und die Quelle nicht anzugeben. Das stammt wörtlich aus wikipedia - und ist falsch. Schon Paulus hat in 1. Kor. 6; 19 klar und eindeutig Stellung genommen:
Elberfelder Übersetzung hat folgendes geschrieben::
Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?


Zitat:
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Das Christentum gestattet prinzipiell jede Form der Unrechtsherschafft, dem gläubigen Christen wird je nach Bibelübersetzung und Auslegung Gerechtigkeit erst im Himmel versprochen.
Das ist grottenfalsch. Von "gestatten" kann nicht die Rede sein.


Erlaubt ist, was nicht verboten ist. Mir ist kein Papst bekannt, der etwas gegen die Versklavung von Menschen durch Christen unternommen hätte.
Dann solltest Du dich mal informieren, umd Deiner Unwissenheit abzuhelfen. Da gab es nämlich eine ganze Reihe von Päpsten:
Zitat:
Wenn Papst Leo XIII. in seinem Schreiben von der gänzlich auszurottenden
„fluchwürdigen Pest der Sklaverei“ spricht, so kann er sich dabei auf eine
ganze Reihe von Päpsten berufen, die ähnlich dachten: Angefangen von
Gregor dem Großen (590–604) über den mächtigen Innozenz III. (1130–
1145) und Paul III. (1534–1549), der die Völker Amerikas vor dem Los der
Sklaverei zu retten suchte, bis zu Gregor XVI. (1831–1846), der dreißig
Jahre vor ihm die Sklaverei verurteilte.
Quelle: missio.
Zitat:
Erst kürzlich hat der jetzige Papst in seiner neusten Lehrschrift die Befreiungstheologie für abwegig erklärt.
Das ist Blödsinn. in "Spe Salvi" kommt die Befreiungstheologie nicht mal ansatzweise vor, und erst recht nicht ihre Verurteilung; hingegen wird eine - durch die Kirche befreite - Sklavin erwähnt.
Zitat:
Die verschiedenen Bibelübersetzungen unterscheiden sich allerdings teils elementar,
Dann liest man eben das Original.
Zitat:
was das Versprechen auf ein gerechtes irdisches Leben für die Gläubigen betrifft.
Das ist Quatsch, ein solches Versprechen gibt es in der katholischen Kirche nicht.

Zitat:
Matthäus 5 Vers 3 und Lukas 6 Vers 20 findet sich in folgenden Übersetzungen: [...]
Hier geht es eben nicht um ein "gerechtes irdisches" Leben, sondern um ein transzendentes. Diese Zitate taugen daher nicht als Beleg für Deine These.

Code Civil hat folgendes geschrieben::
[...] was jeder, der bis zwei zählen kann erkennen sollte.
Im Digitalen Zeitalter irrelevant. Da gibt's nur noch Nullen und Einser.
Zitat:
Es geht um die Frage, ob nach islamischen Recht ein Herrscher genauso bestraft wird wie seine Untertanen.
Da der jeweilige Kalif als "Stellvertreter Allahs" angesehen wurde, war er gleichzeitig oberster Richter (Belege hierfür z. B. in den Märchen aus 1001 Nacht) und daher nicht der Jurisdiktion unterworfen.

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Hat die Sharia also den Gedanken der Gleichheit vor dem Gesetz geprägt,
Ganz bestimmt nicht, denn die Shar'ia behauptet zwar, für alle zu gelten, hat aber für "Gläubige" und "Ungläubige" unterschiedliche Rechtsmaßstäbe, wobei die "Ungläubigen" noch mal (je nach Denomination) unterschiedlich behandelt werden.

Dieser Einwand ist insofern historisch realtiv unstatthaft, da z.B. wie dargelegt selbst in Zeiten der Aufklärung die Gleichheit vor dem Gesetz nur auf Männer bezogen wurde.
Das war kein Einwand, sondern Teil meiner Antwort auf Deine Frage. Wenn Du das nicht als Antwort akzeptieren willst, dann ist das nicht mein Problem. Außerdem hatte ich die Frage als "historische" auf die Zeit der Einführung und Ausbreitung des Islam bezogen, und da ist das 17./18. Jhdt. als Vergleichsmaßstab völlig ungeeignet - wenn etwas eine "Weiterentwicklung" sein soll, dann kann es das nur im Bezug auf Zeitgenossen und nicht im Bezug auf eine ferne Zukunft sein.

Zitat:
Frauen bekamen z.B. in Deutschland erst 1918 Wahlrecht.
[ironie] Und deshalb sind Islam und Scharia besonders fortschrittlich, weil Frauen in Saudi-Arabien seit jeher kein Wahlrecht haben (bis heute), oder wie? [/ironie]

Zitat:
Zudem steht es meines Wissens jedem frei zum Islam zu konvertriern und damit gleiche Rechte zu erwerben. Historisch wäre es also als Fortschritt zu werten, wenn zumindest in der Gruppe die Gleichheit vor dem Gesetz galt, was ja z.B. für Christen nicht galt.
Der letzte Halbsatz ist doppeldeutig. Was ist gemeint?

Code Civil hat folgendes geschrieben::
Allerdings heißt es in der Bibel: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört (Mt 22, 17). Grundsätzlich erhebt das Christentum also nicht den Anspruch etwas daran zu ändern, dass der Herrscher über dem Gesetz steht.

Die zitierte Stelle bezieht sich auf Steuerzahlungen und deren Rechtmäßigkeit. Auch in einem Rechtsstaat kann nicht auf Steuern verzichtet werden. Insofern ist das gar kein Argument im Bezug auf "Gleichheit vor dem Gesetz".
Zitat:
Jesus selbst hat sich über dem Gesetz stehend gesehen (Mt 17,24ff),
Ungeeignete Belegstelle; Jesus erfüllt hier ja das Gesetz, obwohl es ihm unrecht scheint. Ich lese das Gegenteil; Jesus sieht sich gekommen, das Gesetz zu erfüllen: Mt. 5,17; Lk. 16,17

Zitat:
und mir ist auch nicht bekannt, dass die Privilegien des Adels und des Klerus auf den Widerstand eines Papstes der katholische Kirche gestoßen wären.
Die Kirche hat sich auch nie als Legislative betrachtet. In welcher Hinsicht soll hier Islam/Scharia "besser" oder "fortschrittlicher" sein? Predigt der Islam etwa den Sturz des saudischen Königshauses? Ich weiß echt nicht, worauf Du mit solchen Sprüchen hinaus willst.

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Hat die Sharia ggf. in anderer Weise einen positiven Einfluss gehabt?
Sicher. (...) im Bezug auf die Rechte der Frau.

Wie hat sich der Einfluss in Europa bemerkbar gemacht?
Wieso "Europa"? Weder Islam noch Scharia sind "europäisch". Genauso gut könnte man fragen, ob die Entstehung des Buddhismus sich auf die alten Kulturen Mittel- oder Südamerikas ausgewirkt habe.

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Etwa in dem die Sharia im Gegensatz zum Christentum, wo sich der Papst ja einfach nach Belieben auf irgendeinen Bibelspruch beziehen kann, ein konsistentes Rechtssystem schaffte?
Was für ein Quatsch. Für die koptischen Christen ist der Papst seit dem 5. Jhdt. nicht "zuständig"; und die Ostkirchen lehnen den Primat des römischen Patriarchen mindestens seit 1054 ab -

Ja und? Es ist für die Frage doch völlig unrelevant, ob koptischen Christen und Ostkirchen sich nun nach dem Papst richten oder nicht.
Dann red' auch nicht von "Christentum", sondern von "katholische Kirche". Der Unterschied ist ungefähr eine Milliarde Menschen. Bei der Fragestellung geht es um die konsistente Auslegung.
Zitat:
In der Bergpredigt hießt es: „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.“ ([defekter Link]). Wie ist dies mit der Zwangsbekehrung von Andersgläubigen zu vereinbaren? Oder mit dem Segnen von Kanonen durch christliche Geistliche im ersten Weltkrieg?
Gegenfrage: Wie ist es mit § 211 StGB (Mord) und § 212 (Totoschlag) zu vereinbaren, dass jemand mordet oder tötet? Mit den Augen rollen 1. hat das nichts mit dem Papst zu tun; 2. tust du jetzt genau das, was du der Kirche vorwirfst: "beliebige Auslegung" 3. ist die sogenannte Bergpredigt - im Gegensatz zur Scharia - kein Gesetzeswerk 4. wurde der 1. Weltkrieg nicht vom Papst sondern vom protestantischen Oberhaupt der Preußischen Landeskirche angezettelt.
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mitternächtliche Grüße.


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Abrazo
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BeitragVerfasst am: 15.04.08, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Da der jeweilige Kalif als "Stellvertreter Allahs" angesehen wurde, war er gleichzeitig oberster Richter (Belege hierfür z. B. in den Märchen aus 1001 Nacht) und daher nicht der Jurisdiktion unterworfen.

Falsch.
Stellvertreter Gottes ist der Mensch (Vgl. Kor. 2, 30)
Der Kalif ist der Stellvertreter Mohammeds.

Zitat:
Und deshalb sind Islam und Scharia besonders fortschrittlich, weil Frauen in Saudi-Arabien seit jeher kein Wahlrecht haben (bis heute), oder wie?

Unzulässig.
Saudi Arabien wird von einer sektenartigen Gruppe regiert, den Wahhabiten, und ist insofern kein Maßstab für den Islam im allgemeinen.

Zitat:
Wieso "Europa"? Weder Islam noch Scharia sind "europäisch". Genauso gut könnte man fragen, ob die Entstehung des Buddhismus sich auf die alten Kulturen Mittel- oder Südamerikas ausgewirkt habe.

Eine Auswirkung des Buddhismus auf die alten Kulturen Mittelamerikas dürfte sich aufgrund fehlender Kontaktmöglichkeiten erübigen.
Zur islamischen Welt bestanden solche Kontaktmöglichkeiten reichlich.
Von daher ist die 'Frage berechtigt.
Averroes = Ibn Rushd war übrigens ein immer noch als solcher anerkannter Rechtswissenschaftler.
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Abrazo
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BeitragVerfasst am: 15.04.08, 23:28    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Im Islam ist der Teufel aber dennoch Teil eines göttlichen Plans,

Ist er deswegen nicht, weil nach islamischer Vorstellung Gott keinen Plan hat.
Zitat:
Durch das Wirken des Teufels werden die Menschen geprüft.

Im Islam nicht. Da hat der Teufel nämlich nur über diejenigen Macht, die bereits vom Wege abgeirrt sind. Über die aufrichtigen Gläubigen hat er keine Macht. Es kann also nur der vom Teufel zu etwas angestiftet werden, der bereit ist, sich anstiften zu lassen.
Zitat:
Da die Taten der vom Teufel Angestifteten auch Unschuldig treffen, macht sich Gott mitschuldig, denn er hat es ja in der Hand, den Teufel zu stoppen.

Hier wäre die Frage zu stellen, ob dem nicht ein höheres Rechtsgut - Zweck des Menschen - entgegen steht.
Zudem wäre zu fragen, ob die für einen Gott unbedeutend kurze Lebensspanne eines Menschen einen etwaigen Eingriff überhaupt notwendig machen könnte gegenüber der paradiesischen Ewigkeit.
Zitat:
Sein Wille ist also nicht nur gut, es sei denn, er träfe Vorkehrungen, dass durch das Wirken des Teufels keine Unschuldige beeinträchtigt würden.

Wie gesagt, hier ist der Schöpfungszweck als etwaiges höheres Rechtsgut einzurechnen.
Zitat:
es zeigt sich jedoch dass in der Auffassung des Christentum und des Islams eine praktische Aufgabenteilung zwischen Gott und dem Teufel herrscht, dessen Wirken die guten Gläubigen von den Sündern trennt.

Das Wirken des Teufels trennt im Islam - s.o. - nicht die guten Gläubigen von den Sündern, da die Trennung notwendigerweise vom Sünder ausgehen muss.
Im Christentum trennt der Teufel auch nicht die guten Gläubigen von den Sündern. Vielmehr werden diese trotz ihrer Sünden von Gott angenommen, vorausgesetzt, sie glauben Jesus als Gottes Sohn (was übrigens recht unheilvolle Konsequenzen für die Opfer der gläubigen Sünder haben kann).
Zitat:
Das Konzept durch Buße/Strafe die Schuld für eine Tat ablegen zu können, ist zumindest im Christentum veranlagt.

Das Konzept der Reue und Umkehr ist im Islam ebenso veranlagt. Die Chance zur Umkehr hat der schlimmste Sünder auch im Islam immer.
Zitat:
Sowohl Islam, Christentum als auch Judentum teilen die Auffassung, das der Mensch einen freien Willen hat,

Das stimmt nun wieder nicht hundertprozentig, denn im Islam wurde und wird durchaus diskutiert, ob Gottes Allmacht nicht notwendigerweise die Determination bedingt.
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Abrazo
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BeitragVerfasst am: 15.04.08, 23:36    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wenn man einen bestimmten moralischen Massstab als gegeben annimmt, dann macht die Aussage "Gott will das Gute" sehr wohl Sinn.

Macht sie nicht, denn die zwingende Konsequenz wäre, dass es neben und über Gott auch noch einen moralischen Maßstab gibt, den wer gegeben hat.

Zitat:
deshalb koennen sie mit "gut ist, was Gott will" ihre kriminellen oder menschenverachtenden Machenschaften leicht rechtfertigen.

Für Theologen bezweifle ich das.
Denn die müssen ihre Ansicht rechtfertigen und sich dabei vor allem mit anderen Theologen herum schlagen, die anderer Ansicht sind und diese ggf besser belegen können.
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mitternacht
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Wohnort: Franken

BeitragVerfasst am: 15.04.08, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Sowohl das Konzept eines angeblich existierenden Naturgesetzes, gemeint ist wohl schlicht das Recht des Stärkern,

Nein, gemeint ist eine Art natürliches Rechtsempfinden, das sich unabhängig von Kulturkreis und Gesellschaftsform entwickelt hat; Regelungen wie "Du sollst nicht töten - jedenfalls keine Angehörigen des eigenen Clans"

Gefragt wurde: Welches verbindliche Gesetz bindet denn den Papst oder hat Ludwig XIV in gleicher Weise wie ihre "Untertanen" gebunden?
Nein, das wurde eben nicht gefragt; sondern es wurde "das Konzept eines angeblich existierenden Naturgesetzes" erwähnt, welches ich erläutert habe - wobei "Naturgesetz" in diesem Zusammenhang der falsche Begriff ist; du hättest besser "Naturrecht" verwendet..

Zitat:
Lus primae noctis? [...]
Willst du rumalbern, oder soll man dich ernst nehmen?
Zitat:
Naturgesetz impliziert das Unabänderbare.
Der von dir hier eingeführte Begriff ist in diesem Zusammenhang sinnlos, das scheint dir entgangen zu sein, und ich habe versäumt, darauf hinzuweisen.
Zitat:
Insofern ist fraglich wie viel des Rechtsempfindens natürlich und wie viel soziologisch geprägt ist.
Hochinteressante Fragestellung - auch in Hinblick auf unser römisch (nicht: christlich) geprägtes Rechtssystem im Vergleich zum "Stammesrecht" der Scharia.
Zitat:

Der jetzige Papst vertritt die Ansicht, dass der Mensch ohne Moral geboren wird und daher die Religion bräuchte,
Ich glaube kaum, dass Papa Ratzi so einen häretischen intellektuellen Dünnschiss von sich gegeben hat. Als Ex-Vorsitzender der Glaubenskongregation(=>Inquisition) hätte er sich für so einen Spruch stante pede selbst exkommunizieren müssen.

Zitat:
was aber nicht sein kann, da der Mensch ohne jegliche natürliche Moral, etwa dem Fürsorgeinstinkt, gar nicht überlebt hätte.
Nein, das ist ein Gegensatz in sich: "Instinkt" ist naturgegeben, "Moral" ist "soziologisch" oder "erworben".

Code Civil hat folgendes geschrieben::
Ist der Papst nun nach eigener Ansicht „unfehlbarer“ Stellvertreter Gottes wenn er ex cathedra spricht oder nicht?
"Stellvertreter Gottes" ist er bereits als Priester - während der Messe. Das "ex cathedra"-Sprechen heißt aber nicht, wie von dir fälschlich behauptet "kann der Papst sogar ganz allein bestimmen, was der Wille Gottes sei,", sondern der Papst verkündet, was der rechte Glaube der Kirche war und ist. Das ist ein ziemlich großer Unterschied.
Zitat:

Das ansonsten die Gesamtheit der Bischöfe Träger der Unfehlbarkeit sind, macht die Sache auch nicht viel besser.
Hä? Weder Bischöfin Maria Jepsen noch Joachim Kardinal Meisner sind "Träger der Unfehlbarkeit".
Zitat:
Unter der Bezeichnung Heiliger Stuhl [...] außer Kraft setzen.

Junge, nicht klauen gehen. Zitate sind als solche zu kennzeichnen. Das ist wieder Originalton Wikipedia - und damit nicht unbedingt vertrauenswürdig.

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

Sowohl Christentum als auch Islam spiegeln nur die weltlichen Moralvorstellungen von Herrschaftslegitimation in ihrer Zeit.
Auf das Christentum bezogen ist diese Aussage falsch. Von "Herrschaftslegitimation" kann nicht die Rede sein.

Moralvorstellungen von Herrschaftslegitimation meint, dass die bekannten Formen von Herrschaftslegitimation auf die Religionen übertragen wurden.
o.k., da hatte ich dich dann falsch verstanden.
Zitat:
Gott darf als König quasi alles, er unterliegt weder Kontrolle noch Gesetz.
Ein Gott ist ja auch keine "innerweltliche" Daseinsform. Wie wollte man ihn vor Gericht stellen, einsperren, auspeitschen und was die Gesetzeswerke sonst noch so vorsähen?
Zitat:
Jesus meint als Sohn des Königs keine Steuern zahlen zu müssen.
Falsch. Er zahlt die Steuer, verweist aber darauf, dass weltliche Königssöhne keine zahlen.
Zitat:
Je tiefer im Ranking, desto mehr wird man durch Gesetze gebunden.
Das gilt nicht in dieser Allgemeinheit. Der "Abschaum" galt als "gesetzlos" oder "vogelfrei" - ganz gleich ob im mittelalterlichen Europa oder im Kastensystem Indiens.
Zitat:
Das Paulus im 1. Brief an die Korinther christliche Haussklaven ausdrücklich ermahnte in ihrem Stand zu bleiben, wurde bereits erwähnt.
Mag sein - die Erwähnung ist mir entgangen; was wahrscheinlich aber fehlt (ich les' das jetzt nicht nach), ist die Begründung des Paulus - und die ist wesentlich. Andererseits nennt er sich selbst im Philemon-Brief einen Sklaven und empfiehlt, den entlaufenen Sklaven Onesimos als Bruder aufzunehmen. Ich hab' dich gewarnt - die Bibel ist in sich widersprüchlich - und im Bibelbrocken-Schmeißen bin ich bisher ungeschlagen. Teufel-Smilie

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::

Das Christentum der ersten Jahrhunderte war die Religion von Sklaven und Verfolgten.
Das sagt der Papst:
[...] <Zitat aus "Spe Salvi">
Wie ich sehe, befinde ich mich mit ihm auf einer Linie. "Sklaven und Verfolgte" und nicht etwa "Revoluzzer und Sozialromantiker". Schön. Und, was willst du mir mit dem Zitat sagen?

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::

In der Bibel gib es Ansätze zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft, deren Erfüllung vermutlich aus realpolitischen Gründen aber in den Himmel verschoben wurde.
Der größere Teil der Bibel besteht aus den Heiligen Schriften der Juden. Sind die gemeint?

Die Bergpredigt wurde von Jesus gehalten.
Das halte ich für eine völlige Fehlinterpretation. In der Bergpredigt geht es nicht um eine "gerechtere Gesellschaft", sondern um das Verhalten von Individuen.

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Code Civil hat folgendes geschrieben::
So brauchten sich später auch christliche Herrscher nicht groß an Ideale zu halten,
Historisch nicht haltbar. Heinrich VIII (England) z. B. hatte ziemlich Stress mit "Kirchens", weil er sich nicht an Ideale halten wollte - und Canossa hatten wir vorhin schon.

Was sind das für Ideale wenn einerseits Menschen versklavt werden dürfen, Scheidungen aber nicht gestattet sind?
Du verkennst die Rechtslage. "Versklaven" ist verboten; "Sklave sein und bleiben" jedoch nicht. Scheidung ist gestattet, Ehebruch jedoch nicht. Nachzulesen im KKK und im CIC (Katechismus und Kirchenrecht - bin grad' zu faul, die Belegstellen rauszusuchen).

Code Civil hat folgendes geschrieben::
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Das liegt einfach an der Definition des Gottesbegriffes - mit Zeitgebundenheit hat das nichts zu tun.

Offenbar hinkt die Definition des Gottesbegriffes der Zeit hinterher.
Es gibt eben Begriffe, die nicht jeder Mode unterworfen sind. Nicht alles, was "modern" ist, ist auch zwingend "gut".
_________________
mitternächtliche Grüße.


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mitternacht
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Anmeldungsdatum: 22.05.2005
Beiträge: 6331
Wohnort: Franken

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 00:40    Titel: Antworten mit Zitat

Abrazo hat folgendes geschrieben::
Die Sache ist ganz einfach: wenn Gott das Gute will, was ist dann das Gute? Es muss dann nämlich notwendigerweise etwas nicht nur neben Gott, sondern etwas Gott übergeordnetes sein.
Diese Folgerung sehe ich nicht als zwingend. Insbesondere sehe ich nicht, dass "Gott" und "das Gute" zweierlei sein soll. Aus meiner Sicht ist das eine Tautologie; so wie "H2O" und "Wasser".

Zitat:
Monotheismus heißt aber, dass es nichts gibt, was Gott übergeordnet sein könnte, denn wenn es das wäre, so gäbe es entweder mehr als einen Gott, was dem Prinzip Monotheismus widerspricht, oder Gott wäre das Gute und das, was Gott genannt wird, wäre kein Gott.
Logisch. Klassischer Fall von "Widerspruchs-Beweis".

Zitat:
Wenn aber Gott das Gute wäre, so wäre gut das, was Gott ist, womit wir wieder bei dem Satz wären, gut ist das, was Gott will.
Damit wäre "Sein" und "Wollen" dasselbe - das sehe ich allerdings nicht ein.

Zitat:
Der Satz "Gott will das Gute" enthält also einen Widerspruch.
Aber doch nur dann, wenn 1. "Gott" und "das Gute" zweierlei wäre und 2. "Sein" und "Wollen" dasselbe. Beide Voraussetzungen erfüllt? Ich denke, nein.

Zitat:
Müßig ist diese Diskussion nicht. Denn wenn Gott den Übermenschen will, dann ist es gut, den Untermenschen um die Ecke zu bringen.
Nein, das wäre unlogisch. Dann wäre "Übermensch" zwar gut, aber über "Untermensch" oder über "um die Ecke bringen" ist damit noch keine Aussage getroffen. Stringenter wäre doch wohl: "dann ist es gut, aus einem Nicht-Übermenschen einen Übermenschen zu machen." Außerdem vernachlässigt eine solche "Folgerung", dass es auch noch "Durchschnittsmenschen" und verschieden starke Ausprägungen von "über" und "unter" gibt.

Zitat:
Woraus sich ergibt, dass wir nicht um die Frage herum kommen, was denn warum gut ist, denn auf die Antwort: wir machen das so, weil Gott das so will, deswegen ist es gut, kommt selbstverständlich die Frage, und woher weißt du, das Gott das so will?

Antwortet man darauf mit einer Offenbarung, so ist festzustellen, dass derer mehrere behauptet werden, die jedoch verschieden sind.
Richtig. Das ist das alte Problem mit dem Fixpunkt außerhalb des Universums, den man benötigt, um die Welt aus den Angeln zu heben. Aber wir sitzen mittendrin.
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Dipl.-Sozialarbeiter
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 00:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Code Civil,

nun besteht doch die Gefahr, daß wir uns in einem "virtuellen Glaubenskrieg" verlieren und die Diskussion zu einem Schlagabtausch wird. Daher möchte ich gerne noch einmal deine beiden Thesen wiedergeben. Diese wurden auf Nachfrage von mir ja bestätigt. Daher gebe ich diese zunächst als Zitat wieder.

1. Fassung - Code Civil (08.04.08, 20:53) hat folgendes geschrieben::
...
Es geht wie gesagt um eine Betrachtung im geschichtlichen Zusammenhang (historischer Kontext) also auch darum wie das Grundgesetz entstand und nicht um einen Vergleich zu heute. Wenn Mohammed oder Jesus damals schon das Grundgesetz entworfen hätten, würde heute wohl sicher niemand an der Existenz Gottes zweifeln.

Um noch mal die Fragestellung verständlich zu formulieren:

War die Shari´a im Vergleich zu anderen damaligen Rechtssystemen fortschrittlich?

Die Thesen lauten ja, denn

1. vor der Shari´a sind alle gleich sind. Alle müssen die Gesetze gleich befolgen, nachgewiesene Verstöße haben unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung die gleichen Konsequenzen ( Artikel 3 Abs. 1 GG)

2. die Schari´a ist ein in sich konsistentes Rechtsystem, also ein widerspruchfreies. (Artikel 1 Absatz 3 GG)
...
und
2. Fassung - Code Civil (12.04.08, 18:25) hat folgendes geschrieben::
Dipl.-Sozialarbeiter (12.04.08, 16:25) hat folgendes geschrieben::

im Augenblick frage ich mich immer noch warum Du den Thread eröffnest hast

Zum diskutieren, da mich das Thema interessiert. Erstaunlich wie wenig darüber bekannt ist, obwohl es doch in den letzten Jahren genügend Anlass zur intensiveren Auseinandersätzung mit dem Thema gegeben hätte.

Dipl.-Sozialarbeiter hat folgendes geschrieben::

Daher habe ich Deine Eingangsfragen mal nummeriert, damit ich in der weiteren Diskussion darauf Bezug nehmen kann.


Danke, ich hatte bereits hier zwei Thesen aufgestellt. Auch sind bereits einige Diskussionsbeiträge zu den Thesen formuliert worden.

Die 1. These, dass die Shari´a historisch fortschrittlich sei, da erstmals alle die Gesetze gleich zu befolgen haben ist bislang weder bestätigt noch widerlegt worden.

Die 2. These, dass die Shari´a historisch fortschrittlich sei, da erstmals ein in sich konsistentes Rechtsystem aufgebaut wurde, ist auch noch nicht abschließend erörtert. Einzelne Suren des Korans können unterschiedlich ausgelegt werden, ob sich aber dennoch eine bzw. mehrere insgesamt konsistente Auslegungen ergeben ist noch nicht geklärt.
...

Zur 1. Fassung: Unser Grundgesetz ist nach den Erfahrungen und dem Eindruck des Hitlerfaschismus 1949 als Nachfolge der Weimarer Verfassung (von 1919) verfasst worden. Dazwischen lag die Zeit von 1933 bis 1945. Der Zweite Weltkrieg begann am 01. September mit dem Einmarsch in Polen. Die Weimarer Verfassung entstand nach dem Ersten Weltkrieg. Davor bestanden in Europa Kaiserreiche. Die Ablösung der Kaiserreiche durch Einführung/Erkämpfung der Demokratie brachte es mit sich, daß es in der westlichen Welt keine weltlichen Führer mehr gibt. Irdische Herrscher spielen eigentlich keine Rolle mehr, weil es z.B. in Deutschland keine "personalisierte Macht" mehr gibt. Als Gegenpol die irdischen Macht fußt m.E. die Religion auf die "himmlische Macht". Mit der Weimarer Verfassung erfolgte die Trennung von "Kirche und Staat". Der letzte deutsche Kaiser war Wilhelm II. (s.a. Gottesgnadentum).

Allein aus diesem irdischen Hintergrund ist m.E. ein Vergleich der Shari'a mit unserem Grundgesetz nur sehr schwer möglich. Ein Vergleich der Shari'a mit unserem heutgen Rechtssystem wäre daher nur interessant, wenn es um die Frage gehen würde: "Wie demokratiefreundlich ist die Shari'a?".

Die christlichen Kirchen in Deutschland haben das Grundgesetz anerkannt und kümmern sich heute um das "Seelenheil" der Gläubigen. In dem Ausdruck "Seelsorger" wird der Job unserer Geistlichen eigentlich sehr treffend beschrieben.

Unser heutiger Staat gewährt die Religionsfreiheit. Aber dieser Staat hat sich um alle Menschen (seine Bürger) zu kümmern. Demokratiefeindlichen Tendenzen hat der Staat entgegen zuwirken. Durch die Ewigkeitsklausel im Grundgesetz sollen die Grundrechte seiner Bürger gegenüber der politischen Macht geschützt werden. Dies alles geschah auf Grund der Erfahrung mit Nationalismus, Faschismus, Nationalsozialismus, Sozialismus und Kommunismus.

In dem islamischen Fundamentalismus sehe ich eine Gefahr für unsere Demokratie. Nach meiner Ansicht fand die Islamkonferenz zu spät statt. Die Gründe habe ich schon weiter oben skizziert. Die Gründung des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland ist ein weiterer wichtiger Meilenstein.

Ein Vergleich der Religionen spaltet mehr, als dass er ein friedliches Nebeneinander der unterschiedlichen Religionen in Deutschland ermöglicht. Die Sorge besteht, daß unsere Demokratie und der innere Frieden gefährdet wird. Nur die Anerkennung unserer Verfassung ermöglicht es, diesen inneren Frieden in Deutschland zu erhalten.

Begriffe wie "Teufel" und "Satan", sowie Paradies (Garten Eden) sind in den Religionen unterschiedlich besetzt. Vergessen wir auch nicht die Zeit, in der die Bibel und der Koran entstanden ist. Eigentlich müßten wir uns allen Religionen zuwenden. Nur beführte ich, daß dies in einem Forum nicht möglich sein wird.

Ich bin wahrlich kein Schriftgelehrter oder Religionswissenschaftler (s.a. Buchreligion).

Aber ich stelle mir die Frage, warum Menschen glauben und was Glaube ist. Vielleicht sollten wir uns in der weiteren Diskussion Deinen zwei Thesen zuwenden.

Liebe Grüße

Klaus
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mitternacht
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Anmeldungsdatum: 22.05.2005
Beiträge: 6331
Wohnort: Franken

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 02:27    Titel: Antworten mit Zitat

Dipl.-Sozialarbeiter hat folgendes geschrieben::

Aber auch dies halte ich für wichtig:
    „Gebt des Kaisers, was des Kaisers ist.“ (Lk. 20,25)
Wird hier nicht schon eine Trennung von Kirche und Staat deutlich?
Nein. "Kirche" in dem Sinne gab es noch gar nicht; Jesus von Nazareth war gläubiger und praktizierender Jude. Und die damalige provincia iudaea hatte zwar einen eigenen König - aber von Roms Gnaden. Ein eigenständiger "Staat" war dieses Gebilde sicher nicht.

Und eine "Trennung" setzt zunächst einmal ein "Zusammenhängen" voraus, damit überhaupt getrennt werden kann. Das damalige römische Reich war aber ein Gemisch vieler Völker mit vielen Religionen, deren Götter von den herrschenden Römern teils "integriert" teils "ignoriert" wurden. Noch war das "Gott-Kaisertum" (was z. T. in heftigen Juden- und Christenverfolgungen resultierte, da diese nicht bereit waren, ihrem Monotheismus abzuschwören) nicht voll entwickelt, und das Zusammengehen von Staat und Kirche (cuius regio, eius religio) - die eigentlich notwendige Voraussetzung für eine Trennung - lag noch in sehr ferner Zukunft.
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Bin kein Jurist: Wer mir glaubt, ist selber schuld.
Meine Damen und Herren, heute Abend sinkt für Sie: das Niveau!
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 07:51    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo mitternacht,

richtig, die Kirche im heutigen Sinne wird mit dem nachfolgenden Zitat nicht gemeint sein.

Hammer Reformtag 15.09.2007 Forum 1 - Arbeitsgruppe 2 hat folgendes geschrieben::
Jesus sagt(Matthäus 18,20): „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

Danach war die Kirche im heutigen Sinne lange Zeit "unorganisiert". Dies erinnert mich irgendwie an die Situation der Hinterhofmoscheen in Deutschland (s.a. Geschichte der römisch-katholischen Kirche).

Liebe Grüße

Klaus
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Abrazo
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Anmeldungsdatum: 30.05.2005
Beiträge: 5941
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 09:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

Mitternacht, anstatt abstrakter Satzanalysen ein praktisches Beispiel.
Du sagst:
Zitat:
Diese Folgerung sehe ich nicht als zwingend. Insbesondere sehe ich nicht, dass "Gott" und "das Gute" zweierlei sein soll. Aus meiner Sicht ist das eine Tautologie; so wie "H2O" und "Wasser".

Ist "H2O will das Wasser" ein sinnvoller Satz?

Zitat:
Damit wäre "Sein" und "Wollen" dasselbe - das sehe ich allerdings nicht ein.

Ich könnte es Dir einsehbar machen, jedoch würde das hier zu weit führen.

Zitat:
Nein, das wäre unlogisch. Dann wäre "Übermensch" zwar gut, aber über "Untermensch" oder über "um die Ecke bringen" ist damit noch keine Aussage getroffen. Stringenter wäre doch wohl: "dann ist es gut, aus einem Nicht-Übermenschen einen Übermenschen zu machen." Außerdem vernachlässigt eine solche "Folgerung", dass es auch noch "Durchschnittsmenschen" und verschieden starke Ausprägungen von "über" und "unter" gibt.

HInsichtlich der Frage, ob es gut sei, aus einem Nicht-Übermenschen einen Übermenschen zu machen, muss zunächst beantwortet werden, ob das überhaupt möglich ist.
Beachtet man dabei weiterhin, dass "gut" in der Bedeutung, wie wir das Wort hier gebrauchen, ein absoluter und kein relativer Wert ist, so ergibt sich zwangsläufig, dass alles, was diesem absoluten Wert nicht entspricht, nicht gut ist, also weder der Untermensch noch der Durchschnittsmensch.
Falls Du es nicht gemerkt haben solltest, wir diskutieren hier die Grundthese der Nationalsozialisten. Die ist mit dem Hinweis auf Förderung des Untermenschen oder des Durchschnittsmenschen nicht auszuhebeln.

Zitat:
Richtig. Das ist das alte Problem mit dem Fixpunkt außerhalb des Universums, den man benötigt, um die Welt aus den Angeln zu heben. Aber wir sitzen mittendrin.

Dass wir mittendrin sitzen, ist Heidegger, der bekanntlich den Nazis nichts entgegenzusetzen hatte (bzw. wollte).
Da ich allerdings den Nazis eine Menge entgegenzusetzen habe (und nicht nur ich), haut das mit dem mittendrin sitzen und keinen Fixpunkt haben offenkundig nicht so recht hin.

Zitat:
Zur 1. Fassung: Unser Grundgesetz ist nach den Erfahrungen und dem Eindruck des Hitlerfaschismus 1949 als Nachfolge der Weimarer Verfassung (von 1919) verfasst worden.

Das ist eine m.E. allzu verkürzte Darstellung, denn sie übersieht die historische und vor allem geistige Entwicklung, die in das Grundgesetz mündete.
Denn das Denken und die Überzeugungen derer, die das Grundgesetz verfassten, sind ja nicht in leerem Raum entstanden, so nach dem Motto, wir probieren jetzt einfach mal was Neues aus.
So ist m.E. das Grundgesetz, gerade auch in seiner ursprünglichen Absicht als Provisorium, mit - bewusstem oder unbewusstem - Rückgriff auf Kant entstanden, der ebenso - siehe Mitternachts mangelnder Fixpunkt - ein Provisorium schuf und dies, was man gern überliest, auch sagte.

Zitat:
Allein aus diesem irdischen Hintergrund ist m.E. ein Vergleich der Shari'a mit unserem Grundgesetz nur sehr schwer möglich. Ein Vergleich der Shari'a mit unserem heutgen Rechtssystem wäre daher nur interessant, wenn es um die Frage gehen würde: "Wie demokratiefreundlich ist die Shari'a?".

Ich fürchte, hier werden zwei Dinge vermischt, die getrennt zu betrachten sind.
Die Scharia (von denen es ohnehin etliche verschiedene, je nach Region und Auffassung, gibt) ist nicht mit dem Grundgesetz vergleichbar. Wenn man einen solchen Vergleich machen will, so muss man das Grundgesetz mit dem Koran vergleichen, denn die Scharia(s) ist davon abgeleitet. Wenn also Vergleich, dann bitte mit BGB und StGB bzw. der (gesammelten) Rechtssprechungen von BVerfG und BGH; denn in etwa vergleichbaren Rang haben die Entscheidungen Mohammeds bzw. seiner unmittelbaren nachfolgenden Gefährten, auf die die Scharia sich auch beruft.

Zitat:
In dem islamischen Fundamentalismus sehe ich eine Gefahr für unsere Demokratie.

Ich nicht.
Und zwar deswegen nicht, weil der islamische Fundamentalismus eine radikale politische Bewegung ist, die bei denen, auf die es ankommt, nämlich bei der Bevölkerung der islamischen Länder, keinen nennenswerten Rückhalt hat. Man übersieht hier immer, dass das Hauptaktionsfeld der Fundamentalisten die muslimische Bevölkerung der eigenen Länder ist. Da gehen die Bomben auf den Marktplätzen hoch und da läuft, je nach politischen Machtverhältnissen, die Religionspolizei herum und verprügelt die Leute auf der Straße, nicht bei uns. Wenn dies aber geschieht, so ist es logisch zwingend festzustellen, dass es eine Eintracht zwischen Bevölkerung und Fundamentalisten dort nicht geben kann, denn wer mit den Fundamentalisten konform geht, wird von ihnen nicht verprügelt und getötet werden.

Zitat:
Die Sorge besteht, daß unsere Demokratie und der innere Frieden gefährdet wird.

Die Demokratie sicher nicht, denn gerade aus der Rückwendung zu den Wurzeln des Islam ergibt sich bei den (seriösen) Muslimen die Erkenntnis, dass der Islam ursprünglich durchaus demokratisch verfasst ist. Ich empfehle dringend, sich das klar zu machen, weil man nur unter diesem Aspekt politische Geschehnisse in der islamischen Welt (auch, soweit sie sich bei uns befindet) richtig interpretieren kann. Heißt, bei Entscheidungen von Regierungen, Behörden, sich mehr oder minder religiös nennenden Vertretern und Gruppierungen die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sie als Abwehr gegen die Überzeugung eben dieser demokratischen Verfasstheit gedacht sind.

Der innere (und äußere) Frieden wird vielmehr dann gefährdet, wenn man sich in die von interessierter Seite veranstaltete Kulturkampfpropaganda hinein ziehen lässt, die die Fundamentalisten notwendig braucht, den sie sind ja der beständige Bezugspunkt, der angeblich pars pro toto steht.

Wer die damit hervorgerufenen Konflikte verstehen will, der möge sich bitte vorstellen, der Ferne Osten würde uns anhand der zweifellosen Vorkommnisse sowohl dort als auch bei uns bis in die Regierungen hinein als eine Kultur und Nation von Päderasten darstellen und uns beständig mit dieser Behauptung konfrontieren und bei Kontakten jeden einzelnen von uns erst mal befragen, seit wann und wie oft wir denn unsere Töchter und Söhne zu fremden Männern ins Bett schicken und warum wir das tun.
_________________
Grüße,
Abrazo
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lucidum intervallum
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Anmeldungsdatum: 08.04.2008
Beiträge: 2

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 09:08    Titel: Antworten mit Zitat

mitternacht hat folgendes geschrieben::
Dipl.-Sozialarbeiter hat folgendes geschrieben::

Aber auch dies halte ich für wichtig:
    „Gebt des Kaisers, was des Kaisers ist.“ (Lk. 20,25)
Wird hier nicht schon eine Trennung von Kirche und Staat deutlich?
Nein. "Kirche" in dem Sinne gab es noch gar nicht; Jesus von Nazareth war gläubiger und praktizierender Jude. Und die damalige provincia iudaea hatte zwar einen eigenen König - aber von Roms Gnaden. Ein eigenständiger "Staat" war dieses Gebilde sicher nicht.

Und eine "Trennung" setzt zunächst einmal ein "Zusammenhängen" voraus, damit überhaupt getrennt werden kann. Das damalige römische Reich war aber ein Gemisch vieler Völker mit vielen Religionen, deren Götter von den herrschenden Römern teils "integriert" teils "ignoriert" wurden. Noch war das "Gott-Kaisertum" (was z. T. in heftigen Juden- und Christenverfolgungen resultierte, da diese nicht bereit waren, ihrem Monotheismus abzuschwören) nicht voll entwickelt, und das Zusammengehen von Staat und Kirche (cuius regio, eius religio) - die eigentlich notwendige Voraussetzung für eine Trennung - lag noch in sehr ferner Zukunft.

In all Ihren Texten erkenne ich Logik und ernsthaftes Fragen.
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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 09:14    Titel: Antworten mit Zitat

Abrazo hat folgendes geschrieben::
Zitat:
Wenn man einen bestimmten moralischen Massstab als gegeben annimmt, dann macht die Aussage "Gott will das Gute" sehr wohl Sinn.

Macht sie nicht, denn die zwingende Konsequenz wäre, dass es neben und über Gott auch noch einen moralischen Maßstab gibt, den wer gegeben hat.

Wieso steht der moralische Massstab ueber Gott?
Er wird lediglich auf Gott angewendet, woher der Massstab kommt ist dabei voellig irrelevant fuer die Wertung Gottes innerhalb dieses Massstabes.

Im uebrigen hat im Christentum und Judentum Gott selbst einen moralischen Massstab gesetzt an dem er gemessen werden kann und an den er sich aus Sicht von Christen/Juden auch zu halten hat.
Es gibt den Begriff der Bundeslade naemlich deswegen, weil Gott der Beschreibung der Bibel nach ein Buendnis sprich einen wechselseitig bindenden Vertrag geschlossen hat. Die Juden verpflichteten sich zur Einhaltung der 10 Gebote und noch ein paar anderen, waehrend Gott sich dazu verpflichtete ihnen bei Eroberung des gelobten Landes und dem Genozid an den aktuellen Bewohnern beiseite zu stehen. Die Juden koennen also Gott ganz eindeutig daran messen, ob er seinen Teil der Abmachung eingehalten hat und wenn sie zu dem Schluss kommen, dass er das ohne Grund nicht getan hat, dann waere es innerhalb der juedischen Theologie vollkommen legitim ihm vorwuerfe zu machen.
Ein anderes Beispiel ist Sodom und Gomorra, Gott will beide Staedte bis auf den Typen, den er warnt, einaeschern unabhaengig davon, ob es dort nicht doch Leute gibt die sich nichts zu schulden haben kommen lassen. Er wird aber davon ueberzeugt, dass er dass aufgrund gewisser Moralvorstellungen nicht machen darf, sofern wirklich Unschuldige betroffen waeren.
Folglich gibt es einen moralischen Massstab an dem der juedische Gott sich messen lassen muss und dessen Einhaltung seine Anhaenger von ihm einfordern duerfen. Haelt er sich einmal nicht daran, duerfen seine Anhaenger voellig zu Recht davon sprechen, dass das moralisch falsch(=boese) ist und moralisch korrektes Verhalten von ihm einfordern.

Beim christlichen Gott ist es aehnlich, denn der ist wieder einen Deal eingegangen, er hat seinen "Sohn" fuer die Suenden der Menschen geopfert, weswegen selbst suendige Menschen auf Vergebung und Einzug ins Paradies hoffen koennen, sofern sie nur einige Kriterien erfuellen(genau habe ich die nie kapiert irgendwas mit Bekenntnis zu Christus und Reue). Damit hat sich Gott wieder einem Masstab untergeordnet, den er einzuhalten hat und dessen nichteinhaltung als boese von seinen Anhaengern gewertet wuerde.

Ueberhaupt ist das juengste Gericht auch ein Beweis dafuer, dass ein moralischer Massstab existiert, an den Gott sich zu halten hat - er wird dort ja Richter sein und nach Gesetzen urteile sprechen und wenn er beim juengsten gericht einfach sagen wuerde, dass ihm die Gesetze jetzt wurscht sind, alle landen sowieso in der Hoelle, waere das dementsprechend wieder eine Verfehlung Gottes im Verstaendnis des Christentums.


Christentum und Judentum unterwerfen Gott also sehr wohl einem moralischen Massstab(der natuerlich von Gott vorgegeben wurde) und diesen darf Gott nicht einfach so ignorieren, wenn er weiterhin als gut gelten will.

Also entweder koennen im Monotheismus gewisse moralische Masstaebe sehr wohl fuer Gott bindend und ein Massstab sein oder Christentum und Judentum sind keine monotheistischen Religionen.


Abrazo hat folgendes geschrieben::

Zitat:
deshalb koennen sie mit "gut ist, was Gott will" ihre kriminellen oder menschenverachtenden Machenschaften leicht rechtfertigen.

Für Theologen bezweifle ich das.
Denn die müssen ihre Ansicht rechtfertigen und sich dabei vor allem mit anderen Theologen herum schlagen, die anderer Ansicht sind und diese ggf besser belegen können.


Genau das wird aber durch loechrige und schwammige Formulierungen und das Fehlen eines Papstes ermoeglicht, siehe oben die Sure, die abhaengig vom Wortlaut ganz unterschiedlich ausgelegt werden koennte.
Es gibt auch eine andere Sure in der steht, dass Maenner ihre Frauen, wenn diese denn wiederholt ungehorsam waren und trotz Ermahnung und Rausschmeissen aus dem Ehebett, schlagen sollen. Zumindest ist das die eine im Umlauf befindliche Uebersetzung, eine andere uebersetzt statt "schlagen" "trennen". Aber beides stammt von Theologen.
Da es keinen Papst gibt, der festlegen kann, welche Uebersetzung denn richtig ist, kann jeder Theologe entscheiden, ob er eher "schlagen" oder "trennen" passender findet und damit kann er es nach seinen Interessen entscheiden, dass ist der Willkuer jedes Dorfimans unterworfen.(Und leider entscheiden sich viele dafuer, dass "schlagen" passender ist.)
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Anmeldungsdatum: 07.04.2008
Beiträge: 68

BeitragVerfasst am: 16.04.08, 09:18    Titel: Antworten mit Zitat

mitternacht hat folgendes geschrieben::

Dipl.-Sozialarbeiter hat folgendes geschrieben::

Aber auch dies halte ich für wichtig:
    „Gebt des Kaisers, was des Kaisers ist.“ (Lk. 20,25)
Wird hier nicht schon eine Trennung von Kirche und Staat deutlich?
Nein. "Kirche" in dem Sinne gab es noch gar nicht; Jesus von Nazareth war gläubiger und praktizierender Jude. Und die damalige provincia iudaea hatte zwar einen eigenen König - aber von Roms Gnaden. Ein eigenständiger "Staat" war dieses Gebilde sicher nicht.

Und eine "Trennung" setzt zunächst einmal ein "Zusammenhängen" voraus, damit überhaupt getrennt werden kann. Das damalige römische Reich war aber ein Gemisch vieler Völker mit vielen Religionen, deren Götter von den herrschenden Römern teils "integriert" teils "ignoriert" wurden. Noch war das "Gott-Kaisertum" (was z. T. in heftigen Juden- und Christenverfolgungen resultierte, da diese nicht bereit waren, ihrem Monotheismus abzuschwören) nicht voll entwickelt, und das Zusammengehen von Staat und Kirche (cuius regio, eius religio) - die eigentlich notwendige Voraussetzung für eine Trennung - lag noch in sehr ferner Zukunft.

Was sagt das Zitat das denn anderes als dass zu Jesus Zeiten Staat und Kirche (= religionsausübende Gemeinschaft) getrennt waren und Jesus dies nicht ändern wollte. Kirche wird heute allgemein umgangssprachlich auch für religionsausübende Gemeinschaft verwandt.

mitternacht hat folgendes geschrieben::

Lehrer wissen alles besser.


Ein redensartlicher Korinthenkacker ist jemand, der Unwichtiges zu wichtig nimmt, also jemand der pedantisch ist und seinen Mitmenschen gegenüber rechthaberisch auftritt.

Steht dass in einem Zusammenhang zu den Korintherbriefen Paulus?

Dipl.-Sozialarbeiter hat folgendes geschrieben::

Aber auch dies halte ich für wichtig:
    „Gebt des Kaisers, was des Kaisers ist.“ (Lk. 20,25)
Wird hier nicht schon eine Trennung von Kirche und Staat deutlich?

Als These erleichtere dies die Emanzipation und gehört vermutlich zu den Bedingungen der Moderne. Interessant wäre die Fragestellung, was wäre wenn Jesus zu Zeiten gelebt hätte, in denen der Staat keine Regionsfreiheit gewährt hätte oder Palästina nicht durch Römer besetzt und durch Juden regiert worden wäre. Das Christentum sähe vermutlich anders aus.
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