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Verfasst am: 27.06.08, 21:39 Titel: Religionsfreiheit contra Diskriminierungsverbot?
Guten Abend,
beim Surfen bin ich auf Internetseiten geraten, auf denen christliche "Fundis" gegen Homosexuelle hetzen.
Dort findet man Aussagen wie zB:
"Homosexualität ist Gott ein Gräul"
"Homosexualität ist heilbar"
Ich persönlich finde solche Aussagen extrem diskriminierend. Die Anhänger dieser Aussagen berufen sich auf die Bibel, in der tatsächlich Homo - feindliche Zeilen zu finden sind (hier wird sogar die Todesstrafe für Schwule gefordert).
Meine Frage:
Welches Recht wiegt schwerer? Das Recht der freien Religionsausübung oder das Diskriminierungsverbot?
Salopp gefragt: Dürfen "die" solche Texte von sich geben? _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
Off topic, aber als Balsam für evangelikalengeschädigte Seelen empfehle ich, Google mal die tiefschürfende Frage zu stellen: "Warum darf ich keine Kanadier besitzen"? _________________ Grüße,
Abrazo
Verfasst am: 30.06.08, 11:29 Titel: Re: Religionsfreiheit contra Diskriminierungsverbot?
Mary-Anne hat folgendes geschrieben::
Guten Abend,
beim Surfen bin ich auf Internetseiten geraten, auf denen christliche "Fundis" gegen Homosexuelle hetzen.
Dort findet man Aussagen wie zB:
"Homosexualität ist Gott ein Gräul"
"Homosexualität ist heilbar"
Ich persönlich finde solche Aussagen extrem diskriminierend. Die Anhänger dieser Aussagen berufen sich auf die Bibel, in der tatsächlich Homo - feindliche Zeilen zu finden sind (hier wird sogar die Todesstrafe für Schwule gefordert).
Meine Frage:
Welches Recht wiegt schwerer? Das Recht der freien Religionsausübung oder das Diskriminierungsverbot?
Salopp gefragt: Dürfen "die" solche Texte von sich geben?
Meiner Ansicht nach kommt es hier auf den Kontext an, in dem das verbeitet wird.
Druckt jemand das weithin sichtbar auf ein grosses Plakat vor dem Berliner Rathaus, sollte und wird er wohl auch Probleme bekommen.
Wenn das ganze aber auf einer Website erfolgt, bei der es eindeutig um das erlaeutern z.b. des katholischen Glaubens geht, dann ist die erste Aussage auf jeden Fall zulaessig, den sie gibt einfach nur wieder, wie im katholischen Glauben Homosexualitaet bewertet wird. Auf einer Seite wo der katholische Glauben erlaeutert wird, sollte das ja nicht verschwiegen werden, denn insbesondere Homosexuelle sollten ja wissen auf was sie sich einlassen, wenn sie sich dem Laden anschliessen.
Es implizit als Krankheit zu bezeichnen ist schon problematischer, da sollten sie andere Formulierungen gebrauchen.
Allerdings ist durch den Kontext das vielleicht auch noch ok. Wenn man Homosexualitaet schon als ablehnungswuerdige Verhaltenweise betrachtet, dann ist die Verwendung von "heilbar", denn es handelt sich um eine aus Sicht des Schreibers verwerfliche Verhaltensweise und in unserem Sprachgebrauch ist es meinem Eindruck nach durchaus moeglich das Abgewoehnen von verwerflichen Verhaltensweisen als "Heilung" zu bezeichnen. Wobei ich mir da unsicher bin.
Verbieten kann man wohl nicht viel, denn die eigentliche Diskriminierung wird wenn durch die Bibel bereits vorgegeben. Solange diese zulaessig ist, kann man Leuten eigentlich kaum verbieten, deren Inhalt wiederzugeben.
Und die Bibel ganz oder in Teilen zu verbieten wuerde den sozialen Frieden gefaehrden - weil man dann auch konsequent saemtliche anderen heiligen Buecher zensieren muesste.
Und der soziale Friede ist wichtiger als individuelle Probleme.(Zumindest sagen das implizit unsere lieben Politiker.)
Religionsfreiheit wiegt m. E. eindeutig schwerer.
Ähnliches Beispiel: Wollen Sie Klassiker aus der Literatur (z. B. bei Dostojewskij oder Karl May) verbieten oder zensieren lassen, weil diese trotz ihres kulturellen Werrtes auch diskriminierende zeitgenössische Passagen enthalten? _________________ „Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“ (Luis B.)
Religionsfreiheit wiegt m. E. eindeutig schwerer.
Ähnliches Beispiel: Wollen Sie Klassiker aus der Literatur (z. B. bei Dostojewskij oder Karl May) verbieten oder zensieren lassen, weil diese trotz ihres kulturellen Werrtes auch diskriminierende zeitgenössische Passagen enthalten?
Der Vergleich hinkt, denn niemand behauptet, dass Karl-May die Wahrheit schreibt.
Bei der Bibel gibt es aber schon Leute die das behaupteten.
Es ist durchaus denkbar, dass ein unbedarfter Homosexueller eines Tages von einem Zeugen Jehovas eine Bibel in die Hand gedrueckt bekommt, mit der Bemerkung "das ist das Buch der Wahrheit". Wenn er dann die Stelle liest, dass er gesteinigt werden sollte, dann hat ihm der Zeuge Jehovas indirekt und wohl ohne Absicht mitgeteilt, dass er genauso verabscheuungswuerdig wie ein Moerder ist. Und wenn sich der Homosexuelle da beleidigt und diskriminiert fuehlt hat er voellig recht.
Kleine Korrektur: die Katholiken schreiben so was nicht, das schreiben die Evangelikalen. Die Katholiken pochen auch schon lange nicht mehr auf die wortgetreue Auslegung der Bibel; auch das ist nämlich eine Spezialität der Evangelikalen, niedergelegt in der "Chicagoer Erklärung", das Wort "Fundamentalisten" kommt genau daher.
Und was die wortgetreue Auslegung betrifft - wie gesagt: "Warum darf ich keine Kanadier besitzen?"
_________________ Grüße,
Abrazo
Verfasst am: 30.06.08, 23:19 Titel: Re: Religionsfreiheit contra Diskriminierungsverbot?
carn hat folgendes geschrieben::
Wenn das ganze aber auf einer Website erfolgt, bei der es eindeutig um das erlaeutern z.b. des katholischen Glaubens geht, dann ist die erste Aussage auf jeden Fall zulaessig, den sie gibt einfach nur wieder, wie im katholischen Glauben Homosexualitaet bewertet wird.
Nein, das wäre nicht zulässig, denn das wäre eine falsche Darstellung der katholischen Lehre.
Zitat:
Auf einer Seite wo der katholische Glauben erlaeutert wird, sollte das ja nicht verschwiegen werden, denn insbesondere Homosexuelle sollten ja wissen auf was sie sich einlassen, wenn sie sich dem Laden anschliessen.
Dagegen. Solche Desinformation sollte nicht verbreitet werden. Die "una sancta" vertritt nämlich genau diese Positionen nicht, dass alles Biblische wörtlich zu nehmen sei.
Verfasst am: 01.07.08, 07:42 Titel: Re: Religionsfreiheit contra Diskriminierungsverbot?
mitternacht hat folgendes geschrieben::
carn hat folgendes geschrieben::
Wenn das ganze aber auf einer Website erfolgt, bei der es eindeutig um das erlaeutern z.b. des katholischen Glaubens geht, dann ist die erste Aussage auf jeden Fall zulaessig, den sie gibt einfach nur wieder, wie im katholischen Glauben Homosexualitaet bewertet wird.
Nein, das wäre nicht zulässig, denn das wäre eine falsche Darstellung der katholischen Lehre.
http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_und_Religion#R.C3.B6misch-Katholische_Kirche :
"Gemäß der römischen Glaubenskongregation ist die homosexuelle Neigung oder Tendenz zwar objektiv ungeordnet[4][5] und nicht dem Schöpfungssinn von Sexualität entsprechend, aber als solche noch nicht sündhaft, während bewusst und frei vollzogene homosexuelle Akte als schwere Sünde angesehen werden."
Suenden sind ein Greul fuer Gott, da homosexuelle Handlungen eine schwere Suende sind, kann der Satz "Homosexualität ist Gott ein Gräul" aus katholischer Sicht zutreffend sein, sofern es dem Kontext nach um homosexuelle Handlungen geht.
mitternacht hat folgendes geschrieben::
Zitat:
Auf einer Seite wo der katholische Glauben erlaeutert wird, sollte das ja nicht verschwiegen werden, denn insbesondere Homosexuelle sollten ja wissen auf was sie sich einlassen, wenn sie sich dem Laden anschliessen.
Dagegen. Solche Desinformation sollte nicht verbreitet werden. Die "una sancta" vertritt nämlich genau diese Positionen nicht, dass alles Biblische wörtlich zu nehmen sei.
Heteros sollen, wenn sie verheiratet sind und nicht verhueten und weitere Kinder haben wollen, so oft ... wie sie wollen.
Homos sollen niemals ..., weil es eine schwere Suende ist, also ein schaendliches Verhalten.
Das ist die Meinung der katholischen Kirche und das zu verbreiten duerfte, selbst wenn es fuer homos nicht nett ist, nach deutschem Recht zulaessig sein.
Kleine Korrektur: die Katholiken schreiben so was nicht, das schreiben die Evangelikalen.
Deswegen habe ich auch einen Zeugen in meinem Bibelausteil Beispiel genommen.
Ein Katholik koennte wie im vorherigen Post erlaeutert aber ebenfalls den Greulsatz zur Erlaeuterung seines Glaubens bringen. Und sofern es thematisch um Leute geht, die homosexuell sind und eigentlich keusch leben wollen, aber trotzdem immer wieder "suendigen", waere es auch im Sinne der katholischen Lehre dem "Suender" so beiseite zu stehen, dass er es schafft nicht wieder zu suendigen - da koennte man vereinfacht sagen "Homosexualitaet ist heilbar", sofern man glaubt das koennte erfolgreich sein.(wobei ich wie gesagt diese Formulierung fuer grenzwertig halte.)
"Homosexualität ist Gott ein Gräul"
"Homosexualität ist heilbar"
Diese Sätze halte ich für von der Meinungsfreiheit gedeckt. Mal davon abgesehen frage ich mich welchen der Millionen Götter die wohl meinen könnten
Wer als Nichtraucher in einen Raucherclub eintritt, der sollte sich übrigens auch nicht beschweren wenns da qualmt. Es muss ja niemand einer Kirche beitreten und jeder ist frei seinen Glauben auszuüben (soweit er die Rechte anderer nicht verletzt).
In Deutschland ist es auch nicht verboten zu lügen und da machen die Kirchen einfach von ihren Recht gebrauch sich etwas zusammenzuspintisieren.
Ich denke, Diskriminierung wird erst daraus, wenn bestimmten Personengruppen untersagt wird Mitglied zu werden und sie dadurch benachtiligt werden. Ich sehe eine viel grösere Diskriminierung darin, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht Priesterinnen werden können. Würde die Kirche homosexuelle also ausschliessen dann wäre das in meinen Augen auch eine Diskriminierung.
Die Theologie gehört zu den Königsdisziplinen, was das Denken betrifft.
Wer sich damit anlegen will, muss erst einmal richtig lesen lernen.
Zitat:
"Gemäß der römischen Glaubenskongregation ist die homosexuelle Neigung oder Tendenz zwar objektiv ungeordnet[4][5] und nicht dem Schöpfungssinn von Sexualität entsprechend, aber als solche noch nicht sündhaft, während bewusst und frei vollzogene homosexuelle Akte als schwere Sünde angesehen werden."
Ein bewusst und frei vollzogener homosexueller Akt ist ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die nicht homosexuell sind.
Ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die homosexuell sind, ist kein frei vollzogener Akt, eben weil sie homosexuell sind. _________________ Grüße,
Abrazo
Anmeldungsdatum: 27.01.2005 Beiträge: 7499 Wohnort: PC
Verfasst am: 02.07.08, 22:56 Titel:
Zitat:
Ein bewusst und frei vollzogener homosexueller Akt ist ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die nicht homosexuell sind.
Ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die homosexuell sind, ist kein frei vollzogener Akt, eben weil sie homosexuell sind.
Mit der Begründung nicht frei von Zwängen zu sein und triebgesteuert zu agieren darf dann analog interpretiert jeder Vergewaltiger "walten wie er will" ohne sich zu versündigen oder wie _________________ ...fleißig wie zwei Weißbrote
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Ein bewusst und frei vollzogener homosexueller Akt ist ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die nicht homosexuell sind.
Ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die homosexuell sind, ist kein frei vollzogener Akt, eben weil sie homosexuell sind.
Mit der Begründung nicht frei von Zwängen zu sein und triebgesteuert zu agieren darf dann analog interpretiert jeder Vergewaltiger "walten wie er will" ohne sich zu versündigen oder wie
Unsinn.
Zwischen "einvernehmlichem" und "gewaltsam-zwangsweisen" GV liegen nicht nur strafrechtlich, sondern auch moraltheologisch Welten.
Verfasst am: 02.07.08, 23:54 Titel: Re: Religionsfreiheit contra Diskriminierungsverbot?
Mary-Anne hat folgendes geschrieben::
Welches Recht wiegt schwerer? Das Recht der freien Religionsausübung oder das Diskriminierungsverbot?
Das Recht auf freie Meinungsäußerung. Mit Religions"ausübung" hat das nämlich wenig bis nichts zu tun. Das Diskriminierungsverbot greift hier eher gar nicht, denn das bezieht sich zunächst einmal auf staatliches Handeln. Im "zwischenmenschlichen Bereich" gilt immer noch die Vertragsfreiheit. Und "nette Worte" oder "freundliche Formulierungen" lassen sich durch kein Gesetz der Welt erzwingen.
Zitat:
Salopp gefragt: Dürfen "die" solche Texte von sich geben?
Sie dürfen. _________________ mitternächtliche Grüße.
Gott weiß alles - Lehrer wissen alles besser.
Bin kein Jurist: Wer mir glaubt, ist selber schuld.
Meine Damen und Herren, heute Abend sinkt für Sie: das Niveau!
Anmeldungsdatum: 27.01.2005 Beiträge: 7499 Wohnort: PC
Verfasst am: 03.07.08, 00:15 Titel:
Zitat:
Zwischen "einvernehmlichem" und "gewaltsam-zwangsweisen" GV liegen nicht nur strafrechtlich, sondern auch moraltheologisch Welten.
Das ist sicherlich richtig aber bezogen auf "obige Wortklauberei...
Zitat:
Ein bewusst und frei vollzogener homosexueller Akt ist ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die nicht homosexuell sind.
Ein homosexueller Akt, vollzogen von Leuten, die homosexuell sind, ist kein frei vollzogener Akt, eben weil sie homosexuell sind.
passt meines Erachtens die Analogie... _________________ ...fleißig wie zwei Weißbrote
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