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Warum zieht man heute schneller vor Gericht als früher?

 
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sebriko
Interessierter


Anmeldungsdatum: 30.04.2007
Beiträge: 11

BeitragVerfasst am: 17.06.07, 00:56    Titel: Warum zieht man heute schneller vor Gericht als früher? Antworten mit Zitat

Ich frage mich ja schon seit langem, warum sich die Gerichte in unserer Gegenwart immer häufiger mit Nachbarschaftsstreitigkeiten auseinandersetzen müssen.

Hat dies vielleicht etwas mit den Rechtsschutzversicherungen zu tun, die heute so viele abgeschlossen haben, oder ist dies einfach ein Zeichen dafür, dass unserer Gesellschaft grundlegende soziale Fähigkeiten abhanden gekommen sind?

Sebriko
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SpecialAgentCooper
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 17.06.07, 10:26    Titel: Antworten mit Zitat

Ich würde eher auf die Versicherer tippen. Die Fähigkeiten sind sicherlich noch vorhanden, werden gesellschaftlich aber anders gewertet, wenn Geiz geil ist. Mit Handschlag und Ehrenwort regelt auch keiner mehr was. Wer die Seitenzahl von alten Reichsgerichts-Entscheidungen oder Grundstückskaufverträgen mit den heutigen vergleicht, der stellt fest, dass vieles komplizierter geworden ist.
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„Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“ (Luis B.)
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Dipl.-Sozialarbeiter
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Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 17.06.07, 11:38    Titel: Re: Warum zieht man heute schneller vor Gericht als früher? Antworten mit Zitat

sebriko hat folgendes geschrieben::
Ich frage mich ja schon seit langem, warum sich die Gerichte in unserer Gegenwart immer häufiger mit Nachbarschaftsstreitigkeiten auseinandersetzen müssen. ...

Weil die Mensch sich nicht mehr so dolle lieb haben. Sie reden nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander. Jeder meint, daß er machen kann, was er will. Die Einschränkungen der Gesetze gelten nicht mehr für einen selbst, sondern immer nur für den Anderen. An diese Gesetze hat sich der andere schließlich zu halten. Winken

Streit und Konflikte werden nicht mehr selbst gelöst, sondern immer andere (Polizei, Ordnungsamt) hinzugezogen. Man zahlt ja schließlich Steuern.

Vielleicht wollen die 'Streithansel' die Juristen auch nur vor der Arbeitslosigkeit bewahren.

Ach, bevor ich es vergesse - schnell noch dieses Zeichen hinterher: Ironie Smiley
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Old Piper
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Anmeldungsdatum: 14.09.2004
Beiträge: 2538

BeitragVerfasst am: 18.06.07, 09:33    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht auch aus dem selben Grund, weshalb viele meinen, den Großstadtdschungel nur mit Allradantrieb und Kuhfänger statt Stoßstange bewältigen zu können: Es ist halt einfach trendy, seinen Nachbarn vor den Kadi zu ziehen.
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MfG
Old Piper
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Behörden- und Gerichtsentscheidungen sind zwar oft recht mäßig, aber meistens rechtmäßig.
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DonRWetter
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Anmeldungsdatum: 19.09.2004
Beiträge: 1468
Wohnort: Ludwigsburg

BeitragVerfasst am: 18.06.07, 11:39    Titel: Vor den Kadi ziehen. Antworten mit Zitat

Hallo,

dazu meine - aufgrund eigener Erfahrungen, die auf 40 Jahren (ab ca. 15. Lebensjahr) bewusster Wahrnehmung beruhende und sehr persönlich eingefärbte - Meinung:

Ich denke, die Frage ist nur in Verbindung mit einem Rückblick in die Vergangenheit zu beantworten. Außerdem lasse ich Gründe, die sicherlich auch eine Rolle spielen wie die weit verbreitete Rechtsschutzversicherung etc. mal weg und konzentriere mich auf die meiner Meinung nach bestehenden Hauptgründe, wobei ich nicht werte.

In meiner Jugend war mir schnell klar, daß Recht haben und Recht bekommen, zwei unterschiedliche Dinge sind, die stark von der gesellschaftlichen Stellung abhingen. In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, waren die entsprechenden Instanzen der Bürgermeister, der Lehrer, der Pfarrer, der Sparkassenrendant, der Dorfarzt, die großen Bauern und der örtliche Bauunternehmer, der dem überwiegenden Teil der Dorfbewohner Arbeit gab. Was die entschieden (oft am Stammtisch und bei gegenseitigen, privaten Besuchen etc.), war Fakt und es kam niemand auf die Idee, das juristisch prüfen zu lassen und wenn doch, war derjenige suspekt Faktisch galt das Recht des Stärkeren. Natürlich wurde gemurrt, aber es traute sich auch niemand, sich aufzulehnen. Das Selbstbewusstsein, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten war nicht weit verbreitet.
Nachbarschaftsstreitigkeiten wurden entweder handfest gelöst, oder es entstand eine Erbfeindschaft.
Blödsinn, den Kinder/Jugendliche anstellten, wurde ebenfalls handfest geahndet (nicht nur von den Eltern). Niemand regte sich darüber auf oder kam auf die Idee, Behörden einzubeziehen.
Vieles wurde garnicht erst bekannt, da im Vergleich zu heute kaum Medien existierten.
Das ergab eine festgefügte Ordnung, die natürlich Ruhe mit sich brachte, aber auch jede Menge Ungerechtigkeiten.

Heute ist das Recht m.E. demokratisiert. Jedem steht der Weg durch die Instanzen offen. Ein anhängiger Rechtsstreit ist kein Makel mehr. Jedem sind Gesetzestexte frei zugänglich und die Autorität der o.g. Instanzen ist nicht mehr vorhanden. Die Verhältnisse haben sich also entkrampft.

Mit dieser Entwicklung hat die Fähigkeit des Einzelnen, seine Interessen wahrzunehmen bzw. durchzusetzen allerdings nicht Schritt gehalten. Meiner Meinung nach existiert nach wie vor eine weit verbreitete Feigheit, Konflikte - auch konstruktive - einzugehen. Es fehlt auch weitgehend die Fähigkeit, zu abstrahieren, also Konflikt und Person zu trennen bzw. sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Wenn ich nur an mein Tagesgeschäft denke, in dem viele Juristische Geplänkel eine Rolle spielen, frage ich mich oft, warum man (ich beziehe mich da ausdrücklich ein) nicht den Telefonhörer in die Hand nimmt und mal Tacheles miteinander redet, um letztendlich zu einer Lösung zu kommen, die beide Seiten tragen. Diese Lösung ist wahrscheinlich auch keine andere, als bei Gericht herauskäme, aber bei Gericht gibt es Gewinner und Verlierer und die Lösung wird eben nicht von beiden "getragen". Nebenbei gesagt habe ich gute Erfahrungen damit, den "Stier bei den Hörnern zu packen" und Tacheles zu reden. Wenn ich mich denn traue.

So, und diese Kombination letztendlich, die Demokratisierung des Rechts verbunden mit nach wie vor mangelhafter Kommunikationsfähigkeit ist m.E. einer der Hauptgründe, daß Anwälte beauftragt werden und immer stärker ein Stellvertreterkrieg in Form des Rechtswegs geführt wird.

Gruß
DonRWetter
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Karsten11
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 17.06.2005
Beiträge: 3169

BeitragVerfasst am: 28.06.07, 16:58    Titel: Re: Warum zieht man heute schneller vor Gericht als früher? Antworten mit Zitat

Hallo,

sebriko hat folgendes geschrieben::
Ich frage mich ja schon seit langem, warum sich die Gerichte in unserer Gegenwart immer häufiger mit Nachbarschaftsstreitigkeiten auseinandersetzen müssen.


Wer sagt, das dies so ist? Kann mir jemand eine Statistik nennen, nach der das so ist?
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DonRWetter
FDR-Mitglied
FDR-Mitglied


Anmeldungsdatum: 19.09.2004
Beiträge: 1468
Wohnort: Ludwigsburg

BeitragVerfasst am: 28.06.07, 19:46    Titel: Re: Warum zieht man heute schneller vor Gericht als früher? Antworten mit Zitat

Karsten11 hat folgendes geschrieben::

Wer sagt, das dies so ist? Kann mir jemand eine Statistik nennen, nach der das so ist?


Hallo,

warum sollte das in einem Forum "Rechtsgeschichte, -philosophie, -theorie jemand machen?

Und wenn doch, welchen Zeitraum sollte die Statistik denn abbilden? Die von mir beschriebenen 40 Jahre? Die letzten 100 Jahre? Die Entwicklung der letzten 2 Jahre?

Wenn in diesem Zusammenhang eine Statistik interessant ist, empfehle ich "Gurgel".

Gruß
DonRWetter
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SpecialAgentCooper
FDR-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 28.06.07, 19:57    Titel: Antworten mit Zitat

Die Justizministerien werden sicherlich reichlich Statistiken besitzen, schon um die Pensenberechnung durchführen zu können. Einen speziellen Pensenschlüssel für unnötige, nervige oder querulatorische Verfahren des toitschen Streithansels gibt es bislang soweit ich weiß aber nicht.
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„Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“ (Luis B.)
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Karsten11
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 17.06.2005
Beiträge: 3169

BeitragVerfasst am: 29.06.07, 08:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

die Eingangsfrage setzt auf einer Annahme auf, die Zahl (oder der Anteil) dieser Klagen sei gestiegen. Eine sinnvolle Diskussion dieser Annahme ist nur möglich, wenn sie zutrifft.

Wäre die Zahl der Klagen zurückgegangen oder gleich geblieben, so ergibt sich hieraus eine völlig andere Fragestellung. Nämlich: "warum sich die Gerichte in unserer Gegenwart immer seltener mit Nachbarschaftsstreitigkeiten auseinandersetzen müssen?"
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