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Schulpflicht und Volksgemeinschaft
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 17.10.07, 09:14    Titel: Schulpflicht und Volksgemeinschaft Antworten mit Zitat

In Bremen ist eine illegale Kleinstschule aufgeflogen, in der die Schulpflicht umgangen wurde --> www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,511763,00.html

Die Bildungssenatorin Jürgens-Pieper (SPD) bemerkte dazu in einer aktuellen Stunde in der bremischen Bürgerschaft."Diese Menschen haben ein anderes Staatsverständnis, sie unterlaufen die staatliche Schulpflicht."

In Deutschland gibt es "reichseinheitlich" eine Schulpflicht seit dem Reichsschulpflichtgesetz --> www.verfassungen.de/de/de33-45/schulpflicht38.htm

Sie wurde eingeführt, um "die Erziehung und Unterweisung der deutschen Jugend im Geiste des Nationalsozialismus" zu sichern (§ 1 Abs. 1 S. 2 RSchulG).

Nach dem Krieg wurden die etliche Vorschriften in Wortlaut bzw. Sinn in die Schulgesetze der Bundesländer übernommen, so z.B. der Schulzwang aus §12 RSchulG: „Kinder und Jugendliche, welche die Pflicht zum Besuch der Volks- oder Berufsschule nicht erfüllen, werden der Schule zwangsweise zugeführt.“

In zahlreichen anderen Ländern gibt es statt einer Schulpflicht lediglich eine Bildungspflicht --> siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Schulpflicht#Schulpflicht_in_anderen_L.C3.A4ndern oder --> www.homeschooling.de/staatenschulgesetzessynopse.pdf

Welche Überlegungen mögen die Volksvertreter bewegen, an dieser Kreation aus der Nazizeit festzuhalten? Was haben die für ein Staatsverständnis? Was verspricht sich Deutschland davon, insbesondere auch im Hinblick auf die (internationale) Kritik am offenbar eher wenig erfolgreichen deutschen Bildungssystem?
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Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. (Goethe, Maximen und Reflexionen).
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Andreas Hüttig
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 11.07.2007
Beiträge: 899

BeitragVerfasst am: 17.10.07, 12:14    Titel: Re: Schulpflicht und Volksgemeinschaft Antworten mit Zitat

Redfox hat folgendes geschrieben::
Welche Überlegungen mögen die Volksvertreter bewegen, an dieser Kreation aus der Nazizeit festzuhalten? Was haben die für ein Staatsverständnis? Was verspricht sich Deutschland davon, insbesondere auch im Hinblick auf die (internationale) Kritik am offenbar eher wenig erfolgreichen deutschen Bildungssystem?

Ich muß sagen in dem Bereich kenne ich mich zwar kaum aus, aber alleine den Links zu folgen die weiterführen, deckt schon die Antworten auf die Fragen auf:
Zitat:
Einwände gegen eine Bildungspflicht

Kritiker einer Bildungspflicht argumentieren, dass soziales Lernen beim Hausunterricht auf der Strecke bleibe und damit den Kindern und Jugendlichen die Isolation drohe. Dieser Effekt lässt sich auch umgekehrt ausmachen: Die Schüler, die zuhause unterrichtet würden, würden dem Schulumfeld offenbar fernbleiben und so das soziale Spektrum der Schule auch nicht beeinflussen, was langfristig zu einem sozialen Ungleichgewicht an den Schulen führt (gesamtgesellschaftlich etwa vergleichbar mit geschlossenen Wohnanlagen). Diesen Aspekt sehen die Befürworter gerade für Deutschland als nicht hinnehmbar, da es mit seinem dreigliedrigem Schulsystem ohnehin für soziale Separation anfällig sei.

Darüber hinaus würden Kinder und Jugendliche dadurch bisweilen fanatischen, neurotischen oder unfähigen Eltern ausgeliefert, die nicht in der Lage seien, eine ausreichende Bildung zu garantieren.

aus w**pedia "Bildungspflicht"

Ich denke das Bild beinhaltet unfähige Eltern, die dadurch ihre Kinder "kaputtmachen". Die existieren, weswegen ich das Bild in dieser Hinsicht als korrekt einstufen würde. Die Konsequenz daraus sämtlichen Eltern eine Einschränkung aufzuerlegen ist mMn nicht ungerechtfertigt. Alternativen zu der Lösung wären vermutlich wesentlich teurer und aufwändiger.
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syn
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 568

BeitragVerfasst am: 17.10.07, 23:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich darf mich hier gar nicht äußern. Bei diesem Thema steigt mein Blutdruck auf 360. Böse Traurig Ich versuche aber trotzdem sachlich zu bleiben. Winken

Zitat:
Kritiker einer Bildungspflicht argumentieren............Darüber hinaus würden Kinder und Jugendliche dadurch bisweilen fanatischen, neurotischen oder unfähigen Eltern ausgeliefert, die nicht in der Lage seien, eine ausreichende Bildung zu garantieren.

Wenn man das so liest, könnte man glatt meinen, dass z. Zt. ausreichende Bildung von unserem totalitären Schulsystem garantiert wird. Ziemlich ungewöhnlich bei 4 Mio. Analphabeten, 5 Mio Arbeitslosen und solchen Auswüchsen (ich weiß nicht, wie ich das sonst nennen soll).

Andreas Hüttig hat folgendes geschrieben::
Ich denke das Bild beinhaltet unfähige Eltern, die dadurch ihre Kinder "kaputtmachen". Die existieren, weswegen ich das Bild in dieser Hinsicht als korrekt einstufen würde.

Und was ist mit den bisweilen unfähigen Lehrer samt dem ganzen Apparat, denen die Kinder und Jugendliche ausgeliefert sind, die sie zu stumpfblickenden, orientierungslosen Wesen machen?

Machen sich die Gegner Gedanken darüber, dass die Schulen in Deutschland inzwischen auch der Nährboden für Mobbing und Gewalt sind?
…oder darüber, dass Kinder und Jugendliche in Schubladen gesteckt werden, die Konformität statt Individualität fördern?
…oder darüber, dass der natürliche Wissensdurst der Kinder nach kurzer Zeit versiegt und einem „Null Bock“ weicht?

Während sich die Welt weiterdrehte, ist das Schulsystem stehen geblieben.

Zitat:
Die Konsequenz daraus sämtlichen Eltern eine Einschränkung aufzuerlegen ist mMn nicht ungerechtfertigt. Alternativen zu der Lösung wären vermutlich wesentlich teurer und aufwändiger.

Ist das Volkswirtschaftlich gedacht? Wäre es wirklich teurer, Präventiv-Massnahmen zu ergreifen als an den Symptomen ständig rumzudoktern, ohne dass eine Besserung eintritt (eher umgekehrt)?

Wir leben in einer Demokratie mit freiem Wirtschaftsmarkt.
Wo bleibt ein demokratisches Schulsystem mit einem freien Bildungsmarkt?


Wobei ich hier auch daran denke, dass bei einem freien Bildungsmarkt ebenso die staatlichen Schulen, wie in Schweden, an sehr viel Qualität gewinnen würden.

Der schöne Nebeneffekt wäre der Gesellschaft dienlich:

Zitat:
Tatsächlich genießen Lehrer in Schweden bei nur mäßigem Einkommen hohes Ansehen. Alle Gesprächspartner im Skolverket, der nationalen Bildungsbehörde sowie Lehrer und Schüler in den Schulen betonen aber auch den Respekt der Lehrer gegenüber Schülerinnen und Schülern. Der Respekt ist gegenseitig


Gruß
syn
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yamato
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Anmeldungsdatum: 09.05.2006
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BeitragVerfasst am: 18.10.07, 10:20    Titel: Antworten mit Zitat

Die Argumente von Syn, auch wenn nach meiner Meinung überspitzt, sind schon einschlägig, begründen aber mMn nur eine ohne Zweifel notwendige Reformierung unseres Schulsystems aber auch eine Änderung bestehende Erziehungsmethoden.

Es gibt in Deutschland ja private Schulen, weiterhin auch Konfessionsschulen und andere. Dies benötigen halt eine staatlich Zulassung, was aber gut so ist.
So soll zumindest eine Bildung im Sinne der FDGO gesichert werden.
Homeschooling dient ja häufig (nicht immer) dazu die eigenen Kinder von Theorien fernzuhalten, die nicht der eigenen Überzeugung/Religion entsprechen.

Somit ziehe ich unser staatlich kontrolliertes Schulsystem der reinen Bildungspflicht auch vor.
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 18.10.07, 10:59    Titel: Antworten mit Zitat

yamato hat folgendes geschrieben::

So soll zumindest eine Bildung im Sinne der FDGO gesichert werden.
Homeschooling dient ja häufig (nicht immer) dazu die eigenen Kinder von Theorien fernzuhalten, die nicht der eigenen Überzeugung/Religion entsprechen.

Somit ziehe ich unser staatlich kontrolliertes Schulsystem der reinen Bildungspflicht auch vor.


Schlechts Beispiel. Wir haben keine Staatsreligion und soweit Religion an öffentlichen Schulen unterrichtet wird, ist die Teilnahme freiwillig.

Also auf dem Gebiet nix mit Schulpflicht.
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yamato
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Anmeldungsdatum: 09.05.2006
Beiträge: 2207
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BeitragVerfasst am: 18.10.07, 11:24    Titel: Antworten mit Zitat

@Redfox: Dieses Fernhalten betrifft aber nicht nur die Religion, es kann auch Biologie, Sport- oder Schwimmunterricht oder Geschichte betreffen

Bei Biologie z.B. die Evolutionstheorie
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 18.10.07, 11:28    Titel: Antworten mit Zitat

yamato hat folgendes geschrieben::

Bei Biologie z.B. die Evolutionstheorie


Eben, die die Eltern ungehindert irgendwo und von irgendwem unterrichten lassen können.

Und dann wird die Evolutionstheorie auch in Deutschland von 38 % der Bevölkerung mehr oder weniger geglaubt. --> www.fowid.de/aktuelles/einzelansicht/artikel/news-4/

Ja, und?
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yamato
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Anmeldungsdatum: 09.05.2006
Beiträge: 2207
Wohnort: Berlin

BeitragVerfasst am: 18.10.07, 12:20    Titel: Antworten mit Zitat

Wobei eben schwer zu kontrollieren sein wird, ob etwas unterrichtet wird oder nicht.

Ich wünsche mir schon das Kinder auch mal über den Tellerrand Ihrer Eltern hinausschauen können und so die Chance bekommen sich wenn sie alt genug, selbst und frei zu entscheiden welcher Ideologie oder welchem Glauben sie folgen wollen.
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syn
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Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 568

BeitragVerfasst am: 18.10.07, 22:45    Titel: Antworten mit Zitat

yamato hat folgendes geschrieben::
Wobei eben schwer zu kontrollieren sein wird, ob etwas unterrichtet wird oder nicht.


Es geht ja nicht darum, dass ein Kind einfach nur zu hause bleiben kann, ohne dass ihm Bildung geboten wird. Das wäre verantwortungsloser den Kindern gegenüber als es heute schon ist mit der Schule ist. Dann müssten wir ja nichts ändern. Kinder "ungebildeter" und sozialschwacher Eltern wären dann weiterhin in der gleichen Lage wie heute.

Aus dem Link vom Redfox ist folgendes bei Schweden zu lesen:
Zitat:
§4 Einem schulpflichtigen Kind
soll die Option gegeben werden,
seine Schulpflicht in einer
alternativen Art zu erfüllen wie
in diesem Gesetz beschrieben,
wenn die Alternative qualitativ
gleichwertig mit der dem Kind in
diesem Gesetz sonst
angebotenen Bildung ist.

Die Notwendigkeit der Überprüfung
soll akzeptiert werden.

Die Genehmigung soll jeweils für
ein Jahr gegeben werden.
Während dieser Zeit wird die
Qualität der alternativen Bildung
überprüft.

Die Genehmigung soll sofort
entzogen werden, wenn die nötige
Überprüfung versagt wird oder
wenn die Bedingungen der
Genehmigung aus anderen
Gründen nicht länger halthar sind


yamato hat folgendes geschrieben::
Ich wünsche mir schon das Kinder auch mal über den Tellerrand Ihrer Eltern hinausschauen können und so die Chance bekommen sich wenn sie alt genug, selbst und frei zu entscheiden welcher Ideologie oder welchem Glauben sie folgen wollen

Heißt es, dass der Glaube, den die Kinder und Jugendliche heute haben, nicht vom Elternhaus kommt, da sie in die Schule gehen? Verhält es sich mit der Ideologie auch so? Haben sie diese womöglich von der Schule?

Gruß
syn

P. S. habe noch im Forum was gefunden, das auch zum Thema passt: http://www.recht.de/phpbb/viewtopic.php?t=127354

Eltern und Kindern wird selbt die freie Wahl der Schule verwehrt. Mit den Augen rollen
Ist das noch demokratisch?
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manschi
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BeitragVerfasst am: 19.10.07, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Beutragsschreiber, das Engagement der jungen Lehrer aus dem Bekanntenkreis in Ehren. Die sind in ein paar Jahren Fertig. Weil sie hier im Lande nich5t gut ausgebildet werden. Weil sie mit vielen Kollegen zusammen treffen werden, die nur Lehrer wurden, weil es halt gerade mal so gepasst hat.
Leider hat syn mit ihren überspitzten Anmerkungen recht. Ich erlebe es nun seit sieben Jahren und bin einfach nur froh, wenn mein Kind aus der Schule raus ist.
Sowie ein Kind nicht ins Schema F passt, hast du in Deutschland die berühmt berüchtigte A-Karte gezogen. Egal wie Fit ein Lehrer ist, er kann sich bei den Klassengröße die wir haben um ein solches Kind nicht ordentlich kümmern!
Das heißt für unseren speziellen Fall, dass ein Kind mit überdurchschnittlich hohem IQ auf die Hauptschule muss, weil sich um seine Defizite, die er trotz Intelligenz nicht alleine überwinden kann, nicht ordentlich gekümmert wird.
Eine Privatschule können wir uns nicht leisten und somit sind wir wieder beim Thema Bildungschancen-Gleichheit. Wir sind Eltern, die sich zumindest bemühen die Allgemeinbildung hoch zu halten, das wird unserem Sohn bestimmt auch mal zugute kommen, aber erst mal ist er abgestempelt, hat die ersten Depressionen hinter sich und ich hoffe nur, er hält einigermaßen durch.
Mit all diesen Problemen werden Eltern allein gelassen und ich bin mir sicher, nicht alle bekommen das geregelt. So dreht sich die Bildungsspirale immer weiter nach unten und ich möchte nicht wissen, wie weit das noch geht. Insofern wäre ich persönlich auch froh, wenn man die Wahl hätte sein Kind im kleinen Rahmen zu Hause zu unterrichten, ohne dass der Staat den Aufstand probt. Man kann die Vorgaben, die für einen Schulabschluss gebraucht werden ja auch den Eltern an die Hand geben und wenn sich ein paar finden, die was drauf haben......


Grüße Manuela
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manschi
Gast





BeitragVerfasst am: 20.10.07, 19:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Beitragsschreiber, vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Einige Sachen machen mir wieder Mut, bei anderen denke ich schon in eine etwas andere Richtung, da wir halt schon zu viel mit gemacht haben.

Ein Lehrer kann sich leider heutzutage seine Traumschule nicht mehr aussuchen, da überall, wo es um Bildung und Kinder/Jugendliche geht gespart wird. Lehrer bekommen häufig nur noch Zeitverträge und können oft froh sein, wenn sie überhaupt mal fest irgendwo unterkommen.

Leider, da müsste mal angesetzt werden, dann wären viele der groß geredeten Probleme meiner Meinung nach nicht mehr ganz so dramatisch.


Grüße Manuela
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koco
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Anmeldungsdatum: 14.01.2006
Beiträge: 274

BeitragVerfasst am: 20.10.07, 21:58    Titel: Antworten mit Zitat

@manschi:

was würde die abschaffung der schulpflicht an ihrem problem ändern bzw. verbessern?

sie schreiben

Zitat:
wenn man die Wahl hätte sein Kind im kleinen Rahmen zu Hause zu unterrichten, ohne dass der Staat den Aufstand probt.


wenn sie sich doch in der lage fühlen und die zeit haben (ist ja oft auch nicht gegeben, weil beide elternteile arbeiten müssen), ihre kinder zuhause zu unterrichten, warum geben sie ihrem kind dann nicht dort die nachhilfe, die es für seine schwächen braucht? dann könnte es doch seine bisherige schule weiterbesuchen.

was spricht dagegen?


wünsche ihrem kind auf jeden fall, dass es trotz der schwierigkeiten seinen weg gehen kann




habe manchmal das gefühl, dass einfach auch zuviel an die schule abgeschoben wird. (meine ich jetzt allgemein, wie das bei ihnen genau ist, weiß ich ja nicht, deshalb habe ich ja nachgefragt)

ich bin auch der meinung, dass vieles an und in den schulen getan werden muss, aber genau da muss man ansetzen.

und nicht gleich die ganze schulpflicht verteufeln...
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manschi
Gast





BeitragVerfasst am: 20.10.07, 22:21    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
was würde die abschaffung der schulpflicht an ihrem problem ändern bzw. verbessern?


Die Abschaffung der Schulpflicht würde für uns gar nichts ändern, da wir die Mittel nicht haben unser Kind zu Hause zu Unterrichten bzw. unterrichten zu lassen. Ich schrieb auch, wenn sich ein paar Eltern finden, die es drauf haben. Für uns sind das nur Träume.

Zitat:
geben sie ihrem kind dann nicht dort die nachhilfe, die es für seine schwächen braucht?


Das ist leider auch nicht möglich und Eltern sind in den allermeisten Fällen die denkbar schlechtesten Nachhilfegeber, die man sich vorstellen kann. Ich möchte unseren Fall nicht bis zum Letzten ausführen, aber ein Kind, das sich sperrt, macht zu Hause gar nichts mehr. So etwa läuft es hier.
Zitat:
wünsche ihrem kind auf jeden fall, dass es trotz der schwierigkeiten seinen weg gehen kann


Vielen Dank, das wünschen wir uns auch und sicher wird es. Nur alles, was im Moment läuft, hätte man seinem Kind halt gerne erspart.........
Zitat:
habe manchmal das gefühl, dass einfach auch zuviel an die schule abgeschoben wird. (meine ich jetzt allgemein, wie das bei ihnen genau ist, weiß ich ja nicht, deshalb habe ich ja nachgefragt)


Nun, gewisse Dinge muss die Schule normalerweise regeln. Dafür gibt es Verordnungen und Erlasse. Aber wenn man als Eltern ständig und über Jahre hinweg die Lehrer drauf hinweisen muss, ihren Job auch so zu erledigen, wie es sich ( für unseren Fall!) gehört, dann zermürbt es einen schon. Sie haben sicher im gewissen Maße recht, aber umgekehrt wird von der Schule auch zuviel an die Eltern gegeben, in der Hoffnung nichts tun zu müssen.

Ich möchte auch nicht den Eindruck vermitteln, die Schulpflicht gehört generell abgeschafft. Es sollte nur auch die andere Möglichkeit geben, ohne großen Aufwand.
Aber ich bin im Moment bei diesem Thema wieder sehr angespannt, weil am Montag die Schule wieder anfängt......


Grüße Manuela
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ThomasS
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Anmeldungsdatum: 27.08.2006
Beiträge: 1050

BeitragVerfasst am: 23.10.07, 10:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ich frage mich manchmal schon, wieso die Schulen hierzulande so massiv in der Kritik stehen. Wir sind doch alle durch dieses System gegangen und werden mehrheitlich nicht dumm sterben.

Man kann sicher darüber diskutieren, ob und an welcher Stelle man das System verbessern kann, aber Gründe für eine komplette Reform sehe ich eher nicht.

Ich glaube (mag sein, dass ich da eher konservativ bin), dass es einen gewichtigen Grund für die Misere gibt, zumindest hat er dazu beigetragen: der Leistungsdruck. Man kann darüber sicher geteilter Meinung sein, aber nach meinem Empfinden, geht mit dem Mangel an Fördern ein gravierender Mangel an Fordern einher. Sicher ist es nicht effizient, Erst- oder Zweitklässlern das nötige Wissen mit Gewalt einzupauken, aber wozu führt denn z.B. die Abschafung von Zensuren? Es werden Zeugnisse mit Bewertungen ausgestellt, die selbst von den Eltern nicht immer eingeordnet werden können; z.T unterschiedlich aufgefasst werden, was deren Bedeutung angeht.

Das hat nichts mit "Schule" zu tun, aber: zumindest hier in S-H dürfen erst ab der Fußball E-Jugend Punktspiele ausgetragen werden, den KIndern soll der "Streß" genommen werden?!?

Für meinen Geschmack werden Kinder in zu vielen Bereichen "in Watte" gepackt. Man muß sie fordern, nicht nur fördern. Kinder müssen auch lernen, dass die 68er Interpretation von Leistung zu nichts führt.

Wenn ich z.B. erlebe, dass im Englischunterricht in der 5. Klasse zu Beginn des Schuljahrs erst mal jedes Kind die neue Sprache nach Gehör aufschreiben darf und erst später mit der Vermittlung der korrekten Rechtschreibung begonnen wird, um die Kinder nicht zu überlasten, dann fällt mir dazu absolut gar nix ein!

Das dicke Ende kommt später; mit Beginn des Berufslebens. Ich möchte die Arbeitgeber sehen, die auf die Befindlichkeiten der in diesem Stil erzogenen Genaration Rücksicht nehmen. Cool

Es gibt, das weiß ich auch, noch jede Menge andere Gründe für die Misere in den Schulen, aber grundsätzlich denke ich, dass den Kindern auch ein gesundes Maß an Disziplin und Leistungsbereitschaft vermittelt werden muß. Ohne diese Eigenschaften werden Selbige nach der Schulzeit hoffnungslos auf der Strecke bleiben. Was ich allerdings z.T. erlebe, ist das krasse Gegenteil. Wenn ich manche Eltern so reden höre ....
Geh mir los mit Elternabenden!!! Dagegen ist jede Bundestagsdebatte die reinste Erholung! Was da für ein Stuß zusammengeredet wird!

Mich würde wirklich mal interessieren, wie meine Generation (Baujahr 62) abgeschnitten hätte, wenn es die Pisastudie schon in den frühen 70ern gegeben hätte. Ich glaube, so mancher selbst ernannter Schulreformator würde mit den Augen rollen.

Zum eigentlichen Thema Schulpflicht: die ist doch in bestimmten Gegenden sowieso faktisch außer Kraft. Es gab zahlreiche TV-Dokumentationen zum Thema Schule in sozialen Brennpunkten. Da kommen und gehen unsere Youngster ganz nach belieben. Durchgesetzt wird die Schulpflicht dort ganz offensichtlich nicht. In einer dieser Dokus sollten Schüler einer 7. Klasse einen nicht wirklich schwierigen deutschen Text vorlesen; na Donnerwetter, hatten die ein Talent! Das konnte meine Tochter in der 2. Klasse besser! Aber zur Schule gehen und dort auch lernen ist ja soo uncool (es handelte sich hier nicht um Kinder mit "Migrationshintergrund" (was für ein Wort Mit den Augen rollen )). Und auch und gerade in den sozialen Brennpunkten dürfte die Arbeit der Eltern kein stichhaltiges Argument dafür sein, die elterliche Aufsichtspflicht nicht in geeigneter Weise wahrzunehmen; ich lehne mich mal aus dem Fenster, aber bei den Arbeitslosenquoten dürfte in vielen Familien zumindest ein Elternteil zuhause sein! Wenn diese aber den Tag mit besoffenem Kopf auf dem Sofa verbringen, kann dabei nicht so viel rauskommen. Man kann die Misere nicht nur an den Schulen festmachen, es ist ein gesellschaftliches Problem, dass (auch) die Familien betrifft. Teil meines Jobs wäre es, Kinder die regelmässig nicht zur Schule gehen, dort mit "Polizeieskorte" hin zu bringen. Und genau das würde ich im Zweifelsfall auch tun.

Es ist irgendwie komisch: zu viele Leute in diesem Land singen das Lied von der Individualität, wenn es aber schwierig wird, klopft genau diese Klientel bei "Vadder Staat" an. Individualität beinhaltet auch Verantwortung für das eigene Dasein und die eigene Familie und dazu gehört eben ein bischen Initiative, zumindest kann diese nicht schaden. Cool

Und gerade in Zeiten wie diesen ist es meines Erachtens auch nicht verkehrt, wenn die Schulen unter Aufsicht sind, auch und gerade was die vermittelten Inhalte angeht, wenn man so hört, was z.B. in einigen wenigen "Koranschulen" so los ist, wobi sich diese Bemerkung ganz ausdrücklich nicht gegen den Islam im allgemeinen richtet, sondern gegen ganz spezielle Individuen.

Jetzt habe ich mich bestimmt bei einigen in die Nesseln gesetzt, aber das musste mal raus.
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Na, Herr Chapuisat, hat denn Berti Vogts schon bei Ihnen angeklopft?
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BeitragVerfasst am: 23.10.07, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

ThomasS hat folgendes geschrieben::
Ich frage mich manchmal schon, wieso die Schulen hierzulande so massiv in der Kritik stehen. Wir sind doch alle durch dieses System gegangen und werden mehrheitlich nicht dumm sterben.


Aber dümmer als die Bewohner so manch anderer Industrienation.

Obwohl das deutsche Schulsystem auch noch teurer ist.

ThomasS hat folgendes geschrieben::
Es werden Zeugnisse mit Bewertungen ausgestellt, die selbst von den Eltern nicht immer eingeordnet werden können; z.T unterschiedlich aufgefasst werden, was deren Bedeutung angeht.


Ja, ein Lehrer ist sicher intellektuell nicht so sehr gefordert, wenn er nur eine Ziffer in einen Bogen schreiben muß. Und muß er mehr tun, dann kommen einige Lehrer wohl schnell an ihre Grenzen. Obwohl sie unser System auch durchlaufen haben.

Oder vielleicht darum?

ThomasS hat folgendes geschrieben::
Wenn ich z.B. erlebe, dass im Englischunterricht in der 5. Klasse zu Beginn des Schuljahrs erst mal jedes Kind die neue Sprache nach Gehör aufschreiben darf und erst später mit der Vermittlung der korrekten Rechtschreibung begonnen wird, um die Kinder nicht zu überlasten, dann fällt mir dazu absolut gar nix ein!


Das ist keine Frage des Förderns oder Forderns, sondern der Vermittlung.

Sind die Lernerfolge bei dem einen oder dem anderen System besser.

Es ist sicher unsinnig, Zweitklässler z.B. wissenschaftliche Werke für die Universität zur Lektüre zu geben. Und es ist auch unsinnig, Zweijährigen überhaupt eine Rechtschreibung beibringen zu wollen, ob korrekt oder nicht.

ThomasS hat folgendes geschrieben::
gesundes Maß an Disziplin und Leistungsbereitschaft


Das sind leere Worte, solange nicht definiert ist, was ein "gesundes Maß an Disziplin und Leistungsbereitschaft" darstellt.

ThomasS hat folgendes geschrieben::
Da kommen und gehen unsere Youngster ganz nach belieben. Durchgesetzt wird die Schulpflicht dort ganz offensichtlich nicht. In einer dieser Dokus sollten Schüler einer 7. Klasse einen nicht wirklich schwierigen deutschen Text vorlesen; na Donnerwetter, hatten die ein Talent! Das konnte meine Tochter in der 2. Klasse besser! Aber zur Schule gehen und dort auch lernen ist ja soo uncool


Wie können die dort sitzen und etwas vorlesen, wenn sie doch gar nicht in die Schule gehen? Mit den Augen rollen
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