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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 02.12.07, 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ivanhoe hat folgendes geschrieben::


Ok. Nehmen wir mal die Großen. Die Autobauer, die Chemieriesen, die Energiekonzern, etc. Ab WIEVIELEN MILLIONEN oder MILLIARDEN fängt denn "nicht genug Gewinn" an?
Man hört doch Allerorten nur noch von Rekordgewinnen!


Das haengt teilweise auch von Psychologie ab, aber vereinfacht denke ich ist nicht genug Gewinn gleichbedeutend mit erwarteter Zinsatz von sicheren Anleihen * Unternehmenswert ist groesser als erwarteter mittlerer Gewinn der naechsten 10-20 Jahre des Unternehmens.

Denn in dem Fall wuerden sich die Unternehmensbesitzer(sofern sie denn bei gleicher Qualitaet dass guenstigere Produkt kaufen) versuchen zu verkaufen und das bedeutet dann im allgemeinen neue Besitzer, die noch drastischere Einsparmassnahmen als die urspruenglichen betreiben werden, da sie alles daran setzen werden, dass sich der Kauf im Vergleich zum alternativen Kauf von Anleihen doch lohnt.

Oder ums ganz simpel zu sagen, ein Unternehmen sollte ca. 3-6% des Unternehmenswertes an Gewinn erwirtschaften, darunter ist so wenig, dass die Besitzer nachdenken wuerden, wie sie mehr Geld machen koennen.
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0Klaus
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Anmeldungsdatum: 30.12.2004
Beiträge: 2595

BeitragVerfasst am: 02.12.07, 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ja "Ausbeutung" ist ein Naturgesetz, wobei ich das eher als Wirtschaftlichkeitsstreben bezeichnen würde.

Eine örtliche Pizzaria verkaufte täglich 1 Angebotspizza für 2,60 €. Die Kundenzahl hat sich schlagartig verfielfacht. Ähnlich ist das mit Lieferpreisen. Sobald der Preis steigt, wird sich die Zahl der Liefernlasser reduzieren. Die Nachfrage ist direkt abhängig vom Preis, selbst wenn's nur ein Euro ist (weil das Budget des Käufers nicht zweimal ausgegeben werden kann).

Im Prinzip ist es im Regelfall nicht der Unternehmer der seine AN ausbeutet, sondern der Kunde. Fast jeder rennt der Geiz-ist-geil-Welle hinterher. Viele sind von der Tlekom gewechselt, weil diese zu teuer war. Dass die T. realtiv hohe Gehälter hatte ist unerheblich. Oder die Post, die hat Tarifverträge mit verträglichen Gehältern. Drittanbieter nicht, die zahlen fast nichts. Aber der Kunde (hier mal Behörden und Großunternehmen) schreiben aus und wählen natürlich den billigsten Anbieter. Oder Bahn. Die Lokführer streiken und die Öffentlichkeit steht dahinter; aber als man von Fahrpreiserhöhungen sprach, kam eine Bugwelle der Ablehnung. Weiter VW. Leute verdienen gut, Deutsche Markenware, aber teurer; wenn dann China mal seine Fahrzeuge auf dem Markt bringt, wird der Kunde diese preisgünstigen Fahrzeuge kaufen. Oder die meiste Kleidung, jeder weiß. dass die in Billigländern hergestellt wird; kaum einer kauft die deutsche Ware. Oder Kaffee; kaum einer kauft Fair-Produkte (oder so ähnlich), wo die Bauern in Etw.-Ländern ein bisschen mehr bekommen.

Es gibt auch Auktionsplattformen, wo man Aufträge im Unterbietungsverfahren an Unternehmen abgeben kann. Dort kann der Kunde dann, den Unternehmer "ausbeuten". Das System wird auch genutzt.

Auch die Kapitalseite ist interessant. Wer steht denn hinter Konzernen. Dahinter stehen meistens Aktionäre (von den Einzelunternehmen im Supermarktbereich mal abgesehen). Und diese Aktionäre sind wieder die Bevölkerung. VW befindet sich zB zu einem großen Teil in Streubesitz. Wenn also jeder Aktionär sagen würde: wir verzichten mal auf Dividende (und damit Kursanstieg), damit wir die Löhne erhöhen können, wäre schon viel getan. Bei irgend welchen einschneidenden Maßnahmen ist dann immer der Vorstand schuld. Dieser hat aber (um keine Untreue zu begehen), seinen Konzern wirtschaftlich und im Interesse eben dieser Aktionäre zu führen. Wenn also zB eine große Versicherung stellen streicht, darf sich ein vielleicht selbst 12-h-arbeitender Mensch, der sich von seinem Gehalt, eben diese Aktien gekauft hat, über einen Kursgewinn freuen.

zur Frisöse von Hans-C.

Wenn jemand ein Unternehmen als Eigentum hat, dann hat er dies in der Regel durch eigene Arbeit erworben. Das bedeutet, Kapital ist gespeicherte Arbeit (von Erbschaften und Lottogewinnen abgesehen). Und wer viel (oder wenig, aber effektiv) gearbeitet hat, und sein Geld in sein Geschäft gesteckt hat und es nicht veralkoholt oder verqualmt hat, kann dann vielleicht mal davon leben. Dieser Zins (Eigenkapitalrendite) ist der Ertrag der nicht verkonsumierten Arbeit der Vergangenheit.

Nach diesem Ausschweif zu den Postlöhnen.

Natürlich ist es nicht schön, wenn jemand wenig verdient. Man wird das Problem einfach umgehen, indem man die Verteilung der Post in einem kleinen Gebiet, zB einer Gemeinde an freie Unternehmer ausschreibt. Das ist möglich, weil diese Leute meines Erachtens als Selbstständige beschäftigt werden können (eigenes Kapital = Fahrzeug, Selbstbestimmung von Zeit [innerhalb eines Tages], Wegstrecke, Organisation, Auftreten am Markt [zB mehrere Gemeinden] und keine Eingliederung in ein Unternehmen. Dann gilt kein Tarifvertrag mehr, sondern normales Dienst/Werkvertragsrecht.
_________________
mfg
Klaus
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Stephan1
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 460

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 01:24    Titel: Antworten mit Zitat

0Klaus hat folgendes geschrieben::
Oder Bahn. Die Lokführer streiken und die Öffentlichkeit steht dahinter; aber als man von Fahrpreiserhöhungen sprach, kam eine Bugwelle der Ablehnung.

Laut einer Umfrage wären sogar 30% der Fahrgäste bereit, höhere Fahrpreise zu bezahlen, damit die Lokführer mehr verdienen. Allerdings ist die Bereitschaft für die Katz. Die letzten (und auch die kommenden) Fahrpreiserhöhungen dienten nur dazu, die Gewinne des Unternehmens zu erhöhen, nicht die Gehälter der Beschäftigten.

0Klaus hat folgendes geschrieben::
Man wird das Problem einfach umgehen, indem man die Verteilung der Post in einem kleinen Gebiet, zB einer Gemeinde an freie Unternehmer ausschreibt. Das ist möglich, weil diese Leute meines Erachtens als Selbstständige beschäftigt werden können (eigenes Kapital = Fahrzeug, Selbstbestimmung von Zeit [innerhalb eines Tages], Wegstrecke, Organisation, Auftreten am Markt [zB mehrere Gemeinden] und keine Eingliederung in ein Unternehmen. Dann gilt kein Tarifvertrag mehr, sondern normales Dienst/Werkvertragsrecht.

Das geht nicht, da es ein ganz klarer Fall von Scheinselbstständigkeit wäre.
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Hans-Christian
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Anmeldungsdatum: 28.01.2007
Beiträge: 548

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

0Klaus hat folgendes geschrieben::
Hallo,

ja "Ausbeutung" ist ein Naturgesetz, wobei ich das eher als Wirtschaftlichkeitsstreben bezeichnen würde.
....


Aber die Wirkung von Gesetzen kann der Mensch beeinflussen.
Und er sollte dies so tun, dass die Zahl der Reichen nicht zunimmt auf Kosten der Zunahme der Zahl der Armen.

Zitat:
"Jeden Tag kommen in Deutschland 85 Millionäre dazu - auch ohne Lotto zu spielen. Dieser Reichtum basiert auf der Armut der anderen."
Bodo Ramelow am Sonntag in Mühlhausen


Bei uns leben 2,5 Millionen Kinder in Armut.

Bei uns wurde die Vermögensteuer abgeschafft.

Auf das der Aufschwung den Millionären zu Gute kommen soll auch weiterhin. Das ist die Politik unserer Regierung.
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lissy
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Anmeldungsdatum: 10.05.2005
Beiträge: 1500

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 12:40    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

zur Frisöse von Hans-C.

Wenn jemand ein Unternehmen als Eigentum hat, dann hat er dies in der Regel durch eigene Arbeit erworben. Das bedeutet, Kapital ist gespeicherte Arbeit (von Erbschaften und Lottogewinnen abgesehen). Und wer viel (oder wenig, aber effektiv) gearbeitet hat, und sein Geld in sein Geschäft gesteckt hat und es nicht veralkoholt oder verqualmt hat, kann dann vielleicht mal davon leben. Dieser Zins (Eigenkapitalrendite) ist der Ertrag der nicht verkonsumierten Arbeit der Vergangenheit.


Hier möchte ich noch dazu sagen: So mancher kleine Unternehmer, der in seinem Betrieb mitarbeitet (auch die Friseuse wird, unbemerkt von ihren Angestellten, mitarbeiten), wäre manchmal froh, wenn er auf den Stundenlohn seiner Mitarbeiter käme.
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yamato
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Anmeldungsdatum: 09.05.2006
Beiträge: 2207
Wohnort: Berlin

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 13:25    Titel: Antworten mit Zitat

Ich frage mich warum Länder die bereits einen Mindestlohn haben, trotzdem eine geringere Arbeitslosigkeit haben, als wir.

USA z.B. 7,25 $
UK z.B 7,50 Pfund

Der erste mag mit umgerechnet ca. 5,40 € noch recht niedrig sein, der zweite liegt aber bei mehr als 8 €, also mehr als die Gewerkschaften allgemein fordern.
Ich behaupte beide genannten Länder sind eher unverdächtig im Bezug auf soziale Wohltaten Sehr glücklich

Trotzdem haben beide Länder weniger Arbeitslose als wir...[/img]
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 14:09    Titel: Antworten mit Zitat

Stephan1 hat folgendes geschrieben::
Laut einer Umfrage wären sogar 30% der Fahrgäste bereit, höhere Fahrpreise zu bezahlen, damit die Lokführer mehr verdienen.


Na, dann sehe ich aber für die Lokführerzukunft schwarz, wenn 70 % der Fahrgäste dazu nicht bereit sind (und sich bei einer Fahrpreiserhöhung nach anderen Transportmitteln umsehen). Geschockt
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Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. (Goethe, Maximen und Reflexionen).
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ZetPeO
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Anmeldungsdatum: 14.07.2006
Beiträge: 2166

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 14:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo

Mal etwas zum Nachdenken:

Zitat:
Zitat:

Keines der 30 Unternehmen im Börsenindex DAX wies nach den ersten neun Monaten 2004 rote Zahlen aus. Zehn erwirtschafteten einen Milliardengewinn und selbst ein jahrelanger Verlustmacher wie der Chiphersteller Infineon schaffte es in die schwarzen Zahlen. Ein Musterbeispiel ist der Industriegigant Siemens. Der Überschuss stieg im Ende September 2004 abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 3,4 Milliarden Euro - das zweitbeste Ergebnis der Konzerngeschichte - von 2,44 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Die Sachinvestitionen waren mit 4,6 Milliarden Euro genauso hoch wie im Vorjahr. Die Bar-Kasse ist mit gut zwölf Milliarden Euro prall gefüllt.

Unverminderter Spardruck
Dennoch bleibt der Spardruck beim Personal unvermindert: Mit der Drohung einer Jobverlagerung nach Ungarn setzte Siemens im Sommer längere Arbeitszeiten für mehrere tausend Beschäftigte in der verlustbringenden Handy-Produktion durch. In den vergangenen Jahren wurde der Abbau von mehr als 35.000 Stellen angekündigt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr fiel die Zahl der Inlandsmitarbeiter um 6000 auf 164.000. Im Ausland stieg die Zahl der Beschäftigten dagegen um 13.000 auf 430.000.


Quelle“ Star“ 29.Nov. 2004

Und dann bitte hier, drei Jahre später:

http://www.focus.de/finanzen/news/dax-konzerne_aid_125772.html



Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange die Großunternehmen auf Kosten ihrer Mitarbeiter meinen, einer
Anglo- Sächsischen Shareholder Value Mentalität gerecht zu werden.

Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange dieselben Unternehmen meinen, Missmanagement auf Kosten ihrer Mitarbeiter
zu kaschieren.

Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange dieselben zwar nach außen moralische Verantwortung ihren Beschäftigten gegenüber predigen,
aber McKinsey praktizieren.

Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange dieselben mit Subventionen und Steuergeschenken ihre Lobby Tätigkeit
üppig belohnt bekommen.

Gr.
ZetPeO
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Manche Menschen haben einen Gesichtskreis vom Radius Null und nennen ihn ihren Standpunkt
David Hilbert

Wenn die Sonne der Weisheit tief steht, werfen auch geistige Zwerge lange Schatten.
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 15:05    Titel: Antworten mit Zitat

ZetPeO hat folgendes geschrieben::
Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange die Großunternehmen auf Kosten ihrer Mitarbeiter meinen, einer
Anglo- Sächsischen Shareholder Value Mentalität gerecht zu werden.


Hm. yamato hat doch eben erst darauf hingewiesen, daß die USA und das Vereinigte Königreich Mindestlöhne haben (die USA übrigens seit 1938).

ZetPeO hat folgendes geschrieben::
Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange dieselben Unternehmen meinen, Missmanagement auf Kosten ihrer Mitarbeiter
zu kaschieren.


Mit Mindestlöhnen gibt es also kein Mißmanagement mehr bzw. es kann nicht mehr auf Kosten der Mitarbeiter kaschiert werden?

Dies scheint mir dagegen zu sprechen --> http://de.wikipedia.org/wiki/Enron

ZetPeO hat folgendes geschrieben::
Der Ruf nach Mindestlöhnen ist so lange gerechtfertigt und sogar dringend notwendig,
solange dieselben zwar nach außen moralische Verantwortung ihren Beschäftigten gegenüber predigen,
aber McKinsey praktizieren.


Wieviel der genannten DAX-Konzerne zahlen denn Gehälter, die unter den Mindestlohnforderungen liegen?

Die Diskussion um die Mindestlöhne scheint mir eher ideologisch denn wirtschaftlich motiviert zu sein.
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Hans-Christian
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Anmeldungsdatum: 28.01.2007
Beiträge: 548

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

Redfox hat folgendes geschrieben::

...
Die Diskussion um die Mindestlöhne scheint mir eher ideologisch denn wirtschaftlich motiviert zu sein.


Die Diskussion ist gesellschaftlich erforderlich, damit sich politisch was ändert. Oder wünscht man lieber französische Verhältnisse, bis sich was ändert?
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0Klaus
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Anmeldungsdatum: 30.12.2004
Beiträge: 2595

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 18:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

zu den Briefträgern würde ich nicht von Scheinselb. sprechen, da der Unternehmer hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsorganisation frei ist (er muss halt nur dafür sorgen, dass irgendwann einmal an einem Tag die Post verteilt wird), er kann sogar Arbeitnehmer einstellen.

Zitat:
Aber die Wirkung von Gesetzen kann der Mensch beeinflussen.


Das menschliche Wirtschaftlichkeitsstreben (Gier) kann nicht beeinflusst werden. Jeder ist bestrebt seinen persönlichen Wohlstand zu mehren. Diese Grundeigenschaft liegt unserem Wirtschaftssystem zu Grunde. Man wird kaum die Massen dafür begeistern, mehr zu bezahlen, dass es einem anderen besser geht. Nur bei den Unternehmern regen sich alle auf, dass genau diese gleiche Mentalität auch der Kunde hat, wird ausgeblendet.

Zitat:
Bei uns leben 2,5 Millionen Kinder in Armut.
Bei uns wurde die Vermögensteuer abgeschafft.
Auf das der Aufschwung den Millionären zu Gute kommen soll auch weiterhin. Das ist die Politik unserer Regierung.


Armut muss nicht heißen, dass es jemandem schlecht geht. Schauen sie zB in religiöse Gemeinschaften, die freiwillig auf den Konsum verzichten und die glücklich sind. Wenn man dann diese Beispiele im Fernsehen sieht, wo die Familie Alg II bezieht, die Eltern aber Rauchen, Alk. trinken und eine recht moderne Einrichtung haben und die Kinder dann keine warme Mahlzeit haben, die Eltern dann noch bei der 'Tafel' essen kaufen oder die Mutter schnell mal eine Pizza bestellt, weil sie kein Essen kochen wollte oder im Bistro Kaffee trinkt; die Kinder dann gerade noch so den Hauptschulabschluss schaffen, obwohl die Eltern genug Zeit hätten sich mal hinzusetzen und auf die Hausaufgaben aufzupassen. Das wird sicherlich auch nicht der Regelfall sein - dieser Eindruck soll auch nicht entstehen, aber was ich damit sagen will ist, dass Geld nicht der Lebensinhalt ist und der Regelsatz für die Grundbedürfnisse ausreicht (ggf. mit einmaligen Darlehen). Ich kanns nur nicht mehr hören, wenn sich beschwert wird, dass man nicht ins Kino oder weggehen kann oder keine Markenkleidung oder Handy mit Klingelton hat, weil man kein Geld hat. Oder sich für Handyrechnungen überschuldet. Das wird dann als Armut bezeichnet.

Zur VermSteuer. Jemand ist nicht deshalb reich, weil das Geld vom Himmel gefallen ist, sondern weil er irgendwas dafür getan (oder es geerbt) hat. Geldvermehrung wird bereits zur Genüge besteuert. Dann noch die Substanz zu besteuern, halte ich für ungerecht.

Im Übrigen begreifen einige nicht, dass der böse Unternehmer am Ende das eigene Kapital ist, das man in Aktien, Fonds, Renten usw. angelegt hat. Ist hier wirklich jemand bereit auf seine Rendite zu verzichten, damit dann die Arbeitnehmer mehr verdienen (vielleicht als man selbst). Dann würde ich vorschlagen, wir richten einen Verein ein, in dem wir die überschüssige Rendite einzahlen und dann an die Beschäftigten verteilen.

Zur Arbeitslosigkeit und Mindeslöhnen in anderen Ländern ist zu beachten, dass die USA zum einen eine noch astronomische Staatsverschuldung als die BRD haben und durch Staatskonsum Arbeit produzieren können und zum anderen keine Lohnkonkurrenz aus östlichen Staaten besteht (wie in EU). Außerdem müssten auch die Sozialsysteme verglichen werden.

Anstatt über Mindestlöhne zu diskutieren, sollte man versuchen einen richtigen Arbeitsmakt hinzubekommen. Dann würden sich reale Löhne bilden.
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mfg
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ZetPeO
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Anmeldungsdatum: 14.07.2006
Beiträge: 2166

BeitragVerfasst am: 03.12.07, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Mein Beitrag trägt ja auch die Überschrift:

„Mal etwas zum Nachdenken:“

Es geht auch nicht um böse oder gute Unternehmen, obwohl man die, nur nebenbei
bemerkt, sehr wohl in diese Kategorien aufteilen könnte.

Böse Unternehmen ignorieren z.B., oder besser, stellen zu spät fest, dass ihre
Arbeitnehmer ihr eigentliches Kapital und die eigentliche Unternehmensbasis sind.

Ich ignoriere auch nicht, dass die Kunden- , oder besser Verbrauchermentalität
in die gleiche Richtung läuft, wenn auch durch Medien und Werbung gesteuert,
letztendlich wiederum im Auftrag um Produkte zu verkaufen.
(permanente Verdummung)

Ich wollte damit nur aufzeigen, dass viele Probleme hausgemacht sind und der
unternehmerische Weitblick teilweise sehr zu wünschen übrig lässt.
Da möchte ich mal auf jemanden hinweisen, der hoffentlich nicht durch eine
Namensperre fällt.
Daniel Goeudevert
Seine Vorstellungen und Visionen mögen dafür stehen, dass es auch anders geht.
Aber einige seiner Vorstellungen passten nicht in reines auf Profit ausgelegtes Gedankengut.

Gr.
ZetPeO
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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 04.12.07, 10:35    Titel: Antworten mit Zitat

0Klaus hat folgendes geschrieben::

Im Prinzip ist es im Regelfall nicht der Unternehmer der seine AN ausbeutet, sondern der Kunde.


Sehe ich genauso, in den meisten Faellen ist der Unternehmer sehr abhaengig von seinen Kunden.

0Klaus hat folgendes geschrieben::

Die Lokführer streiken und die Öffentlichkeit steht dahinter; aber als man von Fahrpreiserhöhungen sprach, kam eine Bugwelle der Ablehnung. Weiter VW. Leute verdienen gut, Deutsche Markenware, aber teurer; wenn dann China mal seine Fahrzeuge auf dem Markt bringt, wird der Kunde diese preisgünstigen Fahrzeuge kaufen. Oder die meiste Kleidung, jeder weiß. dass die in Billigländern hergestellt wird; kaum einer kauft die deutsche Ware. Oder Kaffee; kaum einer kauft Fair-Produkte (oder so ähnlich), wo die Bauern in Etw.-Ländern ein bisschen mehr bekommen.


Und hier zeigt ich die grenzenlose Verbloedung der Medien - diese erwecken immer den Eindruck als sei ein Arbeitskampf etwas zwischen AG und AN.
Aber das ist totaler Quatsch neben AG und AN sitzt auch immer der Kunde mit am Tisch passt ihm das Verhandlungergebnis nicht, dann kann es sein, dass er aufsteht und sich einen anderen Tisch sucht.

Falls dieser andere Tisch aber auch nicht so toll ist, kann das in der Konsequenz heissen, dass der Kunde keine Wahl hat und von dem 3 Parteien am Tisch er am meisten verliert. Der AN wuerde also mit seiner Gehaltserhoehung gar nicht dem AG so sehr Geld abknoepfen, sondern dem Kunden - das koennte durch die GDL erreicht werden.

0Klaus hat folgendes geschrieben::


wir verzichten mal auf Dividende (und damit Kursanstieg), damit wir die Löhne erhöhen können, wäre schon viel getan.


Das Problem ist natuerlich, dass kein Mensch Aktien kauft, wenn solche Sachen gemacht werden. Mit der Konsequenz, dass bestehende Aktien erheblich an Wert verlieren(die momentanen Besitzer verlieren also Eigentum aufgrund dieser Massnahme) und Neueimmemission koennen nur erheblich niedrigere Preise erzielen, womit die Kapitalbewschafung schwieriger wird, was dann zu erheblichen wirtschaftlichen Schaden fuehren kann.

0Klaus hat folgendes geschrieben::


zur Frisöse von Hans-C.

Wenn jemand ein Unternehmen als Eigentum hat, dann hat er dies in der Regel durch eigene Arbeit erworben. Das bedeutet, Kapital ist gespeicherte Arbeit (von Erbschaften und Lottogewinnen abgesehen). Und wer viel (oder wenig, aber effektiv) gearbeitet hat, und sein Geld in sein Geschäft gesteckt hat und es nicht veralkoholt oder verqualmt hat, kann dann vielleicht mal davon leben. Dieser Zins (Eigenkapitalrendite) ist der Ertrag der nicht verkonsumierten Arbeit der Vergangenheit.


Die Aktien die ich besitze habe ich auch mit Geld gekauft, dass ich nicht versoffen habe. Deswegen habe ich keine Skrupel eine vernuenftige Rendite zu erwarten.

0Klaus hat folgendes geschrieben::

Nach diesem Ausschweif zu den Postlöhnen.

Natürlich ist es nicht schön, wenn jemand wenig verdient. Man wird das Problem einfach umgehen, indem man die Verteilung der Post in einem kleinen Gebiet, zB einer Gemeinde an freie Unternehmer ausschreibt. Das ist möglich, weil diese Leute meines Erachtens als Selbstständige beschäftigt werden können (eigenes Kapital = Fahrzeug, Selbstbestimmung von Zeit [innerhalb eines Tages], Wegstrecke, Organisation, Auftreten am Markt [zB mehrere Gemeinden] und keine Eingliederung in ein Unternehmen. Dann gilt kein Tarifvertrag mehr, sondern normales Dienst/Werkvertragsrecht.


Sowas passiert regelmaessig, versucht der Staat Preise durchzusetzen die am Markt nicht akzeptiert werden, versucht der Markt das zu umgehen. Die ganze Saceh mti Scheinselbststaendigen haben wir auch nur, weil es so hohe Sozialabgaben gibt.
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carn
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Anmeldungsdatum: 15.02.2006
Beiträge: 2872

BeitragVerfasst am: 04.12.07, 10:45    Titel: Antworten mit Zitat

yamato hat folgendes geschrieben::
Ich frage mich warum Länder die bereits einen Mindestlohn haben, trotzdem eine geringere Arbeitslosigkeit haben, als wir.

USA z.B. 7,25 $
UK z.B 7,50 Pfund

Der erste mag mit umgerechnet ca. 5,40 € noch recht niedrig sein, der zweite liegt aber bei mehr als 8 €, also mehr als die Gewerkschaften allgemein fordern.
Ich behaupte beide genannten Länder sind eher unverdächtig im Bezug auf soziale Wohltaten Sehr glücklich

Trotzdem haben beide Länder weniger Arbeitslose als wir...


In D braucht es ca. 6 Monate ein Unternehmen zu Gruenden, in GB 3 Wochen.
D hat eine Staatsquote von 40-45%, die USA eine von 30-35%.

Wenn man in einem Bereich sehr wirtschaftsfreundliche Bedingungen hat, kann man sich ohne ernsthafte Folgen in einem andern Bereich negative Massnahmen erlauben.

Nur D hatte faktisch bis 2003 Mindestloehne noemlich in Hoehe der Sozialhilfe, drunter konnte man keinen vom Fernsehsessel gut weglocken. Gleichzeitig haben wir eine komplizierte Burokratie und hohe Steuern- und Sozialabgaben.
Der Grund warum es momentan in D bergauf geht lieg auch daran, dass der inoffizielle Mindestlohn abgeschafft wurde.
Und GB und USA haben nicht mehr Wirtschaftswachstum, wil sie einen Mindestlohn haben, sondern weil sie diesen Nachteil durch andere Staerken mehr als ausgleichen.

Die Argumentation Schweden hat doch eine niedrige Arbeitslosigkeit trotz 50% Staatsquote und GB hat eine niedrige trotz Mindestlohns und die USA haben ein niedrige trotz schrecklich komplizierten Steuersystems fuehrt zu Ende gedacht dazu, dass wir alles zusammen haben und dann geht die Wirtschaft wirklich baden.


Meinem Eindruck nach ging jeder richtigen Wachstumsphase in jedem westlichen Industriland in den letzten 30 Jahren Reformen in neoliberaler Richtung voraus(vollstaendige Neoliberale Reformen hat aber niemand gemacht). Z.b. USA, Irland und GB in den 80zigern, womit die 90ziger golden wurden, Daenemark, Schweden Anfang der 90zieger, wodurch es dann um 2000 erheblich besser wurde und D 2003, womit es dann jetzt besser wird - es sei denn natuerlich die SPD verhindert das wieder durch andere "soziale" Massnahmen.
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Hans-Christian
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Anmeldungsdatum: 28.01.2007
Beiträge: 548

BeitragVerfasst am: 04.12.07, 10:49    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
04.12.2007, Oskar Lafontaine

Merkels Managerschelte ist unglaubwürdig

Als "unglaubwürdig und bewusste Wählertäuschung" kritisiert der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Oskar Lafontaine, die Forderung der CDU-Vorsitzenden Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer Begrenzung der Managergehälter:

Angela Merkels Kritik an überhöhten Managergehältern ist der Gipfel der Dreistigkeit und Wählertäuschung. Es ist noch nicht einmal drei Wochen her, da hat die Bundeskanzlerin höchstpersönlich einen entsprechenden Antrag der LINKEN in namentlicher Abstimmung im Bundestag abgelehnt. Die Unionsfraktion hat in der Debatte eine Begrenzung der Managergehälter in Bausch und Bogen verdammt.

DIE LINKE hatte gefordert, Managergehälter gesetzlich auf das 20fache des niedrigsten im jeweiligen Unternehmen gezahlten Lohns zu begrenzen. Man kann über die Höhe der Grenze diskutieren oder andere Wege einer Begrenzung vorschlagen. Wer aber ohne eigenen Vorschlag jegliche Begrenzung ablehnt, um wenig später überhöhte Managergehälter zu beklagen, macht sich unglaubwürdig. Eine solche Wählertäuschung ist nicht hinnehmbar.
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