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Derzeit läuft im Fernsehen dieser rührende Spot, in dem für ein kinderfreundlicheres Deutschland geworben wird.
Dort wird ua behauptet: "Deine Anschaffung ist kostenlos."
Die Realität ist jedoch: Jedes 7 Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos, kann aufgrund von Erkrankungen auf die Hilfe der Reproduktionsmedizin angewiesen. Seit der Gesundheitsreform 2004 werden nur noch 3 Versuche finanziert, die Eigenbeteiligung der Paare beträgt 50% der Arztkosten und Medikamente. Die Eigenbeteiligung wird unabhängig vom Einkommen der betroffenen Paare erhoben.
Nun meine Frage: Darf in diesem Spot behauptet werden, die Anschaffung sei kostenlos, obwohl sehr viele Paare viel Geld ausgeben müssen, wenn sie sich ein Kind "anschaffen" wollen?
Für Ihre Meinungen danke ich Ihnen im voraus! _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
Es wird hier nicht kommerziell für ein Produkt oder eine Dienstleistung geworben.
Dass im Spot nicht gesagt wird, "Du bist in der Anschaffung für 86 % der Paare kostenlos", halte ich für legitim, ohne es juristisch begründen zu können.
Man könnte gegen die von Ihnen kritisierte Aussage auch einwenden, dass die Entbindung auch Geld kostet.
Im Rahmen einer gewissen künstlerischen Freiheit sollten die Aussagen des Spots nicht auf die Goldwaage gelegt werden.
Ich wundere mich aber, dass die "künstlerische Freiheit" höher wiegt als die Gefühle der Betroffenen.
Viele ungewollt Kinderlose, die ihre Altersvorsorge auflösen oder sogar Schulden machen, um diese Behandlungen zu finanzieren, empfinden diesen Spot als ein Schlag ins Gesicht.
(Meiner Meinung nach bezieht sich die "Anschaffung" hier nur auf den Akt der Zeugung, denn die Folgekosten nach der Zeugung beschränken sich ja nicht nur auf die Geburt, die ausserdem kaum jemand aus eigener Tasche bezahlen muss).
Nach Ihrer Argumentation dürfte man auch einen Spot drehen, der behauptet:
"Jeder Deutsche ist ein Weißer".....
....oder? Die nicht-Weißen sind ja auch nur ein "kleiner" Prozentteil der Bevölkerung _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
Aber auch davon abgesehen, würde ich dem Spot nicht vorhalten, daß nicht alle Paare in der Lage sind auf die kostenlose Art und Weise Kinder bekommen zu können. _________________ Im Vatikan leben 2,27 Päpste je Quadratkilometer.
Wieso? Die Anschaffung ist doch Kostenlos.. Nur das Zubehör und die Betriebskosten sind halt das, was in die Tasche geht.. Trifft auf Kinder und Geschenkte Autos gleichmaßen zu _________________ Geist ist Geil!
Die Gefühle, die von den Betroffenen dem Spot entgegengebracht werden, dürften auch weniger von dem Spot selbst herrühren.
Nun, hier wird viel Geld dafür ausgegeben, Paare zu motivieren, Kinder zu bekommen. Die Paare, die sowieso keine Kinder haben möchten, werden sich durch einen bunten Spot nicht plötzlich umentscheiden.
Dann gibt es Millionen von Betroffenen, die sagen: Wieso, wir WOLLEN ja, aber wir KÖNNEN es nicht ohne medizinische Hilfe.
Diese Gelder würden sich dort DIREKT in höheren Geburtenzahlen auswirken
-> Seit der Gesundheitsreform 2004 werden jährlich 10.000 WENIGER Kinder geboren, die mit Hilfe der Reproduktionsmedizin gezeugt wurden
Es geht ja primär um den einen Satz: "Deine Anschafftung ist kostenlos", der ja so pauschal gesagt einfach nicht der Wahrheit entspricht.
Zitat:
Wieso? Die Anschaffung ist doch Kostenlos..
Wie oben bereits erklärt, ist die "Anschaffung" (also die Zeugung / das Schwangerwerden) für viele Paare eben NICHT kostenlos. Darum geht es ja. _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
Sagt denn der Spot aus, daß jeder ein Kind bekommen muss? Oder das jeder ein natürliches Recht auf das Kinderkriegen hat? Nein..
Auch beim geschenkten Auto müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Das mag zum einen die körperliche Eignung sein.. Und die kann man nun nicht einklagen oder einfordern.. _________________ Geist ist Geil!
Beim Kinderwunsch handelt es sich um ein menschliches Grundbedürfnis. Beim Auto handelt es sich um ein Luxusbedürfnis.
Diese beiden Dinge miteinander zu vergleichen, empfinde ich als Mutter geradezu "pervers". Bitte jetzt nicht angegriffen fühlen, ist nur meine subjektive Empfindung.
Eigentlich wollte ich hier auch nicht um das Thema Kinderwunsch an sich diskutieren. Ich wollte nur wissen, ob in einem Spot eine Unwahrheit behauptet werden darf.
Wenn die überwiegende Meinung sagt, dass man das darf, dann finde ich das zwar traurig, aber muss es so zur Kenntnis nehmen. _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
@Mary- Anne: Ich kann sie gut verstehen, daß sie meinen Vergleich nicht als passend empfinden.
Der Kinderwunsch ist zwar ein Grundbedürfnis (bei mir muss ich ehrlich gestehen nun mal nicht), aber es ist kein Grundrecht, da niemand dafür verantwortlich ist, es einklagen zu dürfen. Dadurch stellt die Situation der künstlichen Berfuchtung mMn. auch ein Luxusbedürfnis dar. Denn um einem Kind ein liebevolles Zuhause geben zu können, gibt es auch andere Wege, wie z.B. Adoption. _________________ Geist ist Geil!
Denn um einem Kind ein liebevolles Zuhause geben zu können, gibt es auch andere Wege, wie z.B. Adoption.
Was nun wieder keine kostenlose Art der "Anschaffung" ist.
@ Mary-Anne
Zitat:
Nach Ihrer Argumentation dürfte man auch einen Spot drehen, der behauptet:
"Jeder Deutsche ist ein Weißer".....
Hmm ... und gegen die Aussage, "der Tod ist ein Meister aus Deutschland", könnten die Todesmeister anderer Länder einwenden, dass sie diese Kunst auch meisterhaft beherrschen.
Ehrlich gesagt verstehe ich Ihre Abneigung gegen diesen Satz. Ich habe mir auf der entsprechenden Website besagten Spot mehrmals angeschaut. Die meisten Aussagen sind nicht sachlich, befinden sich eher auf einer gefühlsduseligen Ebene.
Die Aussage, "Du hast Mutter und Vater – und brauchst doch das ganze Land, um glücklich aufzuwachsen.", stößt mir besonders sauer auf.
Trotzdem ist dieser Spot eine Wohltat im Vergleich zu all den durch ökonomische Sichtweisen geprägten Essays, Dokumentationen, Dissertationen ..., die die Stimulierung der Fortpflanzung mit der Verknappung des Produktionsfaktors Arbeit zu begründen suchen.
Dieser Spot regt auf angenehmere Weise zum Kinderkriegen an als Aussagen wie, "Der Führer braucht Soldaten", oder, "Die Kanzlerin braucht Beitragszahler".
Die Aussage, "Deine Anschaffung ist kostenlos", bezieht sich auf den prozentual weitaus häufigsten Fall. Gleichgeschlechtliche Paare z. B. können sich Kinder in der Regel auch nicht kostenlos "anschaffen".
Daher denke ich, dass ein solcher Spot den Normalfall darstellen darf. Schließlich macht die Ausnahme die Norm erst erträglich.
Anmeldungsdatum: 21.11.2005 Beiträge: 11363 Wohnort: This world is not my home - I'm only passing through!
Verfasst am: 14.01.08, 22:31 Titel:
Mary-Anne hat folgendes geschrieben::
Beim Kinderwunsch handelt es sich um ein menschliches Grundbedürfnis.
Offensichtlich nicht, wie Sie weiter oben selber festgestellt haben.
Mary-Anne hat folgendes geschrieben::
Beim Auto handelt es sich um ein Luxusbedürfnis.
Nein. Spätestens, wenn Sie mein Auto sehen könnten, würden Sie das nicht mehr behaupten.
Mary-Anne hat folgendes geschrieben::
Die Paare, die sowieso keine Kinder haben möchten, werden sich durch einen bunten Spot nicht plötzlich umentscheiden.
'Plötzlich' ist auch nicht erforderlich. Werbung funktioniert in aller Regel nur langfristig. _________________ Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart. Sapere Aude!(Kant)
Werbung funktioniert in aller Regel nur langfristig.
Eigentlich ein guter Satz.
Leider aber einer der Sätze, die 2008 dazu führen, dass Werbebudgets umverteilt werden. Von quartalsdividendenorientierten Deppen.
Nein. Spätestens, wenn Sie mein Auto sehen könnten, würden Sie das nicht mehr behaupten.
Auch ein altes, klapperiges Auto ist trotzdem ein Luxusgut. Denn es gibt einen gravierenden Unterschied:
Wenn ich mir kein Auto anschaffen könnte, dann wäre es im großen Maße unpraktisch, ich wäre vielleicht unzufrieden und sauer darüber. Ich würde aber NICHT wochen- monate- jahrelang trauern, einen ganzen Ozean Tränen vergießen und schlimmstenfalls richtige Depressionen verfallen.
Genau aber DAS passiert, wenn sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Ich habe diese Trauer, diese Wut, diese Enttäuschung selber mitgemacht und ich kenne über eine Betroffenenorganisation unzählige Paare, denen es genauso geht.
Man fragt sich: Warum gerade wir? Was haben wir falsch gemacht?
Für viele Paare kommt dann zu dieser emotional sehr belastenden Situation noch die finanzielle Belastung dazu.
Ok, eine gewisse Zuzahlung wird von den Betroffenen gar nicht in Frage gestellt. Aber diese Zuzahlung muss sich am EInkommen des Paares orientieren. Kann doch nicht sein, dass sich die Frage des Kinderwunsches nach dem Geldbeutel entscheidet...
Zitat:
Zitat:
Beim Kinderwunsch handelt es sich um ein menschliches Grundbedürfnis.
Offensichtlich nicht, wie Sie weiter oben selber festgestellt haben.
Warum haben wir dann zB Homosexuellen das Heiraten erlaubt? Ist ja auch nicht JEDER homosexuell....
Bitte nicht falsch verstehen, diese Argumentation ist rein rhetorisch.
Erlauben Sie mir mal eine Gegenfrage: Wenn der Kinderwunsch KEIN Grundbedürfnis ist: Warum fallen dann die Betroffenen in so ein tiefes Loch? Warum nimmt die Trauer einfach kein Ende? Wie soll man dann diese Sehnsucht "eliminieren"?
Zitat:
aber es ist kein Grundrecht, da niemand dafür verantwortlich ist, es einklagen zu dürfen.
Selbstverständlich gibt es kein "Recht auf ein Kind". Es gibt aber auch ein Recht auf die zur Verfügung stehende medizinische Behandlung. Die Betroffenen zahlen nämlich auch die Krankenkassenbeiträge. Im Fall der Erkrankung "Sterilität" aber zieht sich die Versichertengemeinschaft aber nach und nach zurück. Pech gehabt!
Zitat:
Denn um einem Kind ein liebevolles Zuhause geben zu können, gibt es auch andere Wege, wie z.B. Adoption.
Jau, dieser Satz ist bei den Betroffenen tatsächlich sehr beliebt
Genau, geh doch einfach ins Waisenhaus und schnapp dir so ein armes Kind....
Sie haben wohl überhaupt keine Ahnung, wie schwierig sich so eine Adoption gestaltet. Es werden kaum Kinder zur Adoption freigegeben und es bewerben sich sehr viele Paare. Die Wartelisten sind endlos lang und die Kriterien an die Bewerber sehr streng.
Zitat:
Dadurch stellt die Situation der künstlichen Berfuchtung mMn. auch ein Luxusbedürfnis dar.
Wir haben allgemein eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau. Wenn Sie die Reproduktionsmedizin als "Luxus" bezeichnen, dann müssen Sie das für einen Großteil der medizinischen Versorgung auch tun.
Der entscheidende Unterschied: Menschen mit einer Erkrankung der Fortpflanzungsorgane werden moralisch anders bewertet als Menschen mit anderen Erkrankungen.
Tja, nun bin ich genau dort gelandet, wo ich eigentlich nicht hinwollte: In einer Diskussion über Repro-Med.
Wie gesagt, eigentlich wollte ich nur wissen, ob in so einem Spot etwas so pauschal auszusagen, was aber in der Realität so nicht 100% zutreffend ist.
Zum Schluß möchte ich Ihnen noch etwas Persönliches sagen:
Ich habe zwei Kinder, die mit Hilfe der Reproduktionsmedizin gezeugt wurde. Zu einer Zeit, in der diese Behandlung noch zu 100% von der KK bezahlt wurde.
Ich werde NIE diese Trauer vergessen, die damals gefühlt habe, als ich "es" erfahren habe....Ich habe wochenlang getobt, geweint und die Welt und Gott dafür gehasst....
Dann sind zwei Wunder in meinem Leben geschehen und ich sage Ihnen: Es ist das Beste, was mir je Leben passiert ist.
Keine Sorge, ich bin keine Psycho-Mutter, ich bin eine ganz "normale" Frau mit Freunden und vielen Interessen. Trotzdem hatte es mich völlig aus der Bahn geworfen, als sich mein Kinderwunsch nicht erfüllen wollte.
Die Repro-Medizin hat meine Trauer geheilt und das größte Wunder in Leben gebracht.
Ist DAS Luxus????
Noch eine Anmerkung zum Schluß: "Meine" Kinder, für deren Entstehung auch Sie einen klitzekleinen Anteil gezahlt haben (sofern Sie gesetzlich versichert sind), werden später auch "Ihre" Rente mitzahlen. Es ist also auch wirtschaftlich betrachtet nciht nur "rausgeworfenens" Geld. _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
Anmeldungsdatum: 27.01.2005 Beiträge: 7499 Wohnort: PC
Verfasst am: 15.01.08, 10:09 Titel:
Ohne jetzt jemanden zu nahe treten zu wollen aber:
Wenn jemand kein Kind bekommen kann, dann könnte man sich ja eigenltich auch mal fragen warum das der Fall ist und ob es gesellschaftlich gewollt sein kann, "schlechtes Genmaterial im Genpool künstlich aufrecht zu erhalten"...
Ich sehe jedenfalls nicht, warum eine Gesellschaft dafür Geld ausgeben sollte, künstlich die "natürliche Selektion" für noch nicht geborenes Leben zu verhindern. Das man den schon lebenden Individuen das Leben nicht zur Hölle macht ist teil des Sozialstaatsprinzips aber vorsätzlich eigentlich zu selektierendes sollte meines erachtens nicht auf Kosten der Gesellschaft noch begünstigt werden... _________________ ...fleißig wie zwei Weißbrote
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Wenn Sie einmal Krebs bekommen sollten (nur rein hypothetisch), dann werden Sie sich natürlich auch der "natürlichen Selektion" unterwerfen und auf eine Behandlung verzichten.
Wüsste ausserdem nicht, warum die Gesellschaft für Ihre Behandlung dann Geld ausgeben sollte, wenn Sie "genetisch" zu einem frühen Tod verurteilt sind.
Übrigends hat Sterilität nicht zwangsläufig etwas mit "schlechtem Genmaterial" zu tun. Ich bleibe mal soweit freundlich und erzähle Ihnen, dass mein Mann und ich vor den repromedizinischen Eingriffen auch genetisch untersucht wurden. Ergebnis war unauffällig, wie bei den meisten.
Was haben denn zB verklebte Eileiter (eine ganz häufige Folge nach Infektionen) mit der Genetik zu tun? Oder wenn der Mann Mumps oder Hodenhochstand in der Kindheit hatte? Was hat das mit den Genen zu tun?
Gerne würde ich Ihnen das "schlechte Genmaterial" meiner Kinder zeigen. Sie sind völlig gesund und psychisch unauffällig. Mein Sohn ist sogar überbegabt, er konnte mit drei Jahren schon alle Buchstaben schreiben und alle gängigen Automarken erkennen.
Ist aber blöd von mir, mich hier rechtfertigen zu müssen. Ihre Aussage war dermaßen unbedacht und verletzend! _________________ Liebe Grüße
Mary-Anne
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