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Verhältnis zwischen Rechtsethik und Volkswille
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 08:12    Titel: Antworten mit Zitat

Von "uns Oma" entfernen wir uns zunehmend. Ich schlage vor, wir sollten zwei neue Threads eröffnen. Einen in Rechtsphilosophie zum Thema "gibt es eine vom Volkswillen unabhänige Ethik als Maßstab dessen, was Recht ist?" (Oder so ähnlich).

Und einen weiteren in der SC zum Thema "was ist ein Gutmensch?"
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 08:29    Titel: Antworten mit Zitat

Karsten hat folgendes geschrieben::
- Schon mal die Geschichte danach befragt, WAS das Volk schon so Alles für Recht gehalten hat?


Ja, z.B. das Grundgesetz.

Satz 1 der Präambel: Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

(Hervorhebung von mir).
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Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. (Goethe, Maximen und Reflexionen).
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Abrazo
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Anmeldungsdatum: 30.05.2005
Beiträge: 5941
Wohnort: Köln

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Guter Vorschlag, Cicero.
Wenn kein anderer es tut, werde ich ihn aufgreifen - später. Denn das Thema ist nicht einfach.
_________________
Grüße,
Abrazo
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 10:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich nehme an, du meinst den ersten meiner beiden Vorschläge. Ich werde dann den zweiten umsetzen.
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SpecialAgentCooper
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 10:52    Titel: Antworten mit Zitat

Cicero hat folgendes geschrieben::
Ich schlage vor, wir sollten zwei neue Threads eröffnen. Einen in Rechtsphilosophie zum Thema "gibt es eine vom Volkswillen unabhänige Ethik als Maßstab dessen, was Recht ist?"

Wie wäre es der Einfachheit halber, wenn einfach versucht würde, die verschiedenen Kategorien des Moralisierens durch verschiedene Begriffe strikter zu trennen, vielleicht als "gesundes moralischem Volksempfinden" und "geisteswissenschaftlicher Rechtsphilosophie".
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 11:29    Titel: Antworten mit Zitat

SpecialAgentCooper hat folgendes geschrieben::
vielleicht als "gesundes moralischem Volksempfinden" ....


Der Begriff "Volksempfinden" ist aufgegeben und heißt heute "Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden"
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Tastenspitz
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Anmeldungsdatum: 05.07.2007
Beiträge: 4335
Wohnort: Memmingen

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 12:00    Titel: Antworten mit Zitat

Redfox hat folgendes geschrieben::
Der Begriff "Volksempfinden" ist aufgegeben und heißt heute "Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden"

Und wie heißt dann heute die "schweigende Mehrheit"?
Vorschlag: "die undefinierte Majorität welche das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden unartikuliert reflektiert"
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SpecialAgentCooper
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 12:11    Titel: Antworten mit Zitat

Redfox hat folgendes geschrieben::
Der Begriff "Volksempfinden" ist aufgegeben und heißt heute "Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden"

Geht meinetwegen auch, obwohl ich diese merkwürdige Vermischung von Kopf und Herz als in sich widersprüchlich empfinde. Viele Denken bei solchen Fragen offensichtlich nciht und viele haben kein Herz. Klingt für mich auch immer nach etwas weltfremd angestaubtem Menscheln durch politisch korekte Juristen.
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 13:16    Titel: Antworten mit Zitat

SpecialAgentCooper hat folgendes geschrieben::
Cicero hat folgendes geschrieben::
Ich schlage vor, wir sollten zwei neue Threads eröffnen. Einen in Rechtsphilosophie zum Thema "gibt es eine vom Volkswillen unabhänige Ethik als Maßstab dessen, was Recht ist?"

Wie wäre es der Einfachheit halber, wenn einfach versucht würde, die verschiedenen Kategorien des Moralisierens durch verschiedene Begriffe strikter zu trennen, vielleicht als "gesundes moralischem Volksempfinden" und "geisteswissenschaftlicher Rechtsphilosophie".


Nein, vielmehr möchte ich trennen zwischen dem ernsthaft zu diskutierenden Thema "Verhältnis zwischen Rechtsethik und Volkswille" einerseits und einer nur polemisch zu führenden Diskussion um "moralisierende Gutmenschen" andererseits.
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

SpecialAgentCooper hat folgendes geschrieben::
Klingt für mich auch immer nach etwas weltfremd angestaubtem Menscheln durch politisch korekte Juristen.


Nein, "gesundes Volksempfinden" war einfach politisch zu sehr belastet --> http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundes_Volksempfinden . Und daher der neue Begriff.

Ob der nun wirklich sinnvoll ist oder nicht.
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

"Gesundes Volksempfinden" meinte einen Konses des gesamten deutschen Volkes, dem ein gemeinsamer, mit der NS-Ideologie konformer Wille unterstellt wurde.

"Das Anstandsgefühl aller billig und gerecht denkenden" meint ein unabhängig von jeder Staatsideologie bestehendes Rechtsgefühl, welches man bei den meisten "normalen" Menschen erwarten würde. Und zwar nicht nur bei den Angehörigen des deutschen Volkes.
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SpecialAgentCooper
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

Gerade wegen dieser Bedeutungs-Ambivalenz finde ich eine Weiterverwendung eigentlich besonders angebracht, denn sie macht plastisch, wo die Risiken sind. Es geht hier schließlich auch darum, überzeichnet gesagt zwischen Moralisieren, welches auch mal in Vorurteile ausarten kann, und einer verkopften, aber vielleicht auch unverständlichen und bürgerfernen, deswegen latent seelenlosen Geisteswissenschaften sprachlich zu unterscheiden.
Aber natürlich ist es richtig und wichtig, sich bewußt zu machen, dass man auch ins Wörterbuch des Unmenschen Rückgriff nimmt. Also sprechen wir meinetwegen billig und gerecht.
Man kann "z. B. an die Frage Todesstrafe für Vergewaltiger?" ethisch herangehen oder "mit Anstandsgefühl eines billig und gerecht Denkenden". Letzteres birgt neben der Risiken emotionaler Unsachlichkeit aber einfach auch die Gefahr über ein demokratisch erzieltes Ergebnis eine objektiv falsche Antwort zu erlangen.
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

Questor hat folgendes geschrieben::
Cicero hat folgendes geschrieben::
"Gesundes Volksempfinden" meinte einen Konses des gesamten deutschen Volkes, dem ein gemeinsamer, mit der NS-Ideologie konformer Wille unterstellt wurde.
Das ist nicht Ihr Ernst, Norbert Lammert als Nazi zu titulieren??? Geschockt


http://de.wikipedia.org/wiki/Gesundes_Volksempfinden
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Cicero
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Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 14:36    Titel: Antworten mit Zitat

SpecialAgentCooper hat folgendes geschrieben::
Man kann "z. B. an die Frage Todesstrafe für Vergewaltiger?" ethisch herangehen oder "mit Anstandsgefühl eines billig und gerecht Denkenden". Letzteres birgt neben der Risiken emotionaler Unsachlichkeit aber einfach auch die Gefahr über ein demokratisch erzieltes Ergebnis eine objektiv falsche Antwort zu erlangen.


Die heutige Rechtsprechung verwendet die Formel vom "Anstandsgefühl". Aber eben nicht, um strafrechtliche Sanktionen zu rechtfertigen, die mit dem geltenden, geschriebenen Strafrecht unvereinbar sind. Es wird also kein Vergewaltiger unter Berufung auf das "Anstandsgefühl aller billig und gerecht denkenden" zum Tode verurteilt. In der NS-Zeit dagegen wäre dies möglich gewesen, weil die Nazis nach ihrer Machtergreifung zunächst einmal diesen Grundsatz aufgehoben haben.

Die Formel vom Anstandsgefühl wird nur als Hilfestellung herangezogen, wenn zu entscheiden ist, was unter allgemein gehaltene Normen wie diese fallen soll und was nicht.
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SpecialAgentCooper
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 20.10.08, 15:15    Titel: Antworten mit Zitat

Das stimmt. Das von mir zitierte befaßt sich indes nicht mit Rechtsprechung sondern mit unterschiedlichen Stilen des Erlangens einer Meinungshoheit beim Moralisieren und beim Philosophieren.
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