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Konsiliarbericht

 
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Froschkönig
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Anmeldungsdatum: 22.03.2009
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 22.03.09, 10:03    Titel: Konsiliarbericht Antworten mit Zitat

Hallo an alle!

Also, mein Sohn war einige Zeit in einer Psychotherapeutischen Klinik. Am Anfang haben wir die Klinik von der Schweigepflicht gegenüber dem Arzt entbunden.

Nun nach Abschluß der Behandlung erhält der Kinderarzt einen Konsiliarbericht, den ich aber nicht einsehen darf, wegen der subjektiven Bemerkungen, die er enthält.
Nur mit Einwilligung der Klinik. Die habe ich versucht zu bekommen, bislang ohne Erfolg. Morgen werde ich den Klinikchef anrufen.

Folgende Fragen:
Der Kinderarzt sagt, er darf mir den Bericht nicht zeigen. Stimmt das? Was wären die Konsequenzen für ihn?

Ich weiß, das es bestimmte Gründe gibt, durch die mir die Einsicht verweigert werden darf. Die wären dann inhaltlicher Art. Müssten solche Gründe nicht in irgendeiner Form schonmal in einem Klinik-ElternGespräch zumindest angedeutet worden sein? Ich kann mir keinen Grund vorstellen, bislang war das Verhältnis zur Klinik recht vertrauensvoll.

Wem gegenüber muß/müßte die Klinik über die Gründe Rechenschaft ablegen?

Als ich die Entbindung unterschrieben habe, bin ich davon ausgegangen, daß es sich um Daten handelt, die ich kenne. Dass der Kinderarzt über Infos verfügt, die ja auch mich, mein Verhalten, Beruf etc. betreffen, und ich nicht weiß, worum es sich handelt, finde ich nicht in Ordnung. Ich hätte sie unter diesen Umständen nicht erteilt.

Ich habe ja die Verantwortung für mein Kind. Was ist, wenn ich aufgrund der fehlenden Infos "falsche" Dinge tue oder unterlasse? Spielt das eine Rolle bei der Entscheidung?

Inwiefern muß mein Sohn sein Einverständis erklären, er ist 13? Er wollte selber schon mal Akteneinsicht, das wurde aber "abgewiegelt". Ich gehe davon aus, dass er einverstanden wäre, werde das natürlich auch noch abklären.

Nicht falsch verstehen: es geht mir nicht darum, Infos über ihn im weitesten Sinne (also therapeutische gespräche)und so zu erhalten. Das steht ja sowieso (hoffentlich) nicht in dem Arztbrief. Aber mir will es nicht in den Sinn, daß der Arzt vertrauliche Infos hat, die ich nicht kenne. Wenn die Klinik sie mir nicht zeigen will, finde ich das in Ordnung, aber dann bitte auch nicht an den Kinderarzt.
Er kann ja mit den Infos auch ohne meinen Auftrag oder meines Sohnes nicht anfangen, oder etwa doch? Ich bin doch aber diejenige, die die Behandlung und den weiteren Weg am ehesten gestaltet, sprich zum Jugendamt und so geht. Wie kann mir dann diese Info verweigert werden?

Welche Möglichkeiten hätte ich?

Schon mal vielen Dank für weiterführende Tips!

LG Froschkönig
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Risus
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Anmeldungsdatum: 25.04.2006
Beiträge: 1167
Wohnort: Düsseldorf reloaded

BeitragVerfasst am: 22.03.09, 15:44    Titel: Re: Konsiliarbericht Antworten mit Zitat

Hallo Froschkönig,
beim Lesen Ihres Postings hatte ich den Eindruck, dass Ihre vielen Fragen aus einem Zustand innerer Beunruhigung und Alarmierung heraus entstanden sind. Die Gründe dafür werden Sie selbst kennen.

Zumindest der rechtliche Teil Ihrer Fragen ist leicht zu beantworten.
Zitat:
Also, mein Sohn war einige Zeit in einer Psychotherapeutischen Klinik. Am Anfang haben wir die Klinik von der Schweigepflicht gegenüber dem Arzt entbunden.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die PT-Klinik gegenüber dem einweisenden Kinderarzt von der Schweigepflicht entbunden worden ist, und zwar bezüglich aller Erkenntnisse, welche zur Klärung des Behandlungsauftrages erhoben worden sind. Hierzu gehören auch Informationen über das Lebensumfeld des Kindes, sofern ein möglicher Zusammenhang mit der Erkrankung des Kindes nicht ausgeschlossen werden kann. Davon muss bei seelischen Störungen aber regelmässig ausgegangen werden (Achtung! Ich sagte "möglicher Zusammenhang" und nicht "Schuld" ! Winken )

Nicht gedeckt wäre ohne besondere Einwilligung die Weitergabe von Informationen über die Eltern, bei denen kein potentieller Zusammenhang mit der Erkrankung des Kindes besteht (z.B. Kind wird am Blinddarm operiert und der Bericht enthält Angaben zu Ehestreitigkeiten...)
Für juristische Fragen kommt es auf den genauen Umfang anhand des exakten Wortlautes der Schweigepflichtsentbindung an.

Zitat:
Der Kinderarzt sagt, er darf mir den Bericht nicht zeigen. Stimmt das?
Ja,
falls die Klinik dies ausdrücklich untersagt hat (z.B. durch Vermerk auf dem Bericht)
Er würde sonst seinerseits gegen die ärztliche Schweigepflicht verstossen, auf deren Einhaltung in diesem Fall auch der Absender ein Recht hat.

Zitat:
Was wären die Konsequenzen für ihn?
- im mildesten Fall Vertrauensverlust der Klinik gegenüber dem Arzt, der dann künftig wichtige Informationen nicht mehr mitgeteilt bekommt
- möglich wären auch standesrechtliche Schritte wegen Verstoss gegen das Gebot der kollegialen Zusammenarbeit aus der ärztlichen Berufsordnung
- strafrechtlich siehe § 203 StGB

Zitat:
Müssten solche Gründe nicht in irgendeiner Form schonmal in einem Klinik-ElternGespräch zumindest angedeutet worden sein?
Nein,
weil es sich um rein subjektive Notizen, Gedanken, Einschätzungen handeln kann, welche der Arzt/Therapeut nicht offenlegen muss
weil das verfrühte Offenlegen gerade das Vertrauensverhältnis zu den Eltern unnötig stören kann
Zitat:
bislang war das Verhältnis zur Klinik recht vertrauensvoll.

Weil Sie bislang das Gefühl hatten, alles "unter Kontrolle zu haben" und jetzt nicht mehr?
Wenn es Ihnen wirklich darum geht, dass es Ihrem Kind gut geht und ihm geholfen wird, dann kann ich mir nicht vorstellen, welche Dinge der weiterbehandelnde Kinderarzt ggf. nicht wissen darf?
Auch der Kinderarzt ist gegenüber Dritten an die ärztliche Schweigepflicht bezüglich aller Informationen aus dem Befundbericht gebunden.

Zitat:
Wem gegenüber muß/müßte die Klinik über die Gründe Rechenschaft ablegen?
Über die Gründe dem Gericht, welches bei einer Klage auf Einsichtsrecht entscheiden soll.
Über den Inhalt niemandem.

Zitat:
Was ist, wenn ich aufgrund der fehlenden Infos "falsche" Dinge tue oder unterlasse?
Sie haben das Recht, von der Klinik oder dem Kinderarzt über alles informiert zu werden, was aus ärztlicher Sicht erforderlich ist, damit Sie nicht "das Falsche" tun... Deshalb ist es aber nicht erforderlich, "über alles" informiert zu werden.

Zitat:
Inwiefern muß mein Sohn sein Einverständis erklären, er ist 13?
Wenn er aus Sicht des Arztes die nötige geistige Reife hat, wird in der Regel auch das Kind gefragt, ob es mit der Weitergabe bestimmter Informationen einverstanden ist oder ob bestimmte "Geheimnisse" nicht offenbart werden sollen.
Das gilt dann übrigens auch gegenüber den Eltern... (schon mal daran gedacht?) Wenn das manche Eltern nicht gut akzeptieren können, wird daran eher deutlich, wer eigentlich hauptsächlich ein Problem hat.

Zitat:
Er wollte selber schon mal Akteneinsicht, das wurde aber "abgewiegelt".
Geschockt "Akteneinsicht" für ein 13 jähriges Kind ist doch wohl kaum etwas, was Sie allen Ernstes für sinnvoll und hilfreich für das Kind halten, oder?

Zitat:
Er kann ja mit den Infos auch ohne meinen Auftrag oder meines Sohnes nicht anfangen, oder etwa doch?
Frage Das hab ich jetzt nicht verstanden....

Zitat:
Ich bin doch aber diejenige, die die Behandlung und den weiteren Weg am ehesten gestaltet
Das hoffe ich doch.
Und ebenfalls, dass Sie sich auch weiterhin dabei unterstützen lassen.

In diesem Sinne,

Alles Gute!
Risus
_________________
Die Zukunft hält grosse Chancen bereit - aber auch Fallstricke.
Der Trick dabei ist, den Fallstricken aus dem Weg zu gehen, die Chancen zu ergreifen. Und bis 6 Uhr wieder zuhause zu sein.
[ Woody Allen ]
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Froschkönig
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Anmeldungsdatum: 22.03.2009
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 22.03.09, 18:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Risus,

vielen Dank für die ausführliche Aufklärung der Rechtslage. Zumindest was den Kinderarzt angeht, ist mir das Vorgehen nun klar (daß der den Bericht nicht einsehen lassen darf).

Aber genau diesen Punkt bereitet mir auch wieder Schwierigkeiten. Wenn ich den Gedanken weiterspinne, heißt das doch, daß ich mit meiner Unterschrift gleichzeitig verhindere, daß ich die Daten einsehen kann, weil er ja an die Weisung der Klinik gebunden ist.

Nochmal: ich habe gar nichts dagegen, wenn die Klinik sich ihre Gedanken, Notizen und Vermerke zu machen. Das gehört zur Behandlung, ist sinnvoll und das muß ich auch nicht sehen. Mir geht es lediglich darum, daß ich nicht dem Kinderarzt auf einer Vertrauensebene beraten, entscheiden und sprechen kann, wenn ich nicht darüber aufgklärt bin, welche Infos er hat.
Er hat ja nicht die Ausbildung, den Einblick und den Kontakt zu meinem Sohn, den er dazu bräuchte. Er ist schließlich Mediziner
Ich verstehe es ebenfalls, daß es Einzelfälle gibt, bei denen es angebracht ist den Eltern keine Infos zu geben.

Mir fällt aber auf, daß Sie es scheinbar merkwürdig finden, auf diesen Sachverhalt emotional zu reagieren.
Ja, mir geht es tatsächlich darum, daß meinem Sohn geholfen wird. Und ja, ich respektiere sehr die Schweigepflicht gegenüber den Eltern. Ich weiß nicht, was bei Ihnen den Eindruck erweckt, ich würde irgenein unlauteres Ziel zum eigenen Machterhalt womöglich verfolgen. Mir ist sowohl klar, daß selbstverständlich die Probleme mit familieninternen Strukturen zusammenhängen, aber das ist ja kein Geheimnis, das nur der Arzt wissen darf.

Wenn die Welt so einfach wäre, daß dieses Vorgehen das Beste wäre, wären die Patientengesetze um einiges einfacher. Gerade in diesem Bereich hat aber Patient-Sein und Angehöriger-Sein sehr viel mit Gefühlen zu tun. Es ist nicht einfach, sein Kind in eine Klinik zu bringen und dann über Wochen sehr starkes Vertrauen zu haben, daß alles gut ist. Diese Welt ist nicht schwarz-weiß und mein Gefühl ist eines der vielen, die einem in der Zeit begegnen. Gerade weil man mit dem Kind und den Strukturen so sehr verwoben ist, ist es auch für die Eltern ein Ausnahmezustand.


Und ja, zum Teil geht es auch um Kontrolle. Wem vertraut man sein Kind bedenkenlos an? Da sind sehr viele Menschen in der Klinik. Der eine gefällt einem besser, der andere schlechter. Man - besonders mein Sohn- ist ja lange auf diese Menschen mehr oder weniger angewiesen. Da ist es normal denke ich, daß man einem mehr vetraut und dem anderen weniger. Es ist ja kein Hotelurlaub, den man da bucht, sondern es hängt seelisch sehr viel davon ab.

Wer würde nicht einfach gerne informiert sein, anstatt das Gefühl zu haben, man wird in irgendeiner Weise übergangen, etwas wird verheimlicht oder es wird über einen bestimm oder in die Verantwortung hineingeredet. Das hat aber mit meiner Rolle als Elternteil zu tun, dazu braucht es keinerlei seelische Besonderheit. Ich möchte schon, daß ich in letzter Instanz entscheiden darf, weil ich einfach den intensivsten Einblick, die längste Zeit mit ihm verbracht,die größte Liebe, das größte Anliegen an sein Glück habe.
Und ich finde, ich habe genau darauf ein Recht, zu sagen, wie ich mich dabei fühle und was mir komisch vorkommt, ohne daß mir unterschwellig mitgeteilt wird, ich möchte ja gar nicht das Beste für mein Kind, nur weil ich in diesem Fall mit dem Vorgehen nicht einverstanden bin.

Es ist völlig klar, daß ich mir Hilfe und Berater hole, habe ich ja auch gemacht.
Ich möchte aber als mündiger Elternteil behandelt werden, der in der Lage ist, mit Infos und Wissen bewußt umzugehen. Dann kann ich gemeinsam mit Arzt, Therapeut, Jugenamt entscheiden, was das Beste ist.

Und ja, ich finde wenn ein Kind wissen möchte, was mit ihm und den Unterlagen geschieht, finde ich es selbstverständlich, daß man mit ihm in entsprechender Form darüber spricht und ihm weitestgehend transparent macht.

Oh nein, ich bin doch nicht schon wieder emotional geworden? In einem Rechtsforum?
Nichts für ungut, ich bin halt so!
javascript:emoticon('Sehr glücklich')

Danke und Grüsse!

Froschkönig
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Risus
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Anmeldungsdatum: 25.04.2006
Beiträge: 1167
Wohnort: Düsseldorf reloaded

BeitragVerfasst am: 23.03.09, 00:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nochmal,
Zitat:
Oh nein, ich bin doch nicht schon wieder emotional geworden? In einem Rechtsforum?
Ein schlimmer Fehler! Mr. Green
Aber ich kann Ihnen anbieten, die Schuld dafür auf mich zu nehmen. Schliesslich habe ich Sie dazu verleitet, indem ich mich nicht auf eine rein juristische Antwort begrenzt, Mit den Augen rollen
sondern versucht habe, Ihnen einen menschlichen Rat zu geben (erbeten oder unerbeten), der Ihnen helfen könnte, in dieser Angelegenheit zu etwas mehr Gelassenheit zurück zu finden.
Falls Sie sich darauf einlassen mögen, jedenfalls Winken
Zitat:
Mir fällt aber auf, daß Sie es scheinbar merkwürdig finden, auf diesen Sachverhalt emotional zu reagieren.
Nun, von "merkwürdig" habe ich nicht gesprochen, nur davon, dass "ich den Eindruck hatte". - Das ist etwas anderes. Aber dann lag ich also richtig?
Ich finde jedenfalls nichts Merkwürdiges an Ihrem Wunsch nach Einsichtnahme noch an menschlicher Neugier. Verständlich, aber nicht immer nützlich.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen:
Natürlich haben Sie in Deutschland immer die Möglichkeit, sich vor Gericht auf Ihr informationelles Selbstbestimmungsrecht nach GG zu berufen und gegen die Klinik ggf. einen Beschluss auf Einsichtnahme zu erwirken. Vermutlich findet sich auch problemlos ein Anwalt, der Sie dabei unterstützt. Ob man damit durchkommt, ist etwas anderes.

Soweit der Rechtsrahmen.
Eine andere Frage ist aber, ob Sie am Ende mit der Akten- oder Briefeinsicht auch das bekommen haben, was Sie wirklich wollten.
Was vielen Menschen mit Bauchschmerzen doch eigentlich fehlt, sind nicht noch mehr Informationen. Sondern etwas, was ihnen hilft, die schon lange vorhandenen erst mal richtig zu verdauen, die das bisherige Leben so für einen bereit gehalten hat, oder? Winken
Das ist übrigens einer der Gründe, warum Einsichtnahme gerade in psychotherapeutische Berichte oft nicht für das Behandlungsziel hilfreich ist.

"Mündiger Bürger?" - Das stammt aber nicht von Ihnen.
Das habe ich schon mal woanders gelesen... Ist nämlich ein bekanntes Totschlagargument. Sehr glücklich

Sind Sie schon mal mit dem Flugzeug unterwegs gewesen?
Auch dort sind Sie "mündiger Bürger" - und trotzdem haben Sie vermutlich darauf verzichtet, sich vom Piloten vor Abflug erst mal in allen Einzelheiten die technischen Details der Maschine erklären zu lassen?

Warum konnten Sie darauf verzichten?
Weil Sie davon ausgehen, in ein paar Minuten ohnehin nicht alles verstehen zu lernen, wofür der Pilot viele Jahre Ausbildung und Berufserfahrung gebraucht hat? Sehr vernünftig.
Vermutlich haben Sie auch darauf verzichtet, den kompletten Sprechfunk zwischen Cockpit und Tower auf Ihren Kopfhörer legen zu lassen? Auch vernünftig. Ein bisschen Entspannungsmusik hören ist besser.

Müsste einem Passagier erst jedes einzelne technische Detail genaustens erklärt werden, so lange, bis er es verstanden hat - und jede Floskel aus dem Funkverkehr zum Tower erst in alle möglichen Sprachen (und Umgangssprachen) für die Kabine übersetzt werden? Zumal ja auch alle anderen 399 Passagiere des Jumbos das Recht in Anspruch nehmen dürften? Was schätzen Sie, wann man dann endlich abfliegen könnte?

Alles, was wichtig ist, erfährt der Passagier schon: Bin ich im richtigen Flugzeug? Haben wir Verspätung? Wann kommt das Essen? Sehr glücklich


Was ich mit dem Flugzeug-Beispiel sagen wollte (vergessen Sie's einfach, wenn es Ihnen nicht gefällt):
Der ärzliche Bericht der Klinik ist zuallererst für einen ärztlichen Kollegen zwecks Weitergabe von Fachinformationen erstellt worden und nicht für Eltern. Es handelt sich quasi um den Funksprechverkehr zwischen Tower und Cockpit. Sie können möglicherweise mit juristischen Mitteln erreichen, nach dem Flug eine Kopie des Funkverkehrs zu bekommen. Aber was wollen Sie damit anfangen? Selbst wenn Sie darin lesen, dass sich der Tower vor Abflug nochmal extra vergewissert hat, ob Passagier "Froschkönig" auf seinem Platz sitzt (weil hier noch ein Koffer von einem Passagier "Froschkönig" rumsteht, der dann noch zur Maschine gebracht werden müsste...)?

Zweck der vermeintlichen "Geheimniskrämerei" ist meistens nicht das Geheimhalten als Selbstzweck, sondern dass man überhaupt irgendwie pünktlich, sicher und einigermassen entspannt zum Ziel gebracht werden kann.
Auch die Effektivität psychotherapeutischer Ansätze beruht gerade darauf, dass man nicht über jeden einzelnen Gedanken des Therapeuten ausführlichst unterrichtet werden wird.

Warum also meinen manche Menschen, dass schwierige medizinische oder psychologische Sachverhalte allein mit einer Portion gesundem Menschenverstand und etwas Lebenserfahrung erfasst werden können? So wie man notfalls den Jumbo nach einem kurzen Blick in das Manual und einer 5-Minuten-Kurzeinführung auch selber fliegen könnte?

Als Mutter haben Sie Anspruch darauf, dass man mit Ihnen in der Klinik wichtige Befunde oder Ergebnisse der Behandlung/Untersuchung Ihres Kindes bespricht und Ihre Fragen beantwortet. Hatten Sie dazu vor, während oder zum Abschluss des Klinikaufenthaltes die Möglichkeit? Ich nehme an, ja.
Wenn damit nicht alle offenen Fragen oder Probleme ausgeräumt werden konnten, wird es die Einsichtnahme in einen ärztlichen Bericht auch nicht schaffen.

Machen Sie das Beste daraus.

Freundliche Grüsse
Risus
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Froschkönig
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Anmeldungsdatum: 22.03.2009
Beiträge: 3

BeitragVerfasst am: 23.03.09, 11:56    Titel: Antworten mit Zitat

Also, der mündige Bürger wird ja nicht dadurch weniger richtig, daß ihn schon mal jemand anderes erwähnt hat, oder?

Auch der Vergleich mit dem Flugzeug hinkt ja gewaltig (Krücken-Smilie).
Für manche mag es eben wichtig sein, sich genau um diese Infos zu bemühen um Vetrauen zu entwickeln. Und wenn es hunderte von Froschkönigen sind, die dafür diese Infos brauchen, würde man aus Servicegründen die gängie Praxis vielleicht ändern?
Die Menschen sind verschieden und die Rechtspraxis ist ja auch darauf ausgelegt dieser Tatsache möglichst gerecht zu werden. D.h. wenn ich Wert darauf lege, darf ich diese Dinge erfahren. Habe ich schon so Vetrauen in den Piloten, kann ich darauf verzichten.

Im Übrigen bin ich auch vom Fach, was aber in dieser Diskussion keine Rolle spielt, da ich mit meinem Sohn in diesem Sinne nicht beruflich zu tun habe.Ausser als Mutter, was ja auch ein Beruf sein kann, soll sogar abend- und jahrefüllend sein, was einanderer Beruf selten schafft. Ich kann damit natürlich kein flugzeug fliegen, sprich meinen Sohn nicht therapieren, das verbietet sich von selbst, weil ich ja Teil des Systems bin.

Und ich wiederhole es nochmal: die Klinik darf selbstverständlich sich alles notieren, bewerten und sonstwas. Ich möchte nur ausschließlich wissen, was an den Kinderarzt weitergegeben wird. Alleine deshalb, weil ich mit ihm ja das weitere Vorgehen absprechen will. Aber das geht nur, wenn mir keine Infos vorenthalten werden. Was kann er denn mit diesen Infos machen, was nützen sie ihm, wenn er sie geheim hält?
Er ist Mediziner und kein Therapeut/Psychologe. Für mich ist er in einer eher formalen Rolle. Anders verhält es sich mit der Therapeutin von meinem sohn, da sieht die Lage anders aus.

Aber, lange Rede kurzer Sinn, die Aufregung war umsonst!
Gerade habe ich den Klinikchef erreicht und bekomme den Bericht jetzt zugesandt.
Warum alle anderen Ansprechpartner vorher so ein Trara gemacht haben, wer weiss?

Nein sowas! Unverantwortlich! Aber vernünftig und passend für uns.

Trotzdem danke für die interessante Diskussion!
LG, Froschkönig
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