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Der Terror der Tugend

 
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Dipl.-Sozialarbeiter
FDR-Moderator


Anmeldungsdatum: 09.12.2006
Beiträge: 11996

BeitragVerfasst am: 11.04.07, 11:11    Titel: Der Terror der Tugend Antworten mit Zitat

Der Terror der Tugend (DIE ZEIT, 22.03.2007 Nr. 13) Frage Mit den Augen rollen

Meinungen dazu?
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Cicero
FDR-Mitglied
FDR-Mitglied


Anmeldungsdatum: 24.11.2005
Beiträge: 5793

BeitragVerfasst am: 11.04.07, 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

Der Kommentar will einen generellen Trend zu Verboten ausmachen und kritisiert diesen Trend grundsätzlich. Ich halte das nicht für Sinnvoll, sondern bin der Meinung, man sollte über jedes geplante Verbot gesondert diskutieren.

Dabei würde ich zunächst einmal zwei Gruppen bilden und zwischen Verboten zum Wohl der Allgemeinheit und solchen, mit denen jemand vor sich selbst geschützt werden soll, unterscheiden. Bei letzteren wäre ich überaus vorsichtig. Aber mit Rauchverboten und Alkoholverboten für Autofahrer habe ich keine Schwierigkeiten.
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SpecialAgentCooper
FDR-Mitglied
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 11.04.07, 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

Netter Artikel, aber das ist wahrlich keine neue Sau, die damit durchs Dorf getrieben wird. So ist das halt in der Mediendemokratie. Wäre ja schön, wenn bereits das Rauchen eines Sargnagels wieder einen Hauch von Rebellentum verbreiten würde, der zudem noch das Image eines James Dean verpasst.
_________________
„Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“ (Luis B.)
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Arik
FDR-Mitglied


Anmeldungsdatum: 05.04.2007
Beiträge: 20
Wohnort: Hamburg

BeitragVerfasst am: 11.04.07, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ein Indiz liegt schon darin, dass über ein freiwilliges Ende ungehemmten Wachstums just in dem Moment nachgedacht wird, da der Zenit westlichen Wachstums ohnehin überschritten ist und die Probleme der Zukunft nicht mehr in Europa, sondern in der Dritten Welt produziert werden.


Hinzufügend sollte man aber erwähnen, dass der Begriff "dritte Welt" in diesem Artikel so eigentlich nicht mehr verwendet werden kann. Im Zuge der Globalisierung wurde er nämlich bereits abgeschafft.

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Vieles in dem Bericht trifft gewisse Dinge meines Erachtens auf den Punkt. Höchst sarkastisch finde ich hier den Aufbau der Seite in dem sich der Artikel befindet. Lustigerweise werden in Werbelinks schnelle Autos (siehe Opel Vectra Cosmo 1,9 CTDI), Billigreisen (129 Europa-Ziele gemeinsam entdecken, Hin- und Rückflug sowie Meilen inkl.) und China-Aktienfonds angeboten Sehr glücklich Sehr glücklich Sehr glücklich .

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Wir befinden uns wenn man das mal so ausdrücken will in einer amerikanisierenden Gesellschaft. Wenn man mal über den großen See hinwegblickt, gibt es in den Bundesstaaten der USA bereits seit Jahren vieles, was hier erst in den nächsten Jahren zur Diskussion kommt, gerade beschlossen und diskutiert wird und seit einigen Jahren erst praktiziert wird.

Nehmen wir mal einfach das Gesundheitssystem. Die Reformen im Gesundheitssystem machen es im Prinzip für jeden Menschen in diesem Land schwerer, einen gewissen gesundheitlichen Standard zu halten. Viele Änderungen kamen erst in den letzten Jahren hinzu, da wären um nur ein paar zu nennen: Praxisgebühr, Privatisierung des Arzneimittelhandels, nahezu frei wählbare Preispolitik für Apotheker, völlig überteuerte Zuzahlungen in allen medizinischen Fachbereichen.
Gerechtfertigt wurden in der Vergangenheit solche Änderungen mit Aussagen wie: "Wir müssen den Sozialstaat in Teilen abschaffen um ihn zu erhalten.

Mittlerweile sind wir aber an einer Grenze angelangt, an der auch andere Staaten seit Jahren nagen. Und es wird noch schlimmer.

Das Wort Reform bedeutet für die breite Masse der Bevölkerung doch bisweilen nichts anderes mehr als Beschneidung eigener Rechte, Kürzung der vorhandenen Mittel, Einschränkung in sowohl finanzieller, freizeitlicher als auch persönlicher Hinsicht.

Alles wofür meine vorrangegangene Generation in den 60-80ern des 20 Jahrhunderts gekämpft haben, scheint sich im Laufe meines bis jetzt doch so kurzen Lebens innerhalb so kurzer Zeit wieder in Luft aufzulösen. Das große Problem ist, dass meine Generation vergessen hat, sich gegen gewisse Entscheidungen zur Wehr zu setzen. Der Wille dieses deutschen Volkes ist schwach, wenn überhaupt einer da ist. Geblendet werden alle von der propagierenden Medienwelt, Gemeinschaftsereignissen wie die WM-2006 und eben auch dem angesprochenen Freizeitangebot, welches in Wirklichkeit meines Erachtens gar keines ist. Meine Generation hat das vergessen, was vielen in den 60er und 70er Jahren so wichtig war: Menschliche Nähe, Zusammensein und ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl durch mit Hilfe der Masse Erreichtes!
Mein Gefühl und mein Denken über den hier vorliegenden Artikel stehen im Zwiespalt.

Zitat:
Alkohol und Tabak, Hunde und schnelle Autos, Flugreisen und Computerspiele, Fernsehen und Fast Food – alles, was Spaß, ein wenig Wärme und Abwechslung und Komfort verspricht, das Selbstbewusstsein stärkt oder Fluchten aus dem Alltag organisiert, die preiswerten Vergnügungen des kleinen Mannes zumal, soll eingeschränkt, reglementiert, verteuert, wenn nicht gar verunmöglicht werden.


Sicherlich kann niemand abstreiten, dass zumindest eins dieser sagen wir mal Hobbies ihn reizt oder ihm Spaß macht. Aber ich frage mich ehrlich, sollten diese Dinge unser Leben bestimmen? Sind das die Dinge, die einem die Wärme, Abwechslung und den Komfort versprechen, das Selbstbewusstsein stärken?
Sie sind zumindest eines, nämlich eine Möglichkeit, aus dem Alltag zu entfliehen, anders gesagt die Augen auf etwas anderes zu konzentrieren und den Blick für das eigentlich Wichtige zu verlieren. Wenn ich meine Frau heute in den Arm nehme und ihr sage, dass ich sie liebe und danach ihre glücklichen Augen sehe, dann gibt mir das Wärme. Wenn ich mich mit Freunden im Park treffe, wir Karten spielen, uns unterhalten oder sportlich betätigen, wenn ich mir einen Kinofilm, Theaterstück oder eine andere Veranstaltung vornehme, zu denen ich mit meiner Frau alleine oder mit Freunden hin gehe, dann ist das für mich die Abwechslung, die ich für den Alltag brauche. Und es geht hier viel weniger darum was man macht, sondern dass man zusammen Spaß dabei hat und sich gegenseitig näher kommt.

Wenn ich mich aber manchmal so nach links und rechts umschaue und meine Generation näher betrachte, so haben viele meines Erachtens die Fähigkeit verloren, diese Dinge zu schätzen. Wenn man jemanden auf den dies zutrifft fragen würde, ob dieser Freunde hat, so würde er klar bejahend antworten und auf der Stelle 50 Personen aufzählen, welche er auch regelmäßig auf Flatrate-Saufparties oder anderen Gelagen trifft. Ich kann meine Freunde an einer Hand abzählen, aber das sind feste und ernsthafte zwischenmenschliche Beziehungen, die immer schwerer zu finden sind in unserer Gesellschaft, da die Fähigkeit, sich seinem gegenüber zu öffnen und einfach mal man selbst sein zu können dem Bestreben gewichen ist, cool zu sein, sich über andere lustig zu machen die nicht cool sind. Oft sind diese coolen Leute sehr alleine und weinen insgeheim wenn sie abends in das Bett gehen, dass sie mit niemandem teilen und dann muss man sich mit einer Folge Stefan Raab oder anderem TV-Schrott ablenken, um nicht verrückt in den eigenen vier Wänden zu werden.

Die Gesetzesänderungen sind meines Erachtens eine logische Konsequenz des Versagens meiner Generation, derer ich mich in diesem Sinne nur schämen kann. Die Folge einer nationalen antiautoritären Erziehung einer gesamten Generation, die den Sinn für Familie verloren hat und sich den Ersatz in großen Bekanntenkreisen aller Sex and the City sucht. Zusammenhalt ist dem Egoismus gewichen, jeder denkt nur an sich selbst und seinen Vorteil. Da wo anderen geholfen werden könnte, sei es die Oma, deren Einkaufstüten heruntergefallen sind und deren Inhalt sich auf der Straße verteilt... - oder das dampfende Autowrack am Straßenrand. Alle sehen hin, gehen weiter, bremsen ab, fahren weiter.
Es interessiert niemanden mehr, welches Leid direkt um einen herum herrscht, weil jeder meint, sein Leid sei schon schwer genug zu ertragen und ließe keine Möglichkeit mehr, anderen zu helfen.

Der immense Widerstand gegen die im Bericht angesprochenen Verbote sowie der Vergleich mit dem Hundegesetz sind meines Erachtens notwendige Schritte, wenn auch schwere Schritte, die man gehen muss, damit aus Konsequenz daraus das Volk wieder aktiv wird und sich nicht weiterhin in seiner einsamen Welt verkriecht und dem Alltag entfleucht. Dennoch bin ich gegen diese Einschränkungen da es andere Wege gibt, Menschen wachzurütteln. Früher oder später wird diese Generation dies mit Sicherheit begreifen, denn alles in allem können wir nicht so weitermachen wie bisher.

Wenn diese und die folgenden Generationen sich nicht wieder auf die guten alten Werte besinnen, durch welche dieses Land überhaupt erst das große Glück hatte, von einem zerstörten Kriegsverlierer wieder zu einer Welthandelsmacht zu mutieren, wird es in Zukunft mit Sicherheit noch weiter bergab gehen und dann haben wir ein Volk, dass sich nicht wehrt, ein Volk, mit dem man alles machen kann, das letargisch vor der eigenen Heimpropaganda dahinvegetiert und noch nicht einmal realisiert, dass es längst zu einer Klassengesellschaft geworden ist... - und dies... - nicht auf Grund von politischen Entscheidungen von oben, sondern auf Grund der eigenen Ohnmacht in Folge der durch eine zu freie Kindheit entstandenen Unfähigkeiten und Behinderungen, einen eigenen freien Willen zu entwickeln und diesen in der Gemeinschaft und unter Berücksichtigung unserer Gesetze und der Verfassung vor einer politischen Führung klarzumachen und durchzusetzen.

Erst wenn jeder Einzelne wieder aktiv wird und damit auch aktiv als freies Individuum der Gemeinschaft zum Wohle dieser denkt und handelt, wird es möglich sein und wird es meines Erachtens auch erst dann wieder einer politischen Regierung möglich sein, andere Wege zu gehen, um eigentlich gemeinsame Ziele zu erreichen.
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"Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird."
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Redfox
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Anmeldungsdatum: 31.10.2005
Beiträge: 8443
Wohnort: Am Meer

BeitragVerfasst am: 11.04.07, 12:49    Titel: Antworten mit Zitat

Wir haben keinen Terror der Tugend, sondern wir stehen vor einen zumehmenden Verrechtlichung unserer Gesellschaft. Früher mag es neben den staatlichen rechtlichen Regelungen auch kirchliche, weniger stark fixierte Vorgaben und so etwas wie "Tugend", "Moral", "Sitte", "Anstand" oder was auch immer gegeben haben.

Diese Begriffe im Großen und Ganzen keine große Bedeutung mehr. Man mag dies begrüßen oder bedauern.

Die Menschen als Gruppe empfinden aber Freiheiten und rechtfreie Räume, die durch den Wegfall dieser überkommenen Begriffe entstanden sind, als Bedrohung der Stabilität des Zusammenlebens. Neue rechtliche Regelungen, die dieses Vakuum ausfüllen, werden daher durchaus begrüßt. Diese Regelungen bieten Orientierung und Sicherheit in einer Umgebung, die zunehmend bedrohlich und undurchschaubar erscheint.

Andererseits ist für viele eine Vorgabe auch dann erst verbindlich, wenn sie verfassungskonform vom Staat verabschiedet wurde. Auch in diesem Forum kann man diese Einstellung gut nachvollziehen.
_________________
Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. (Goethe, Maximen und Reflexionen).
無爲 / 无为
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SpecialAgentCooper
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 3296

BeitragVerfasst am: 11.04.07, 13:26    Titel: Antworten mit Zitat

Als junger Spunt kann ich episch vorgetragener Sozialromantik der 70er bis 90er Jahre ja herzlich wenig abgewinnen. Wer jahrzehntelang über seine Verhältnisse lebt, muss sich eben klar machen, dass dies auf Kosten der folgenden Generationen geschieht. Ein Blick auf die gern gehörte Wahrheit "Die Rente ist sicher." sollte jedem vernunftbegabten Bürger, den eine Überschuldung der Haushalte sein Leben lang kalt gelassen hat, klarmachen dass das jetzige Rentenniveau und das derzeit hochentwickelte Gesundheitssystem den folgenden Generationen in dieser Form nie mehr zur Verfügung stehen werden. Sich aus eigener Bequemlickeit so rücksichtlos an der Umwelt schadlos halten wie die letzten Generationen dürfte für die Zukunft auch immer schwieriger werden, wenn jeder scheel glotzende Chines sich auch herausnehmen will Auto zu fahren und für 19,99 nach London zu fliegen.
Weder Sehnsucht nach wertkonservativen Zeiten noch der angebliche Wegfall der Moral, Ethik oder Sitte ist m. E. eine allgemeingültige Lagebeurteilung des Staates Dänemark. Ethik funktioniert immer, nicht nur in der Praxis sondern gerade auch als unseren Grundrechten inne wohnender Wertekanon von Kant über Marx bis Christus und Nietzsche.
Sorgen vor Terror habe ich heutzutage leider in erster Linie dann, wenn ich mir vorstelle, was für verfassungs-scheue Politiker heutzutage respektabel tätig sein können.
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„Die Welt wird immer absurder. Nur ich bin weiter Katholik und Atheist. Gott sei Dank!“ (Luis B.)
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flüstertüte
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FDR-Mitglied


Anmeldungsdatum: 19.10.2006
Beiträge: 807
Wohnort: Stuttgart

BeitragVerfasst am: 12.04.07, 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

Autor(in) der Zeit hat folgendes geschrieben::
Das Einzige, womit der Politiker noch Handlungsfähigkeit beweisen kann, sind Gesetze volkspädagogischen Zuschnitts: Die Gefahr ist gering, mit ihnen das scheue Kapital zu vertreiben, und die Chance groß, wenigstens die Mittelschicht zu überzeugen, es geschähe etwas.


Das ist ein sehr starkes Argument. Ein solches Verhalten wird gerne auch mal Populismus genannt.
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Das Leben ist ungerecht, aber denke daran: nicht immer zu deinen Ungunsten. John F. Kennedy
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